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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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zu mir. »Nobu sieht ein wenig… sonderbar aus. Sei freundlich zu ihm, wenn du ihm vorgestellt wirst, dann machst du einen guten Eindruck auf ihn.« Nachdem sie das gesagt hatte, warf sie mir einen Blick zu, als wollte sie sagen, daß sie unendlich enttäuscht von mir wäre, wenn ich ihren Rat nicht befolgte.
    Wegen Hatsumomo brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, erklärte sie. Die Eintrittskarten für die Vorführung seien schon seit Wochen ausverkauft.
    Auf dem Campus der Universität von Kyoto verließen wir die Rikscha endlich. Mameha führte mich einen von kleinen Kiefern gesäumten Fußweg entlang. Links und rechts von uns standen Gebäude im westlichen Stil, deren Fenster durch lackierte Holzleisten in viele kleine Glasquadrate geteilt wurden. Mir war nie klargeworden, wie sehr Gion mir schon zur Heimat geworden war, bis ich mich hier, an der Universität, so fehl am Platz fühlte. Rings um uns wimmelte es von glatthäutigen jungen Männern mit gescheitelten Haaren, manche davon mit Hosenträgern. Sie schienen Mameha und mich so exotisch zu finden, daß sie uns nachstarrten und untereinander Witze rissen. Gleich darauf passierten wir mit einer Menge älterer Herren und einer Anzahl Damen, darunter nicht wenige Geishas, ein großes Eisentor. In Kyoto gibt es nur wenige Möglichkeiten, ein Sumo-Turnier zu sehen, das nicht im Freien stattfindet, und eine davon bot die alte Festhalle der Universität von Kyoto. Heute gibt es das Gebäude nicht mehr, damals aber paßte es zu den westlichen Bauten ringsum wie ein verhutzelter alter Mann im Kimono zu einer Gruppe von Geschäftsleuten. Es glich einer riesigen Schachtel, deren Dach im Verhältnis nicht kräftig genug wirkte, so daß das Ganze aussah wie ein Topf mit dem falschen Deckel. Die riesigen Türen auf der einen Seite waren so stark verzogen, daß sie sich unter ihren Eisenbeschlägen wölbten. Der Gesamteindruck war sehr rustikal und erinnerte mich an unser beschwipstes Haus, was mich für einen Moment traurig machte.
    Als ich die Steinstufen zu dem Gebäude emporstieg, entdeckte ich zwei Geishas, die über den gekiesten Hof schlenderten, und verneigte mich vor ihnen. Die beiden erwiderten die Verneigung, und eine sagte etwas zur anderen. Ich fand das ziemlich eigenartig – bis ich sie mir näher ansah. Das Herz wurde mir schwer, denn eine davon war Hatsumomos Freundin Korin. Nun, da ich sie erkannt hatte, verneigte ich mich abermals vor ihr und gab mir die größte Mühe, sie anzulächeln. Kaum hatten sie sich jedoch abgewandt, da flüsterte ich Mameha zu:
    »Mameha-san! Gerade habe ich eine Freundin von Hatsumomo gesehen!«
    »Ich wußte gar nicht, daß Hatsumomo Freundinnen hat.«
    »Es ist Korin. Sie ist da drüben… das heißt, sie war da – bis vor einem Augenblick. Zusammen mit einer anderen Geisha.«
    »Ich kenne Korin. Warum bist du so besorgt? Was kann sie dir denn schon tun?«
    Darauf wußte ich keine Antwort. Aber wenn Mameha nicht beunruhigt war, hatte auch ich keinen Grund, mir Sorgen zu machen.
    Mein erster Eindruck der Festhalle war der eines unendlich weiten, leeren Raumes, der bis unters Dach reichte. Von hoch oben strömte Sonnenlicht durch vergitterte Fenster. Der riesige Raum hallte wider vom Lärm der Menge. Rauch von den Grillfeuern draußen, wo süße Reiskuchen mit Misopaste gebraten wurden, erfüllte die Halle. In der Mitte befand sich ein quadratisches Podium, über dem sich ein Dach im Shinto-Stil wölbte. Das war der Ring. Ein Priester umkreiste den Ring, intonierte Segenssprüche und schwenkte einen heiligen Stab, der mit gefalteten Papierstreifen geschmückt war.
    Mameha führte mich zu einer Sitzreihe ganz vorn. Wir streiften die Schuhe ab und gingen auf Strümpfen auf einem schmalen Holzsteg durch die Reihe. In dieser Reihe saßen unsere Gastgeber, aber ich hatte keine Ahnung, wer sie waren, bis ich einen Mann entdeckte, der Mameha heftig zuwinkte. Das mußte Nobu sein. Denn es war offensichtlich, warum Mameha mich vor seinem Aussehen gewarnt hatte: Seine Gesichtshaut wirkte selbst aus dieser Entfernung wie geschmolzenes Wachs. Irgendwann einmal in seinem Leben mußte er schwere Verbrennungen davongetragen haben; seine ganze Erscheinung wirkte so tragisch, daß ich mir nicht vorstellen konnte, welche Qualen er hatte erdulden müssen. Bisher war mir schon ziemlich mulmig zumute gewesen, weil ich Korin über den Weg gelaufen war, jetzt begann ich zu befürchten, daß ich mich, wenn ich Nobu vorgestellt wurde, lächerlich

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