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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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so daß der Schmuck gegen Nobus Brust prallte und zwischen seine gekreuzten Beine auf die Tatami-Matte fiel. Fast alle hatten es bemerkt, und niemand schien zu wissen, was tun. Ich hatte auf seinen Schoß hinüberreichen und ihn mir mit mädchenhafter Verlegenheit zurückholen wollen, doch zwischen seine Beine zu greifen wagte ich nicht.
    Dann hob Nobu ihn selbst auf und drehte den Pfeil langsam zwischen den Fingern. »Geh zu der jungen Dienerin, die mich empfangen hat, Sayuri«, sagte er zu mir. »Sag ihr, ich brauche das Päckchen, das ich mitgebracht habe.«
    Ich gehorchte. Als ich in den Raum zurückkehrte, schienen alle zu warten. Nobu hielt immer noch den Holzpfeil des Haarschmucks so in der Hand, daß die Blüten über dem Tisch baumelten, und machte keine Anstalten, mir das Päckchen abzunehmen, das ich ihm reichte. »Ich wollte es dir eigentlich erst geben, wenn du gehst. Doch anscheinend ist es mir bestimmt, es dir jetzt schon zu überlassen«, sagte er und nickte mir mit Blick auf das Päckchen zu, es zu öffnen. Weil alle zusahen, war ich äußerst verlegen, dennoch wickelte ich das Päckchen aus und öffnete die kleine Holzschachtel. Auf einem Bett aus Seide lag ein exquisiter Zierkamm. Der leuchtendrote Kamm bildete einen Halbkreis und war mit bunten Blüten geschmückt.
    »Eine Antiquität, die ich vor ein paar Tagen entdeckt habe«, erklärte Nobu.
    Der Direktor, der den Schmuck in der Schachtel sinnend betrachtete, bewegte die Lippen, aber es kam kein Laut heraus. Da räusperte er sich und sagte mit einem merkwürdigen Anflug von Traurigkeit: »Ja, Nobu-san, ich hatte ja keine Ahnung, daß du so sentimental bist.«
    Hatsumomo erhob sich vom Tisch. Ich dachte, es wäre mir gelungen, mich von ihr zu befreien, statt dessen kam sie zu meinem Erstaunen jedoch um den Tisch und kniete sich neben mich. Ich war nicht sicher, was ich davon halten sollte, bis sie den Kamm aus der Schachtel nahm und ihn mir an der unteren Kante des großen Nadelkissenknotens sorgfältig ins Haar steckte. Dann streckte sie die Hand aus, und Nobu gab ihr den Schmuck mit den baumelnden Saforblüten, den sie so behutsam, wie eine Mutter ihr Baby behandelt, in meiner Frisur befestigte. Ich dankte ihr mit einer leichten Verneigung.
    »Ist sie nicht bezaubernd?« sagte sie und wandte sich dabei betont an Nobu. Sie stieß einen überaus theatralischen Seufzer aus – fast so, als wären diese Minuten die romantischsten, die sie je erlebt hätte, und verließ dann, wie ich innigst gehofft hatte, endlich die Party.
    Es versteht sich von selbst, daß Männer sich voneinander so stark unterscheiden können wie Sträucher, die zu verschiedenen Jahreszeiten blühen. Denn obgleich sowohl Nobu als auch der Direktor einige Wochen nach dem Sumo-Turnier Interesse an mir zeigten, verstrichen mehrere Monate, in denen wir weder von Dr. Krebs noch von Uchida hörten. Mameha schärfte mir ein, daß wir warten müßten, bis wir etwas von ihnen hörten, statt uns unter einem Vorwand wieder bei ihnen zu melden, doch schließlich konnte sie die Anspannung nicht mehr ertragen und ging eines Nachmittags zu Uchida.
    Wie sich herausstellte, war seine Katze kurz nach unserem Besuch von einem Dachs gebissen worden und innerhalb weniger Tage an einer Infektion gestorben. Aus diesem Grund hatte sich Uchida sofort wieder in eine Sauforgie gestürzt. Ein paar Tage lang besuchte ihn Mameha, um ihn ein wenig aufzuheitern. Als seine Stimmung schließlich umzuschlagen schien, steckte sie mich in einen eisblauen Kimono, dessen Saum mit bunten Bändern bestickt war, legte mir einen Hauch von westlichem Make-up auf, »um die Konturen zu betonen«, wie sie es nannte, und schickte mich zu ihm – mit einem perlweißen Kätzchen, das sie wer weiß wieviel Geld gekostet hatte. Ich fand das kleine Kätzchen bezaubernd, aber Uchida beachtete es kaum, sondern saß nur da und beäugte mich von allen Seiten. Einige Tage später kam die Nachricht, daß er mich in seinem Atelier erwarte, um ihm zu sitzen. Mameha ermahnte mich, niemals das Wort an ihn zu richten, und schickte als Anstandsdame ihre Dienerin Tatsumo mit, die den ganzen Nachmittag schlummernd in einem zugigen Winkel verbrachte, während Uchida mich von einer Stelle zur anderen dirigierte, hektisch seine Tuschen anrührte und etwas auf Reispapier malte, bevor er mich dann abermals umsetzte.
    Wenn Sie in Japan umherreisten, um sich Uchidas Arbeiten anzusehen, die während eines Winters und in den darauffolgenden Jahren

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