Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
Vom Netzwerk:
Vermutlich machte es den Männern nichts aus, daß Hatsumomo ihre jüngere Schwester an einem oder auch zwei Abenden nur auf einen kurzen Besuch mitbrachte. Nach einer Weile würden sie sich aber bestimmt fragen, warum sie keine Zeit hatte, länger zu bleiben, und warum ihre jüngere Schwester nicht, wie es von ihr erwartet wurde, bei ihnen zurückblieb. Sie sehen also, Kürbisköpfchens Einnahmen mögen hoch gewesen sein – vielleicht sogar drei bis vier ohana pro Stunde –, aber sie würde genauso mit ihrem Ruf dafür bezahlen müssen wie Hatsumomo.
    »Hatsumomos Verhalten beweist uns, wie verzweifelt sie ist«, fuhr Mameha fort. »Sie tut alles, damit Kürbisköpfchen gut dasteht. Und du weißt natürlich, warum – oder?«
    »Nicht so genau, Mameha-san.«
    »Sie will, daß Kürbisköpfchen gut dasteht, damit Frau Nitta sie adoptiert. Wenn Kürbisköpfchen zur Tochter der Okiya ernannt wird, ist ihre Zukunft gesichert, und Hatsumomos ebenfalls. Schließlich ist Hatsumomo Kürbisköpfchens Schwester, und Frau Nitta wird sie bestimmt nicht hinauswerfen. Verstehst du, was ich sagen will? Wenn Kürbisköpfchen adoptiert wird, wirst du dich niemals von Hatsumomo befreien können… es sei denn, du wirst zur Okiya hinausgeworfen.«
    Ich fühlte mich, wie sich die Meereswellen fühlen müssen, wenn die Wolken sie der Wärme der Sonne berauben.
    »Ich hatte gehofft, daß du eine beliebte junge Lerngeisha sein würdest«, fuhr Mameha fort, »aber Hatsumomo hat sich uns äußerst wirksam in den Weg gestellt.«
    »O ja, das hat sie!«
    »Nun, wenigstens lernst du, wie man Männer richtig unterhält. Du kannst von Glück sagen, daß du den Baron kennengelernt hast. Ich habe vielleicht noch keine Möglichkeit gefunden, Hatsumomo auszuschalten, aber ehrlich gesagt…« Sie unterbrach sich.
    »Ja?« fragte ich.
    »Lassen wir das, Sayuri. Ich wäre töricht, würde ich dir meine Gedanken mitteilen.«
    Es tat mir weh, daß sie das sagte. Mameha schien sofort zu merken, was in mir vorging, denn sie fuhr hastig fort: »Du lebst unter demselben Dach wie Hatsumomo, nicht wahr? Alles, was ich zu dir sage, könnte ihr hinterbracht werden.«
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung für das, was mir Ihre schlechte Meinung eingetragen haben mag, Mameha-san«, sagte ich. »Fürchten Sie wirklich, ich würde stehenden Fußes in die Okiya zurückkehren und Hatsumomo alles brühwarm berichten?«
    »Über das, was du tun wirst, mache ich mir keine Gedanken. Mäuse werden nicht gefressen, weil sie dort hinlaufen, wo die Katze schläft, und sie wecken. Du weißt genau, wie erfinderisch Hatsumomo ist. Du mußt mir einfach vertrauen, Sayuri.«
    »Ja, Herrin«, antwortete ich, denn was blieb mir anderes übrig?
    »Eins werde ich dir noch verraten.« Mameha beugte sich ein wenig nach vorn – vor Erregung, wie mir schien. »Du und ich, wir werden in den kommenden zwei Wochen zusammen zu einem Engagement an einen Ort gehen, wo Hatsumomo uns niemals finden wird.«
    »Darf ich fragen, wo?«
    »Auf gar keinen Fall! Ich sage dir nicht einmal, wann. Sieh einfach zu, daß du bereit bist. Wenn es soweit ist, wirst du alles erfahren, was du wissen mußt.«
    Als ich an jenem Nachmittag in die Okiya zurückkehrte, versteckte ich mich im oberen Stock, um in Ruhe in meinem Almanach blättern zu können. Innerhalb der nächsten zwei Wochen boten sich eine ganze Reihe von Tagen an. Der eine war der kommende Mittwoch, der für Reisen in westlicher Richtung günstig war, vielleicht hatte Mameha vor, mit mir die Stadt zu verlassen. Ein weiterer war der folgende Montag, der zufällig der tai-an war, der günstigste Tag der sechstägigen Buddhisten-Woche. Schließlich gab es noch eine bemerkenswerte Voraussage für den Sonntag danach: »Ein Gleichgewicht von Gut und Böse kann die Tür zum Schicksal aufstoßen.« Das klang für mich am aufregendsten.
    Am Mittwoch hörte ich nichts von Mameha. Ein paar Tage später rief sie mich nachmittags in ihre Wohnung – an einem Tag, der laut Almanach ungünstig war –, aber nur, um mit mir eine Veränderung bei meinem Teezeremonie-Unterricht zu besprechen. Eine ganze Woche verging ohne ein Wort von ihr. Und dann, am Sonntag, hörte ich so gegen Mittag, wie die Tür der Okiya aufgeschoben wurde, und legte mein Shamisen auf den Verandagang, wo ich etwa eine Stunde geübt hatte, um schnell zum Eingang zu laufen. Ich erwartete, eine von Mamehas Dienerinnen zu sehen, aber es war nur ein Mann von der Apotheke, der chinesische Kräuter

Weitere Kostenlose Bücher