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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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stark von ihrer Umgebung ab.
    Eine junge Dienerin führte mich in ein Empfangszimmer, in dem es nach feuchter Asche roch, und kam später wieder, um mir eine Tasse schwächlichen Tee zu servieren. Ich mußte sehr lange warten, bis Kürbisköpfchen schließlich erschien und die Tür aufschob. Im dunklen Flur draußen konnte ich sie kaum erkennen, aber allein schon das Bewußtsein, daß sie da war, erfüllte mich mit einer so freudigen Wärme, daß ich mich vom Tisch erhob, um ihr entgegenzugehen und sie zu umarmen. Sie war ein paar Schritte weit ins Zimmer hereingekommen, nun aber kniete sie nieder und verneigte sich so formell vor mir, als wäre ich Mutter. Darüber erschrak ich so sehr, daß ich stehenblieb, wo ich war.
    »Also wirklich, Kürbisköpfchen… ich bin’s doch nur!« sagte ich.
    Sie wollte mich nicht einmal ansehen, sondern hielt den Blick auf den Boden gerichtet wie eine Dienerin, die ihre Befehle erwartet. Ich war tief enttäuscht und kehrte zu meinem Platz am Tisch zurück.
    Als wir uns eine Weile vor Kriegsende zum letztenmal gesehen hatten, war Kürbisköpfchens Gesicht noch genauso rund und pausbäckig wie in ihrer Kindheit, wenngleich es einen traurigeren Ausdruck trug. Doch seither hatte sie sich sehr verändert. Damals wußte ich es noch nicht, aber als das Optikwerk, in dem Kürbisköpfchen angestellt war, seine Pforten schloß, arbeitete sie über zwei Jahre als Prostituierte in Osaka. Ihr Mund schien kleiner geworden zu sein – vielleicht kniff sie die Lippen zusammen, ich weiß es nicht. Und obwohl ihr Gesicht immer noch breit war, waren ihre vollen Wangen schmaler geworden, was ihr eine karge Eleganz verlieh, die mich sehr erstaunte. Ich will damit nicht sagen, daß Kürbisköpfchen eine solche Schönheit wie Hatsumomo geworden sei, aber ihr Gesicht zeigte eine gewisse Weiblichkeit, die es vorher hatte vermissen lassen.
    »Sicher waren die letzten Jahre schwierig, Kürbisköpfchen«, sagte ich, »aber du siehst sehr hübsch aus.«
    Kürbisköpfchen antwortete nicht, sondern neigte nur ganz leicht den Kopf, um anzudeuten, daß sie mich verstanden hatte. Ich beglückwünschte sie zu ihrer Beliebtheit und versuchte sie über ihr Leben nach dem Krieg auszufragen, aber sie verhielt sich so abwehrend, daß es mir fast leid tat, hergekommen zu sein.
    Nach einer Weile begann sie dann aber doch zu sprechen.
    »Bist du nur hergekommen, um mit mir zu plaudern, Sayuri? Denn ich habe dir nichts zu sagen, was dich interessieren könnte.«
    »Ehrlich gesagt«, gab ich zurück, »ich habe neulich Nobu Toshi-kazu getroffen und… Weißt du, Kürbisköpfchen, er bringt von Zeit zu Zeit einen gewissen Herrn nach Gion mit. Und ich dachte, du könntest vielleicht so freundlich sein und uns helfen, ihm Gesellschaft zu leisten.«
    »Aber nun, da du mich siehst, hast du deine Meinung natürlich geändert.«
    »Nein. Wieso?« protestierte ich sofort. »Ich weiß nicht, warum du das sagst. Nobu Toshikazu und der Direktor – Iwamura Ken, meine ich… Direktor Iwamura – würden sich sehr über deine Gesellschaft freuen. So einfach ist das.«
    Einen Augenblick blieb Kürbisköpfchen schweigend knien und starrte auf die Matten hinab. »Ich glaube nicht mehr daran, daß das Leben ›so einfach‹ ist«, sagte sie schließlich. »Ich weiß, du hältst mich für dumm…«
    »Kürbisköpfchen!«
    »… aber ich glaube, du hast noch einen anderen Grund, von dem du mir nichts sagen willst.«
    Kürbisköpfchen verneigte sich leicht, was ich ziemlich rätselhaft fand. Entweder war das eine Entschuldigung für das, was sie gerade gesagt hatte, oder sie wollte sich verabschieden.
    »Ich denke schon, daß ich noch einen anderen Grund habe«, räumte ich ein. »Ehrlich gesagt, ich hatte gehofft, daß wir nach all den Jahren vielleicht wieder Freundinnen sein könnten, wie früher. Wir haben so vieles zusammen erlebt… unter anderem Hatsumomo! Da scheint es doch nur natürlich, daß wir einander wiedersehen.«
    Kürbisköpfchen schwieg.
    »Direktor Iwamura und Nobu werden den Minister am nächsten Samstag wieder ins Ichiriki-Teehaus einladen«, erklärte ich ihr. »Wenn du dich zu uns gesellen willst, würde ich mich aufrichtig darüber freuen.«
    Ich hatte ihr ein Päckchen Tee mitgebracht, das ich jetzt aus dem Seidentuch nahm, in dem ich es hergetragen hatte, und auf den Tisch legte. Als ich aufstand, versuchte ich ein paar freundliche Worte zu finden, bevor ich hinausging. Aber sie wirkte so perplex, daß ich es für das

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