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Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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eingeholt.
    »Das muss furchtbar für sie sein … Ein Kind zu verlieren … Auf diese Weise«, sprach Annbrit in den Raum hinein.
    »Stell dir vor, du wärst damals schwanger geworden«, sagte Jeanette und leerte ihr Glas. »Dann wäre jetzt vielleicht dein Kind tot.«
    »Jeanette, so was sagt man nicht!«, wies sie Maja zurecht.
    Jeanette hob entschuldigend die Schultern und schenkte sich Wein nach. »Ganz ehrlich, da kann man doch drüber nachdenken.« Der Rotwein lief über, aber das schien sie nicht zu bekümmern.
    Annbrit nahm ihr die Flasche aus der Hand und füllte ihr eigenes Glas. »Schrecklich, was hier im Moment passiert. Man hört sich an wie eine alte Frau, aber man traut sich wirklich kaum noch auf die Straße.«
    »Wir haben in unserem Viertel einen Wachdienst eingerichtet«, berichtete Maja.
    »Hat unsere Hausbesitzervereinigung auch gemacht«, sagte Annbrit. »Wie ist es bei euch, Lone?«
    Lone schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Wir wohnen doch in der totalen Rentnergegend. Wenn der Täter nicht auch einen Gehwagen benutzt, kriegen wir den nie.« Sie bückte sich und drückte die Zigarette im Aschenbecher auf den Terrassenfliesen aus. »Aber wir haben zu Hause eine Alarmanlage installieren lassen und schärfen den Kindern ein, dass sie die Fenster immer geschlossen halten müssen.«
    Jeanette hob ihr Glas. »Wenn ich daran denke, was Hans Henrik erzählt, was der Kerl mit den Jungen gemacht hat, dann hoffe ich, dass die Polizei ihn abknallt, wenn sie das Schwein erwischen.«
    »Wie verkraftet Hans Henrik das nur?«, fragte Lone und setzte sich Maja gegenüber aufs Sofa.
    »Das gehört eben zu seinem Job … Außerdem kommt er aus Jütland, da reden die Leute nicht so viel. Trotzdem merke ich ihm natürlich an, dass ihm die Sache an die Nieren geht. Das ist bestimmt kein schöner Anblick bei der Obduktion.«
    Maja dachte unwillkürlich an Dennis, der im Baum gehangen hatte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Doch sie hatte keine Lust, ihren Freundinnen anzuvertrauen, was sie gesehen hatte.
    »Hat der Mörder sie auch vergewaltigt?«, wollte Lone wissen und schenkte sich Wein nach.
    Jeanette nippte an ihrem Glas. »Also Sperma haben sie jedenfalls nicht gefunden. Da scheint der Mörder zu klug zu sein, um solche eindeutigen Spuren zu hinterlassen. Aber natürlich können sie sehen, wo er sich bei den Jungen zu schaffen gemacht hat …« Sie zeigte auf ihr Hinterteil.
    Maja drehte es den Magen um. »Das ist so ekelhaft«, sagte sie.
    Annbrit nickte. »Ja, aber es gibt mehr Leute als man glaubt, die sich an so was aufgeilen.«
    »Die sind doch alle total krank im Kopf«, entgegnete Jeanette.
    »Ganz im Ernst. Ich hab gelesen, dass es allein in Dänemark dreitausend Leute gibt, die jeden Tag Internetseiten mit Kinderpornos angucken. Wenn man das bedenkt, dann sind die Chancen, dass sich einer von diesen perversen Typen in deiner Nähe aufhält, ziemlich groß.«
    Lone nickte zustimmend. »Ja, ich hab Phillip auch schon beim Pornogucken erwischt.«
    »Was?«, riefen die Freundinnen im Chor.
    Lone schaute sie erschrocken an und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, natürlich keine Kinderpornos. Irgendwas mit dicken Frauen, die gepinkelt …«
    »Gepinkelt? Was hast du dazu gesagt?«, fragte Jeanette und rümpfte die Nase.
    »Ich hab ihm natürlich eine Riesenszene gemacht. Schließlich ist das der Computer, den die ganze Familie benutzt. Auch die Kinder.«
    »Dein großer Hintern ist ihm also nicht genug«, sagte Jeanette mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Die anderen grinsten.
    »Tja, sieht ganz so aus«, entgegnete Lone und klopfte sich auf eine Pobacke.
    Maja fragte sich, ob auch Stig Pornos anschaute. Angesichts der Tatsache, dass er ständig am Computer saß und sie kaum noch Sex miteinander hatten, wäre das nur allzu natürlich. Sie wusste zwar, dass es dem Kind nicht schaden würde, wenn Sie Sex hatten, doch empfand sie eine unwillkürliche Abneigung dagegen. Und Stig hatte sich mit der Situation abgefunden.
    »Vielleicht ist das alles die Schuld des Internets«, sagte Annbrit.
    »Ja, vielleicht. Als wir Kinder waren, gab es so was schließlich nicht«, entgegnete Maja.
    Jeanette zuckte die Schultern. »Könnt ihr euch an Per erinnern, der an der Schule die Fotokurse gegeben hat. Der konnte seine Finger in der Dunkelkammer auch nicht bei sich behalten.«
    Lone nickte. »Ich kann mich an mindestens zwei Mädchen aus dem ältesten Jahrgang erinnern, die mit ihm ein

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