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Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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besorgen kann, wie es die Polizei benutzt. Ich würde mich gern um den Einkauf …«
    Hendriksen schoss die Röte ins Gesicht. »Die Bürgerwehr darf unter keinen Umständen etwas Ungesetzliches tun.«
    »Sie vergessen anscheinend, dass wir es hier mit einem skrupellosen Mörder zu tun haben. Wir suchen schließlich nicht nach einer herrenlosen Katze. Irgendwie müssen wir uns doch verteidigen können«, sagte Lars-Erik.
    »Sehr richtig!«, ließen sich ein paar Männer im Chor vernehmen.
    »Ich weiß sehr gut, mit wem wir es zu tun haben. Wir müssen uns aber trotzdem im Rahmen der Gesetze bewegen«, entgegnete Hendriksen und benutzte seinen Stift wie einen erhobenen Zeigefinger.
    Maja ließ ihren Blick in die Runde schweifen. Die Veranstaltung drohte bereits aus dem Ruder zu laufen.
    »Man könnte doch eine große Taschenlampe mit auf Patrouille nehmen«, warf Stig ein.
    Alle drehten sich zu ihm um. Die plötzliche Aufmerksamkeit schien ihm ein bisschen peinlich zu sein, dennoch fuhr er fort: »Ich glaube, abgesehen von den Trillerpfeifen wären Taschenlampen ganz praktisch. Damit könnte man ihn blenden und sich zur Not verteidigen, falls er uns angreifen sollte.«
    Im Wohnzimmer war es still geworden. Stig zuckte die Schultern und suchte Majas Blick. Sie lächelte ihn vorsichtig an.
    Lars-Erik brach die Stille. »Der Norweger sagt da etwas …«
    Hendriksen nickte zögerlich. »Aber nur zur Selbstverteidigung.«
    »Natürlich. Man kann sie so auf der Schulter tragen, dass der Lichtkegel nach vorne gerichtet ist und man sich jederzeit damit verteidigen kann.« Stig demonstrierte, was er meinte. Die anderen nickten anerkennend.
    »Also ich verstehe nicht ganz, wie man die Lampe halten soll«, sagte eine Frau zu Majas Linken.
    Hendriksen hob die Hand, ehe Stig etwas entgegnen konnte. »Ich schlage vor, dass Stig das später noch mal demonstriert. Dann können wir zunächst die einzelnen Tagesordnungspunkte abhaken.«
     
    Am Ende der Zusammenkunft teilten Hendriksens Enkelkinder die neongrünen T-Shirts der Bürgerwehr aus. Die Jungen hatten das aufgedruckte Logo selbst entworfen. Es handelte sich um einen fröhlichen Wachturm, der in eine Flöte blies. »Haltet Ausschau!« stand über dem Turm. Darunter war in Anlehnung an ihre Wohngegend »Bürgerwehr Grønlykke« zu lesen. Maja fühlte sich in gewisser Weise an die Zeugen Jehovas erinnert.
    Hendriksen räusperte sich. »Ich möchte noch an den Fackelzug erinnern, der morgen stattfindet. Er beginnt um zwanzig Uhr vor dem Bahnhof und endet am Rathaus. Ich bitte um pünktliches Erscheinen. Das wird für uns eine gute Gelegenheit, die Bürgerwehr zu präsentieren und für unsere Idee zu werben.«
    Maja ließ ihren Blick müde in die Runde schweifen. Die Besorgnis war ihnen allen anzumerken. Den Frauen durch ihr Schweigen, den Männern durch ihren Übereifer. Sie wärmten sich an ihrer Gemeinschaft. So wie auch Maja es tat. Doch wäre es ein Trugschluss, sich jetzt in Sicherheit zu wiegen. Sich einlullen zu lassen. Nach wie vor hatten sie keine Chance - wenn es dem Mörder gefiel, sie als Nächstes auszuwählen.
     
    Die Familien der ermordeten Jungen führten den Fackelzug an. Mit ihm wollte man einerseits gegen die fehlenden Ermittlungserfolge der Polizei demonstrieren als auch der getöteten Kinder gedenken. Fast zweihundert Menschen waren erschienen und schritten schweigend die Hauptstraße hinunter. Johnny Vang zog die meiste Aufmerksamkeit der Pressefotografen auf sich. Er war eine bekannte Persönlichkeit, und die Ermordung seines Sohnes war noch allen in frischer Erinnerung. Das Blitzlichtgewitter der Kameras tauchte die Abenddämmerung in ein gleißendes Licht.
    »Was sagen Sie zu diesem Zeichen der Solidarität, Johnny?«, fragte eine Journalistin, die ihm ihr Aufnahmegerät entgegenstreckte.
    »Ich denke, ich kann auch im Namen der übrigen betroffenen Familien sagen, dass wir zutiefst dankbar für all die Unterstützung sind, die wir heute Abend erfahren«, antwortete Johnny. »Es zeigt sich, dass die Einwohner der Stadt zusammenhalten, wenn es drauf ankommt.« Die Tragödie hatte seine jungenhaften Gesichtszüge für immer ausgelöscht.
    Maja befand sich ein paar Reihen hinter Johnny. So wie Stig und die übrigen Mitglieder der Bürgerwehr. Sie trugen ihre neongrünen T-Shirts, was sie wie eine Gruppe alternder Ninja Turtles aussehen ließ.
    Der Bürgerwehrgedanke hatte immer mehr um sich gegriffen. Unter den Teilnehmern des Fackelzugs befanden sich

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