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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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protestierte, sondern mir einfach das Geld aushändigte und sich auf eine Bank am Shirakawa-Bach setzte.
    Es dauerte einige Zeit, bis ich einen Nudelverkäufer gefunden hatte, doch schließlich kehrte ich mit zwei Schalen dampfendheißer Nudeln zurück. Kürbisköpfchen war fest eingeschlafen. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, und ihr Mund stand offen, als hoffte sie, ein paar Regentropfen einzufangen. Es war etwa zwei Uhr morgens, und es waren immer noch Leute unterwegs. Eine Gruppe von Männern schien der Ansicht zu sein, Kürbisköpfchen sei wohl das Komischste, was sie seit Wochen zu sehen bekommen hatten – und ich muß zugeben, daß der Anblick einer Lerngeisha, die in vollem Staat auf einer Bank sitzt und schnarcht, tatsächlich ein wenig sonderbar wirkte.
    Nachdem ich die Schalen neben ihr abgestellt und sie so sanft wie möglich geweckt hatte, sagte ich: »Kürbisköpfchen, ich muß dich um einen Gefallen bitten, aber… ich fürchte, du wirst nicht glücklich sein, wenn ich dir sage, worum es geht.«
    »Egal«, gab sie zurück. »Mich macht ohnehin nichts mehr glücklich.«
    »Du warst heute abend mit im Zimmer, als Hatsumomo mit dem Doktor gesprochen hat. Nun fürchte ich, daß dieses Gespräch meine ganze Zukunft beeinflussen kann. Hatsumomo muß ihm etwas über mich erzählt haben, das nicht der Wahrheit entspricht, denn jetzt will mich der Doktor plötzlich nicht mehr sehen.«
    Sosehr ich Hatsumomo haßte, sosehr ich wissen wollte, was sie an jenem Abend getan hatte – ich bereute es sofort, zu Kürbisköpfchen mit diesem Thema gekommen zu sein. Sie schien so ungeheuer zu leiden, daß sich selbst dieser sanfte Anstoß, den ich ihr gab, als zuviel erwies. Sofort rollten ihr ein paar dicke Tränen über die runden Wangen – fast so, als hätten sie sich seit Jahren in ihr angesammelt.
    »Ich wußte nichts davon, Chiyo-chan!« sagte sie und fingerte in ihrem Obi nach einem Taschentuch. »Ehrlich, ich hatte keine Ahnung!«
    »Was Hatsumomo sagen würde, meinst du? Aber woher hätte irgend jemand das wissen können?«
    »Das ist es nicht. Ich wußte nicht, daß ein Mensch so böse sein kann! Ich begreife es nicht… Sie tut Dinge, ohne einen Grund dafür zu haben, nur um den Menschen weh zu tun. Und das Schlimmste ist, daß sie meint, ich bewundere sie und möchte genauso sein wie sie. Aber ich hasse sie! Noch nie habe ich jemand so sehr gehaßt wie sie!«
    Inzwischen war das gelbe Taschentuch des armen Kürbisköpfchens ganz und gar mit weißem Make-up verschmiert. Hatte sie vorher einem Eiswürfel geglichen, der anfing zu schmelzen, ähnelte sie jetzt einer Wasserpfütze.
    »Bitte, Kürbisköpfchen, hör mir zu!« flehte ich sie an. »Ich würde dich nicht damit belästigen, wenn ich eine andere Möglichkeit sähe. Aber ich will nicht mein Leben lang Dienerin sein, und genau das wird passieren, wenn Hatsumomo sich durchsetzt. Sie wird nicht nachlassen, bis sie mich wie eine Kakerlake unter ihrer Schuhsohle gefangen hat. Und wenn du mir nicht hilfst, wird sie mich zertreten!«
    Das fand Kürbisköpfchen komisch, und wir beide fingen an zu lachen. Während sie zwischen Lachen und Weinen schwankte, nahm ich ihr Taschentuch und versuchte, ihr Make-up zu retten. So tief gerührt war ich, mein altes Kürbisköpfchen wiederzusehen, die früher einmal meine Freundin gewesen war, daß auch mir die Augen naß wurden und wir uns in die Arme fielen.
    »Ich will dir ja helfen, Chiyo«, sagte sie schließlich, »aber ich bin schon viel zu lange weg. Wenn ich nicht sofort nach Hause laufe, wird Hatsumomo mich suchen kommen. Und wenn sie uns zusammen findet…«
    »Ich habe nur ein paar Fragen, Kürbisköpfchen. Sag mir nur, wie Hatsumomo herausgefunden hat, daß ich den Doktor im Shirae-Teehaus unterhalten habe.«
    »Ach, das«, sagte Kürbisköpfchen. »Sie hatte vor ein paar Tagen versucht, dich mit dem deutschen Botschafter aufzuziehen, aber es schien dir egal zu sein. Du warst so gelassen, daß sie überzeugt war, Mameha und du, ihr müßtet irgendeinen Plan haben. Also ging sie zu Awajiumi-san ins Registerbüro und fragte ihn, für welche Teehäuser du eingetragen bist. Als sie hörte, daß das Shirae darunter war, hat sie ein schlaues Gesicht gemacht, und am selben Abend zogen wir los, um den Doktor zu suchen. Wir mußten zweimal hingehen, bis wir ihn schließlich fanden.«
    Im Shirae verkehren nur wenige Herren von Stand. Und an Dr. Krebs hatte Hatsumomo sofort gedacht, weil er, wie ich nun wußte, in

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