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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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ganz Gion als der mizuage-Spezialist bekannt war. Hatsumomo konnte sich vermutlich sofort zusammenreimen, was Mameha im Schilde führte.
    »Aber was hat sie heute abend zu ihm gesagt? Als wir den Doktor aufsuchten, nachdem ihr gegangen wart, wollte er nicht einmal mit uns sprechen.«
    »Na ja«, sagte Kürbisköpfchen, »sie haben eine Weile geplaudert, und dann gab Hatsumomo plötzlich vor, daß irgend etwas sie an eine Geschichte erinnere. ›Ich kenne da eine junge Lerngeisha namens Sayuri‹, sagte sie. ›Sie lebt in meiner Okiya.‹ Als der Doktor deinen Namen hörte… wie von einer Wespe gestochen ist er hochgefahren, sage ich dir. ›Du kennst sie?‹ Und Hatsumomo antwortete ihm: ›Selbstverständlich kenne ich sie, Doktor. Sie lebt schließlich in meiner Okiya!‹ Dann sagte sie etwas, an das ich mich nicht erinnere, und dann: ›Ich sollte nicht über Sayuri sprechen, weil ich… Nun ja, ich helfe ihr, ein großes Geheimnis zu bewahren!‹«
    Als ich das hörte, lief es mir eiskalt über den Rücken. Ich war überzeugt, daß Hatsumomo sich etwas wirklich Gräßliches hatte einfallen lassen.
    »Welches Geheimnis, Kürbisköpfchen?«
    »Na ja, ich weiß nicht recht«, antwortete Kürbisköpfchen. »Mir schien es nicht besonders wichtig zu sein. Es gebe da einen jungen Mann, hat Hatsumomo gesagt, der in der Nähe der Okiya wohnt, und Mutter habe nun mal was gegen Verehrer. Du und dieser Junge, hat Hatsumomo gesagt, ihr wärt ineinander verliebt, und es mache ihr nichts aus, euch beide zu decken, weil sie finde, daß Mutter zu streng sei. Sie habe euch beide sogar allein in ihrem Zimmer gelassen, als Mutter mal nicht da war. Und dann sagte sie etwa: ›Oh, aber Doktor, das hätte ich Ihnen nun wirklich nicht erzählen sollen! Was ist, wenn es nun Mutter zu Ohren kommt, nachdem wir uns so große Mühe gegeben haben, Sayuris großes Geheimnis zu wahren?‹ Aber der Doktor sagte, er sei Hatsumomo dankbar, daß sie ihm alles erzählt habe, und werde das Geheimnis selbstverständlich für sich behalten.«
    Ich konnte mir gut vorstellen, wie sehr Hatsumomo ihre kleine Intrige genossen haben muß. Ich fragte Kürbisköpfchen, ob es vielleicht noch mehr gebe, aber sie verneinte.
    Ich dankte ihr vielmals dafür, daß sie mir geholfen hatte, und versicherte ihr, es tue mir unendlich leid, daß sie die letzten Jahre als Hatsumomos Sklavin gelebt habe.
    »Ach, weißt du«, sagte Kürbisköpfchen, »etwas Gutes ist schließlich doch dabei herausgekommen. Vor ein paar Tagen hat Mutter mir mitgeteilt, daß sie mich adoptieren will. Also könnte mein Traum, einen Platz fürs Leben zu finden, doch noch wahr werden.«
    Obwohl ich ihr sagte, wie sehr ich mich für sie freue, wurde mir bei ihren Worten fast übel. Ich freute mich wirklich für Kürbisköpfchen, aber gleichzeitig wußte ich, wie wichtig es für Mamehas Plan war, daß Mutter statt dessen mich adoptierte.
    Am folgenden Tag berichtete ich Mameha in ihrer Wohnung, was ich von Kürbisköpfchen erfahren hatte. Kaum hörte sie von diesem Verehrer, begann sie angewidert den Kopf zu schütteln. Ich hatte zwar bereits begriffen, doch sie erklärte mir noch einmal, daß Hatsumomo einen sehr klugen Weg gefunden habe, Dr. Krebs den Gedanken in den Kopf zu setzen, daß meine »Höhle« sozusagen bereits vom »Aal« eines anderen erkundet worden sei.
    Noch verstörter war Mameha, als sie von Kürbisköpfchens bevorstehender Adoption erfuhr.
    »Ich denke«, sagte sie, »daß uns bis zur Adoption noch ein paar Monate bleiben. Und das heißt, daß für dich, Sayuri, die Zeit der mizuage gekommen ist, ob du nun schon dazu bereit bist oder nicht.«
    In jener Woche ging Mameha zu einem Zuckerbäcker und bestellte in meinem Namen süße Reiskuchen von der Art, die wir ekubo nennen, das ist das japanische Wort für Grübchen. Ekubo nennen wir sie, weil sie obendrauf ein Grübchen mit einem kleinen roten Kreis in der Mitte haben; manche Leute finden, daß das sehr vielsagend aussieht. Ich dagegen habe immer gefunden, daß sie wie ein winziges, leicht eingedrücktes Kopfkissen aussehen, als hätte eine Frau darauf geschlafen und in der Mitte einen Fleck Lippenstift hinterlassen, weil sie vielleicht zu müde war, sich vor dem Schlafengehen abzuschminken. Wie dem auch sei, wenn eine Lerngeisha für die mizuage bereit ist, schenkt sie jedem ihrer Gönner eine Schachtel ekubo. Die meisten verschenken sie an mindestens ein Dutzend Männer, für mich aber gab es ausschließlich Nobu und den

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