Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
Vom Netzwerk:
Doktor – falls wir Glück hatten. Ich war sehr traurig darüber, daß ich dem Direktor keine schenken konnte; doch andererseits kam mir das Ganze so geschmacklos vor, daß ich nicht allzu deprimiert darüber war, ihn davon ausschließen zu müssen.
    Nobu die ekubo zu überreichen war nicht schwierig. Die Herrin des Ichiriki sorgte dafür, daß er eines Abends ein bißchen früher kam, so daß Mameha und ich uns mit ihm in einem kleinen Zimmer treffen konnten, das auf die Eingangshalle hinausging. Ich dankte ihm für seine großzügige Aufmerksamkeit, denn er war in den vergangenen sechs Monaten überaus freundlich zu mir gewesen und hatte mich nicht nur immer wieder zu Partys gebeten, auch wenn der Direktor nicht anwesend war, sondern mir außer dem Schmuckkamm an jenem Abend, an dem Hatsumomo kam, noch zahlreiche andere Geschenke gemacht. Nachdem ich mich bei ihm bedankt hatte, griff ich nach der Schachtel mit ekubo, die in ungebleichtes Papier verpackt und mit grobem Bindfaden verschnürt war, verneigte mich vor ihm und schob sie über den Tisch. Er nahm sie an, und nun dankten Mameha und ich ihm noch mehrmals für seine Freundlichkeit und verneigten uns immer wieder, bis mir fast schwindlig davon wurde. Die kleine Zeremonie war nur kurz, und bald darauf trug Nobu die Schachtel zum Zimmer hinaus. Als ich später auf seiner Party war, machte er keinerlei Anspielung darauf. Im Grunde war ihm das Ganze wohl ein bißchen unangenehm.
    Dr. Krebs dagegen war ein ganz anderer Fall. Mameha mußte damit beginnen, bei den größten Teehäusern von Gion herumzufragen und die Herrinnen zu bitten, sie zu benachrichtigen, falls sich der Doktor dort blicken ließ. Wir mußten einige Tage warten, bis uns gemeldet wurde, er sei als Gast eines anderen Herrn in einem Teehaus namens Yashino aufgetaucht. Sofort hastete ich zu Mameha in die Wohnung, um mich umzuziehen, und machte mich dann mit einer in Seide verpackten Schachtel ekubo zum Yashino auf.
    Das Yashino war ein relativ neues Teehaus, ganz im westlichen Stil gehalten. Die Räume waren auf ihre Art recht elegant, doch das Zimmer, in das ich an jenem Abend geführt wurde, war statt mit Tatami-Matten und von Kissen umgebenen Tischen mit einem Fußboden aus Hartholz, einem dunklen Perserteppich, einem Couchtisch und ein paar Polstersesseln ausgestattet. Ich muß zugeben, daß es mir niemals eingefallen wäre, mich in einen der Sessel zu setzen. Statt dessen kniete ich mich, obwohl der Boden für meine Knie unangenehm hart war, auf den Teppich und wartete auf Mameha. In dieser Position befand ich mich auch noch, als sie nach einer halben Stunde hereinkam.
    »Was tust du da?« fragte sie mich. »Dies ist kein japanisches Zimmer. Setz dich in einen dieser Sessel und versuch so auszusehen, als sei das für dich das Natürlichste der Welt.«
    Ich gehorchte. Doch als sie sich mir gegenüber niederließ, schien sie genauso von Unbehagen erfüllt zu sein wie ich.
    Der Doktor nahm, wie es schien, an einer Party im Nebenzimmer teil. Mameha hatte ihm bereits einige Zeit Gesellschaft geleistet. »Ich schenke ihm Unmengen von Bier ein, damit er bald zur Toilette muß«, erklärte sie mir. »Sobald er das tut, werde ich ihn im Flur abfangen und bitten, kurz hier hereinzukommen. Dann mußt du ihm sofort die ekubo überreichen. Ich weiß nicht, wie er reagieren wird, aber dies ist unsere einzige Chance, den Schaden auszubügeln, den Hatsumomo angerichtet hat.«
    Mameha ging, und ich saß lange in meinem Sessel und wartete. Mir war heiß, ich war nervös, und ich fürchtete, der Schweiß würde mein weißes Make-up in ein zerknittertes Chaos verwandeln. Ich suchte nach einer Möglichkeit, mich abzulenken, aber das einzige, was ich tun konnte, war, von Zeit zu Zeit aufzustehen und einen Blick in den Spiegel zu werfen, der an der Wand hing.
    Schließlich hörte ich Stimmen, es klopfte, und Mameha öffnete.
    »Nur einen Moment, Doktor, wenn ich bitten darf«, sagte sie.
    Ich konnte Dr. Krebs im Halbdunkel des Flurs stehen sehen. Er blickte so streng drein wie die Herren auf den alten Porträts, die man in Banken hängen sieht. Er musterte mich durch seine Brille. Ich wußte nicht recht, was ich tun sollte; normalerweise hätte ich mich auf den Matten vor ihm verneigt. Also kniete ich mich auf den Teppich, um mich dort zu verneigen, obwohl ich sicher war, daß es Mameha nicht besonders gefiel. Ich glaube, der Doktor sah mich nicht einmal an.
    »Ich ziehe es vor, auf die Party zurückzukehren«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher