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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Electric abermals ins Ichiriki-Teehaus eingeladen, und auch in den darauffolgenden Wochen immer wieder – und zwar nicht unbedingt mit Mameha zusammen. Da sie mich gewarnt hatte, niemals zu lange zu bleiben, weil ich mich sonst unbeliebt machen könnte, verneigte ich mich jedesmal nach ungefähr einer Stunde und entschuldigte mich, als müßte ich zu einer anderen Party. Wenn ich mich für diese Abende ankleidete, deutete Hatsumomo oft an, daß sie vielleicht vorbeikommen würde, doch sie erschien kein einziges Mal. Dann teilte sie mir eines Nachmittags unerwartet mit, sie habe an jenem Abend ein bißchen freie Zeit und werde mit Sicherheit kommen.
    Wie Sie sich vorstellen können, war ich ziemlich nervös, und als ich das Ichiriki erreichte und feststellen mußte, daß Nobu nicht da war, schien sich die Lage noch zu verschlechtern. Es war die kleinste Party, an der ich jemals in Gion teilgenommen hatte, mit nur zwei weiteren Geishas und vier Herren. Was, wenn nun Hatsumomo kam und sah, daß ich dem Direktor ohne Nobu Gesellschaft leistete? Ich wußte noch immer nicht, was ich tun sollte, als plötzlich die Tür aufgeschoben wurde und ich mit einem Aufwallen von Furcht erkennen mußte, daß draußen im Flur Hatsumomo kniete.
    Mein einziger Ausweg bestand darin, so gelangweilt zu tun, als wäre ich an keinem anderen Mann außer Nobu interessiert. Vielleicht hätte mich das an jenem Abend gerettet, aber zum Glück traf Nobu schon nach wenigen Minuten ein. Als er hereinkam, blühte Hatsumomos wunderschönstes Lächeln auf, bis ihre Lippen so voll und üppig waren wie Blutstropfen am Rand einer Wunde. Nobu machte es sich am Tisch bequem, und sofort mahnte mich Hatsumomo auf eine fast mütterliche Art, hinüberzugehen und ihm Sake einzuschenken. Ich setzte mich neben Nobu und versuchte, alle Anzeichen eines hingerissenen jungen Mädchens erkennen zu lassen. Wenn er lachte, sah ich ihn zum Beispiel an, als fände ich ihn unwiderstehlich. Hatsumomo war hocherfreut und beobachtete uns so unverhohlen, daß sie nicht einmal all die entzückten Blicke zu bemerken schien, die auf ihr ruhten; aber vielleicht war sie einfach daran gewöhnt, die Aufmerksamkeit der Männer zu erregen. Sie war faszinierend schön an jenem Abend, aber das war sie eigentlich immer. Der junge Mann am Ende des Tisches tat wenig mehr, als Zigaretten zu rauchen und sie zu beobachten. Selbst der Direktor, der die Finger graziös um eine Saketasse geschlossen hatte, warf ihr von Zeit zu Zeit verstohlene Blicke zu. Unwillkürlich fragte ich mich, ob Männer sich von Schönheit so sehr blenden ließen, daß sie es für ein Privileg hielten, ihr Leben mit einem echten Dämon zu verbringen, solange es nur ein schöner Dämon war. Auf einmal stand mir das Bild des Direktors vor Augen, wie er, einen weichen Filzhut in der Hand, spät in der Nacht die Eingangshalle unserer Okiya betrat, um sich mit Hatsumomo zu treffen, sich seines Überziehers entledigte und dabei auf mich herablächelte. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß er von ihrer Schönheit wirklich jemals so fasziniert sein würde, um über die Spuren von Grausamkeit hinwegzusehen, die sich bald zeigen würden. An einem aber bestand wahrhaftig kein Zweifel: Wenn Hatsumomo jemals erfahren sollte, welche Gefühle ich für ihn hegte, würde sie versuchen, ihn zu verführen, und sei es nur, um mir Schmerz zuzufügen.
    Plötzlich wünschte ich mir dringend, daß Hatsumomo die Party verließ. Ich wußte, daß sie gekommen war, um die »Entwicklung der Romanze« zu beobachten, wie sie es ausdrückte; also beschloß ich, ihr zu zeigen, was sie sehen wollte. Scheinbar um mein Aussehen besorgt, begann ich, mit den Fingerspitzen immer wieder meinen Hals oder meine Frisur zu berühren. Als meine Finger dabei zufällig eins meiner Haarkämmchen berührten, kam mir eine Idee. Ich wartete, bis jemand einen Scherz machte, und beugte mich, lachend und meine Frisur zurechtrückend, zu Nobu hinüber. Zugegeben, meine Frisur zurechtzurücken war eine eher seltsam anmutende Geste, denn meine Haare waren festgewachst und bedurften bestimmt keiner Korrektur. Sinn der Sache war es jedoch, einen Teil meines Haarschmucks – eine Kaskade aus gelben und orangefarbenen Saforblüten aus Seide – so zu lockern, daß es Nobu in den Schoß fiel. Wie sich herausstellte, war der Holzpfeil, der den Schmuck in meinem Haar befestigte, tiefer hineingesteckt worden, als mir klar war, schließlich aber gelang es mir doch, ihn herauszuziehen,

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