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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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entstanden, als ich ihm Modell saß– zum Beispiel eins seiner wenigen noch existierenden Ölbilder, das im Konferenzsaal der Sumito-Bank in Osaka hängt –, würden Sie es sich möglicherweise sehr aufregend vorstellen, für ihn zu posieren. In Wirklichkeit aber gibt es nichts Langweiligeres als das. Fast immer mußte ich mindestens eine Stunde lang reglos und äußerst unbequem dasitzen. Vor allem ist mir mein Durst in Erinnerung geblieben, denn Uchida bot mir niemals etwas zu trinken an. Selbst als ich es mir angewöhnte, in einem versiegelten Krug meinen eigenen Tee mitzubringen, stellte er ihn ans andere Ende des Raumes, damit er ihn nicht ablenken konnte. Mamehas Instruktionen getreu, versuchte ich niemals ein Wort zu sagen, nicht einmal an einem bitterkalten Nachmittag Mitte Februar, an dem ich vermutlich doch etwas hätte sagen sollen, es aber nicht tat. Uchida hatte sich unmittelbar vor mich hingesetzt, um mir, auf dem Muttermal in seinem Mundwinkel kauend, unverwandt in die Augen zu starren. In der Hand hielt er ein paar Tuscheriegel, neben ihm stand ein wenig Wasser, das immer wieder überfror, aber sooft er die Tusche auch zu verschiedenen Kombinationen von Grau und Blau mischte, nie war er mit der Farbe zufrieden, jedesmal trug er sie hinaus, um sie in den Schnee zu kippen. Im Laufe des Nachmittags wurde er, während er mich mit seinen Blicken durchbohrte, immer zorniger und schickte mich schließlich aufgebracht fort. Über zwei Wochen lang hörte ich nichts von ihm und fand erst später heraus, daß er sich wieder in eine Sauforgie gestürzt hatte, für die Mameha mir die Schuld zuschrieb.
    Was nun Dr. Krebs betraf, so hatte er zwar, als ich ihn kennenlernte, Mameha und mir so gut wie versprochen, uns im Shirae-Teehaus zu empfangen, doch sechs Wochen später hatten wir noch immer nichts von ihm gehört. Je mehr Wochen vergingen, desto besorgter wurde Mameha. Ich war noch immer nicht von ihrem Plan informiert, wie wir Hatsumomo aus dem Gleichgewicht bringen könnten, nur daß er einem Tor glich, das in zwei Angeln hing, von denen die eine Nobu, die andere Dr. Krebs war. Was sie mit Uchida wollte, erriet ich nicht, aber der kam mir vor wie ein eigener Plan und stand mit Sicherheit nicht im Mittelpunkt ihrer Pläne.
    Ende Februar traf Mameha Dr. Krebs zufällig im Ichiriki-Teehaus und erfuhr, daß er mit der Eröffnung eines neuen Krankenhauses in Osaka beschäftigt gewesen war. Nun, da der größte Teil dieser Arbeit hinter ihm lag, hoffte er, die Bekanntschaft mit mir in der folgenden Woche im Shirae-Teehaus erneuern zu können. Sie werden sich bestimmt erinnern, daß Mameha behauptet hatte, wenn ich mich im Ichiriki blicken ließ, würde ich mit Einladungen überschüttet werden, und daß Dr. Krebs uns deswegen gebeten hatte, ihn statt dessen im Shirae aufzusuchen. Der eigentliche Grund für Mamehas Behauptung war natürlich, Hatsumomo aus dem Weg zu gehen, und doch fürchtete ich, als ich mich für die Begegnung mit dem Doktor zurechtmachte, daß Hatsumomo uns trotz aller Vorsicht finden werde. Sobald ich aber das Shirae sah, hätte ich fast laut aufgelacht, denn das war in der Tat ein Ort, den zu meiden Hatsumomo aber auch alles getan hätte! Es erinnerte mich an eine welke, kleine Blüte an einem Baum in voller Pracht. Selbst während der letzten Jahre der Wirtschaftskrise war Gion weiterhin ein beliebtes und belebtes Viertel gewesen, das Shirae-Teehaus dagegen, von vornherein nicht gerade besonders populär, war nur noch mehr heruntergekommen. Der einzige Grund, warum ein so wohlhabender Mann wie Dr. Krebs ein solches Haus bevorzugte, war der, daß er nicht immer so wohlhabend gewesen war. Während seiner frühen Jahre war das Shirae vermutlich das Beste gewesen, was er sich leisten konnte. Die Tatsache, daß das Ichiriki ihn schließlich akzeptierte, heißt nicht etwa, daß er seine Verbindung mit dem Shirae so einfach lösen konnte. Wenn ein Mann sich eine Geliebte nimmt, macht er nicht einfach kehrt und läßt sich von seiner Ehefrau scheiden.
    An jenem Abend im Shirae schenkte ich Sake ein, während Mameha eine Geschichte erzählte und Dr. Krebs die Ellbogen im Sitzen so weit herausfuhr, daß er zuweilen mit einer von uns zusammenstieß und sich umwenden mußte, um uns entschuldigend zuzunicken. Er war, wie ich entdeckte, ein stiller Mann, der fast immer nur dasaß, durch seine kleine, runde Brille auf den Tisch starrte und hin und wieder Sashimi-Stücke unter seinen Schnauzbart schob, wobei

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