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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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brauche mal wieder einen zünftigen Abend mit den Jungs, wie man bei uns im Himmel sagt. Ich werde zu ihr kommen, wenn sie schläft. Ich bin ohnehin morgens besser in Form.«
    »Ich werde es meiner Herrin ausrichten.«
    »Und sag Hauptmann Parang, er möchte hereinkommen.«
    Als der Offizier eintrat, sagte Reith: »Wie wär’s mit einer Partie Piza, alter Freund?«
    »Eure Göttlichkeit ist zu freundlich.«
    »Aber nicht wieder absichtlich schlecht spielen, um mich gewinnen zu lassen! Ich, dein Gott, bin ein sportlicher Gott!« Reith holte das Brett und die Steine hervor. »Ich habe eine Idee! Jedes Mal, wenn einer einen Stein verliert, muss er einen Kvad trinken.«
    »Wie viel Kvad, o Herr?«
    »Soviel.« Reith stellte einen großen Krug Kvad und zwei kleine silberne Becher auf den Tisch. »Einen von diesen Bechern voll. Sie sollen einst Gamand dem Ungeschorenen gehört haben, aber ich glaube das nicht. Gamand war ein Asket, der niemals einen starken Trank anrührte und glitzernden Tand geradezu verabscheute. Ich stahl diese Becher aus der Prunkvitrine im Tempel.«
    »Aber Herr!« Parangs Stimme klang entsetzt. »Was auch immer ein Gott tut, es ist gut! Wie könnt Ihr da im Zusammenhang mit Euch den Begriff ›Stehlen‹ verwenden? Der Tempel und alles, was in ihm ist, gehört Euch. Wenn ein Sterblicher Euch des Diebstahls ziehe, so wäre das Gotteslästerung!«
    »Nun, was hat man davon, ein Gott zu sein, wenn man sich nicht einmal mehr über sich selbst lustig machen kann? Schwarz oder weiß?«
    Das Spiel begann. Reith verlor als erster einen Stein und trank seinen Becher in einem Zug leer. Doch schon im Gegenzug kassierte er einen von Parangs Steinen, und gleich darauf noch einen. .
    So ging es munter weiter. Reith hatte während der vorausgegangenen Tage das Spiel fleißig studiert und mit jedem gespielt, den er finden konnte: mit den Tempeldienerinnen, den Soldaten, sogar mit Shosti. So kam es, dass der arme Parang bald ins Hintertreffen geriet und schon nach der ersten Partie dreimal soviel Kvad intus hatte wie Reith.
    Gegen Mitte der vierten Partie machte Parang schon einen erheblich mitgenommenen Eindruck. Er gähnte fortwährend, murmelte vor sich hin und hielt sich nur noch unter größter Anstrengung wach.
    Reith sah die Gelegenheit zu einem günstigen Zug, mit dem er drei von Parangs Steinen auf einmal überspringen konnte. Er machte den Zug, sammelte die Steine ein und sagte: »Jetzt musst du einen Dreifachen trinken, mein Freund …«
    Als Antwort erhielt er ein leises Schnaufen, die krishnanische Version des irdischen Schnarchens.
    Reith schaute auf die Stundenkerze auf der Kommode. Alles war ruhig. Er nahm den Kvadkrug und schlich auf Zehenspitzen zur Tür.
    Draußen saß Parangs Kollege, den Rücken gegen die Wand gelehnt, den Kopf auf der Brust. Beim Anblick Reiths zuckte er hoch, rieb sich die Augen und stand auf. Reith murmelte: »Guter Ghirch, wir machen gerade ein heißes Spielchen drinnen und möchten gerne ungestört bleiben. Würde ein Schlückchen hiervon dir deinen Dienst ein wenig versüßen?«
    Ghirchs Augen leuchteten auf. »Oh, fürwahr, Eure Göttlichkeit!«
    Reith drückte dem strahlenden Soldaten den Krug in die Hand, ging in sein Zimmer zurück und blies alle Kerzen bis auf eine aus. Dann holte er den Klumpen Pech unter seinem Kopfkissen hervor und erwärmte ihn über der Kerzenflamme, bis er weich war.
    Den Pechklumpen in der Hand, ging er schnell in den Keller zum Quartier der Tempeldienerinnen. Am Fuß der langen Treppe saß eines der Mädchen auf einem Stuhl neben den Glocken und versuchte, in dem trüben Licht ein krishnanisches Buch zu lesen. Das Buch bestand aus einem langen zickzackförmig gefaltenen Streifen Papier, zusammengehalten von zwei hölzernen Deckeln.
    »Sei gegrüßt, gute Jazeri!« rief er, als das Mädchen aufstand und sich verneigte. »Würdest du deinem Gott einen kleinen Gefallen tun?«
    »Was immer Ihr wünscht, mein göttlicher Gebieter.«
    »Nun, könntest du mir eine Tasse heißen Chaven bringen?« Es handelte sich dabei um ein nichtalkoholisches, leicht stimulierendes krishnanisches Getränk. »Ich habe beim Spielen mit Hauptmann Parang soviel Kvad getrunken, dass meine sterbliche Hülle eines ernüchternden Trankes bedarf.«
    »Sofort, Eure Göttlichkeit!« Jazeri huschte eilig davon.
    Reith sah sich die Glocken an. Er nahm den Pechklumpen und steckte ihn in die Höhlung der Glocke, die zu seinem Zimmer gehörte, zwischen Innenwand und Klöppel. Dann

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