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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Trauung soll im Dom zu Minden zelebriert werden, und natürlich wird es umso feierlicher, je mehr Ritter das Paar eskortieren. Deshalb hat man mich und meine Männer nun auch gleich nach Minden beordert. Erst dann reiten wir nach Braunschweig weiter, wo die Hochzeitsfeierlichkeiten stattfinden werden.«
    »Zuerst die Trauung?«, wunderte sich Mariana. »Ist es nicht mehr üblich, sich im Kreis der Ritter Eide zu schwören und sich erst hinterher kirchlich einsegnen zu lassen?«
    Magnus zuckte die Schultern. »An der Unschuld der Prinzessin dürfte ja wohl kein Zweifel bestehen«, meinte er. »Also kann man sich auch gleich auf ewig binden. Ich sagte es Euch, Frau Mariana, Heinrich der Löwe führt einen christlichen Hof. Und das will man nun auch bei der Eheschließung demonstrieren.«
    »Sehr christlich«, bemerkte Mariana mit einem Seitenblick auf Amra, den diese nicht zu deuten wusste. »Warum fragt nicht mal jemand nach der Unschuld der Herren?«
    Magnus ließ das unkommentiert. Die drei hatten den Rossmarkt inzwischen erreicht, die Händler hatten ihre Pferde rechts und links einer sandigen Straße angebunden, auf der man sie besser vortraben lassen konnte als auf den gepflasterten Straßen im Hafenbereich.
    Der junge Ritter hörte nicht auf die Rufe der Händler, die ihm mit großen Worten die ältesten und magersten Klepper andrehen wollten. Er fand erst im hinteren Bereich, was er suchte. Hier hielten deutlich besser gekleidete Händler Pferde und Maultiere feil, für die sich Kaufleute und seltener auch Ritter interessierten. Magnus fragte nach Zeltern für die Damen und wurde an einen älteren Juden verwiesen, der gleich vier passende Tiere zur Auswahl hatte.
    »Die Fuchsstute ist jung und feurig – die Damen können damit in jeder Gruppe mithalten. Aber für eine ältere Reiterin …« Der Mann warf einen Blick auf Mariana, die ihm unter ihrem Gebände strenge Blicke zuwarf – beim Anblick der Pferde schien sie sich sofort jünger zu fühlen. »… ich meine, für weniger bewegliche und ungeübte Reiterinnen empfehlen sich eher die Rappstute oder die Braune«, berichtigte er sich schnell.
    Zwei stämmige, sicher nicht mehr ganz junge Pferde schauten freundlich unter langen Stirnschöpfen hervor. Sie erinnerten Amra an Baruchs Stute, denn sie waren kleiner als die Fuchsstute und das vierte Pferd, ein Schimmel, der einer Königin würdig gewesen wäre. Für Amra und Mariana kam er wohl schon aus finanziellen Gründen nicht infrage. Mariana schien das zu bedauern, während Amra schon fasziniert die weiche Nase der Braunen streichelte.
    »Ich möchte die hier!«, meinte sie – und war überrascht, dass der Händler sie für ihre Entscheidung mit vielen begeisterten Worten lobte.
    »Eine Dame mit sehr viel Pferdeverstand. Eine kluge Wahl!«
    Magnus gebot ihm mit einer Handbewegung Schweigen. »Findet jemanden, der sie uns vorreitet«, sagte er knapp. »Nicht, dass sie sich später als ungezähmt entpuppt.«
    Der Händler rief etwas in den Hof eines nebenan liegenden Hauses, und kurz darauf kam ein braun gelocktes, vielleicht dreizehnjähriges Mädchen heraus und legte rasch ein Sitzkissen auf die braune Stute. Der Händler hob es mit einer geschickten Bewegung auf den Pferderücken – Amra schaute fasziniert zu, wie anmutig das wirkte –, und das Mädchen setzte die Stute erst im Schritt, dann schneller in Bewegung.
    »Ihr seht, die Reiterin sitzt fast erschütterungsfrei!«, lobte der Händler sein Pferd – und seine Tochter. »Meine Rachel hat die Stute selbst ausgebildet, sie ist absolut verlässlich und scheut nicht.«
    »Wieso sitzt sie so ruhig?«, wisperte Amra Mariana zu.
    Nachdem der Händler eben ihren Pferdeverstand gepriesen hatte, mochte sie ihre Unwissenheit nicht zugeben. Aber der ruhige Sitz des Mädchens auf dem nicht sehr sicher wirkenden Sitzkissen faszinierte sie. Sie selbst war von Baruchs Stute gnadenlos durchgeschüttelt worden, wann immer sie versucht hatte, das Tier in Trab zu setzen.
    »Dies sind Zelter, Kind«, klärte Mariana sie auf und warf ihr bei der Gelegenheit einen tadelnden Blick zu. »Zieh deinen Schleier ordentlich über dein Haar, ein züchtiges Mädchen läuft nicht mit wehenden Locken auf dem Pferdemarkt herum wie ein Bauernmädchen.«
    Das bezog sich wohl auf die kleine Rachel, die sich eben mit sichtlichem Vergnügen auf die Rappstute schwang, um das zweite Pferd vorzureiten. Es bewegte sich ebenso elegant.
    »Zelter haben besonders weiche Bewegungen. Sie werden

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