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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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nur, er wird auch jetzt noch erfreut sein, euch zu treffen. Na ja, dann auf Wiedersehen.« Als Hatsumomo ging, wirkte sie außergewöhnlich heiter, doch im Licht, das von der Avenue herüberschien, entdeckte ich auf Kürbisköpfchens Gesicht einen Ausdruck des Kummers.
    Ohne ein Wort schlüpften Mameha und ich aus den Schuhen, da keine von uns wußte, was sie sagen sollte. An jenem Abend schien die düstere Atmosphäre im Shirae so dicht zu sein wie Wasser in einem Teich. Die Luft roch nach alter Schminke, und in den Winkeln des Raumes blätterte der Putz ab. Ich hätte alles darum gegeben, jetzt einfach kehrtmachen und gehen zu können.
    Als wir vom Flur aus die Tür aufschoben, sahen wir, daß die Herrin des Teehauses Dr. Krebs Gesellschaft leistete. Gewöhnlich blieb sie noch ein paar Minuten, wenn wir eintrafen – vermutlich, um dem Doktor die Zeit berechnen zu können. Heute aber verabschiedete sie sich sofort, als wir hereinkamen, und sah uns im Vorbeigehen nicht an. Da Dr. Krebs uns den Rücken zukehrte, übersprangen wir die förmliche Verneigung und gingen direkt zu ihm an den Tisch.
    »Sie sehen müde aus, Doktor«, sagte Mameha. »Wie geht es Ihnen heute abend?«
    Dr. Krebs schwieg. Obwohl er ein sehr tüchtiger Mann war, der keinen einzigen Moment verschwendete, verschwendete er jetzt seine Zeit damit, das Bierglas, das auf dem Tisch vor ihm stand, nervös zu drehen.
    »Jawohl, ich bin müde«, sagte er schließlich. »Ich habe keine rechte Lust auf Gespräche.«
    Damit trank er den letzten Rest Bier aus und erhob sich. Mameha und ich sahen einander an. Als Dr. Krebs die Schiebetür erreicht hatte, wandte er sich zu uns um und sagte: »Ich finde es wirklich nicht sehr erfreulich, wenn Menschen, denen ich vertraut habe, mich irreführen.«
    Dann ging er, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    Mameha und ich waren zu verblüfft, um etwas zu sagen. Schließlich erhob sich Mameha und schob die Tür zu. An den Tisch zurückgekehrt, strich sie ihren Kimono glatt, kniff dann mit einer zornigen Grimasse die Augen zu und fragte mich: »Also, Sayuri. Was genau hast du zu Hatsumomo gesagt?«
    »Nach all der vielen Mühe, Mameha-san? Ich versichere Ihnen, ich würde niemals etwas tun, womit ich mir meine Chancen verderbe.«
    »Der Doktor scheint dich aber beiseite geworfen zu haben wie einen leeren Sack. Ich bin überzeugt, daß es einen Grund dafür gibt… Aber den werden wir erst erfahren, wenn wir rauskriegen, was Hatsumomo heute abend zu ihm gesagt hat.«
    »Ja, aber wie können wir das?«
    »Kürbisköpfchen war vorhin dabei. Du mußt unbedingt zu ihr gehen und sie fragen.«
    Ich war ganz und gar nicht sicher, ob Kürbisköpfchen mit mir reden würde, versprach aber, wenigstens den Versuch zu machen, und Mameha schien sich damit zufriedenzugeben. Sie stand auf und wollte hinausgehen, ich aber blieb sitzen, wo ich war, bis sie sich umwandte, um zu sehen, wo ich blieb.
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Mameha-san?« sagte ich. »Nun, da Hatsumomo weiß, daß ich viel Zeit mit dem Doktor verbracht habe, begreift sie vermutlich auch den Grund dafür. Dr. Krebs kennt ihn mit Sicherheit. Sie kennen ihn ebenfalls. Und sogar Kürbisköpfchen weiß Bescheid! Ich bin die einzige, die keine Ahnung hat. Würden Sie bitte so freundlich sein, mir Ihren klugen Plan zu erklären?«
    Mameha sah aus, als bedauere sie, daß ich diese Frage gestellt hatte. Sehr lange wich sie meinem Blick aus, dann stieß sie schließlich einen Seufzer aus und kniete sich wieder an den Tisch, um mir zu erklären, was ich wissen wollte.
    »Wie du weißt«, begann sie, »betrachtet Uchida-san dich mit den Augen des Malers. Der Doktor dagegen ist an etwas ganz anderem interessiert, und Nobu ebenfalls. Weißt du, was der Ausdruck ›heimatloser Aal‹ bedeutet?«
    Ich hatte keine Ahnung und sagte ihr das auch.
    »Nun, weißt du, Männer haben so eine Art… nun ja, ›Aal‹ an ihrem Körper«, erklärte sie. »Frauen haben keinen, nur die Männer. Er befindet sich…«
    »Ich glaube, ich weiß, wovon Sie reden«, warf ich ein, »aber ich wußte nicht, daß man das als Aal bezeichnet.«
    »Es ist eigentlich auch kein Aal«, sagte Mameha, »aber wenn man so tut, als wäre es ein Aal, läßt sich vieles einfacher erklären. Also nennen wir das Ding eben so. Es geht um folgendes. Dieser Aal sucht sein Leben lang nach einer Heimstatt, und was glaubst du wohl, haben die Frauen? Eine Höhle, in der der Aal gern wohnen möchte. Diese Höhle ist es,

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