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Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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nicht vor einer dunklen Seite in sich selbst beschützt, wie Thorbjørn Larsen meint. Er hat sie vor einer konkreten Bedrohung beschützt.«
    Katrine schüttelte unwillig den Kopf. »Wir haben Sørens Bekanntenkreis untersucht, der sowieso verschwindend klein war. Wir haben niemanden gefunden, der einer Mittäterschaft verdächtigt werden könnte.«
    »Ich behaupte ja auch nicht, dass Søren einen Komplizen hatte.«
    »Aber wie sollte Søren denn von so vielen Missbrauchsfällen erfahren haben? Zwischen den Jungen gab es doch gar keine Verbindungen.«
    »Søren war zwar ein Einzelgänger, ist aber durch seinen Reinigungsjob auch ziemlich herumgekommen.«
    Katrine sandte ihr ein sarkastisches Lächeln. »Und während er bei den Leuten die Fenster geputzt hat, wurde er zufällig Zeuge von der einen oder anderen Vergewaltigung? Das hört sich doch etwas zu fantastisch an. Du vergisst, dass wir die sozialen Kontakte aller Jungen überprüft haben. Es gab nicht das geringste Verdachtsmoment.«
    Maja wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Nachmittagssonne brannte. »Niemand hat gewusst, dass die Jungen missbraucht worden waren, ehe sie nicht obduziert wurden. Das kann also sehr wohl im Verborgenen geschehen sein. Wir wissen doch beide, wie wahrscheinlich das ist.«
    Katrine schaute weg.
    »Ich weiß nicht, wie Søren die Übergriffe entdeckt hat. Aber wir können mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er selbst als Kind schlimme Dinge erleben musste.«
    »Und?«
    »Vielleicht hatte er deshalb ein besonders gutes Gespür für Kinder, die etwas Ähnliches erdulden mussten. Vielleicht hat das gemeinsame Schicksal ihren Kontakt erst ermöglicht. Dann könnte er sie eine Zeit lang beobachtet und herausgefunden haben, wer die Jungen missbraucht. Später hat er sich ihr Vertrauen erschlichen. Mit den Geschichten von Peter Pan hat er ihnen die Möglichkeit gegeben, in ihrer Fantasie einer Wirklichkeit zu entfliehen, die unerträglich war.«
    Katrine schaute Maja skeptisch an. »Aber er hat die Kinder getötet. Warum hat er die Schuldigen nicht einfach angezeigt?«
    »Weil er krank war. Weil er nicht die Kraft dazu besaß, oder weil es ihm gefiel, Kinder zu töten. Woher soll ich das wissen?«, sagte Maja. »Das ändert aber nichts daran, dass möglicherweise noch jemand draußen herumläuft, der …« Sie atmete tief durch. »Der jetzt freies Spiel hat.«
    »Du meinst, irgendein pädophiles Dreckschwein, das jetzt genauso froh über Sørens Tod ist wie der Rest des Landes?«
    »Wenn Søren Recht hatte, dann ist es nicht nur eine einzelne Person, sondern ein ganzes Netzwerk. ›Hook und die Piraten‹«, sagte sie und malte Anführungszeichen in die Luft. »So was hat es woanders doch auch schon gegeben, warum also nicht auch hier?«
    Katrine nahm ihre Sonnenbrille ab, klappte sie zusammen und steckte sie sich an den Ausschnitt ihres T-Shirts. »Okay, ich kann mich ja mal ein bisschen umhören. Vielleicht mit unserer IT-Abteilung sprechen, ob die gerade an so einer Sache dran sind.«
    »Das reicht aber nicht«, entgegnete Maja und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Bitte?« Katrine starrte sie entgeistert an.
    »Verstehst du denn nicht, was das bedeutet?«
    Kartrine warf ihr einen kühlen Blick zu. Wartete ab.
    Maja senkte die Stimme. »Wenn wir an Sørens Idee glauben, dass Hook und seine Männer da draußen wirklich existieren, dann müssen wir auch daran glauben, dass er einen bestimmten Zweck damit verfolgte, mich in die Sache mit reinzuziehen. Dann steckt mehr dahinter als seine kranke Fantasie.«
    »Natürlich, du bist ja schließlich Wendy«, sagte Katrine sarkastisch.
    »Er war der Meinung, dass ich Timmie beschützen kann.«
    »Und warum hätte er Timmie nicht töten sollen, wie all die anderen Jungen?«
    »Weil er glaubte, dass ich mich um ihn kümmern werde. Weil Timmie denjenigen identifizieren kann, der ihn missbraucht hat. Er kann Hook enttarnen. Søren hatte zu wenig Mut dazu.«
    Katrine nahm den Fuß von der Bank und schüttelte den Kopf. »Ich habe dich gewarnt, dich auf seinen Schwachsinn einzulassen. Selbst nach seinem Tod spukt er dir noch durch den Kopf.«
    Maja schlug den Blick nieder.
    Katrine holte tief Luft. »Ich kann ja gut verstehen, dass du … nach allem, was passiert ist … die Sache irgendwie zu Ende bringen willst, und dass Timmies Verschwinden dich daran hindert …«
    »Timmie lebt! Ich spüre es!« Maja stiegen Tränen in die Augen. »Søren hat ihn an einem sicheren Ort

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