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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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oder?«
    Eine derartige Frage hatte ich nicht erwartet, und so wußte ich nicht recht, was ich sagen sollte, obwohl es unhöflich gewesen wäre, wenn ich gar nicht geantwortet hätte. Mameha trank schweigend ihren Tee und sah mich mit freundlichem Ausdruck auf ihrem ovalen Gesicht an. Dann sagte sie: »Du denkst vermutlich, daß ich dich tadeln will. Aber ich will nur wissen, ob du dich in Schwierigkeiten gebracht hast, um hierher zu kommen.«
    Als ich das hörte, war ich sehr erleichtert. »Nein, Herrin«, antwortete ich ihr. »Angeblich soll ich Kabuki-Zeitschriften und Shamisen-Saiten besorgen.«
    »Aha! Also davon habe ich genügend vorrätig«, sagte sie. Sie rief ihre Dienerin herbei und wies sie an, einige davon zu holen und vor mir auf den Tisch zu legen. »Wenn du zu deiner Okiya zurückkehrst, nimmst du die hier mit, dann wird sich keiner fragen, wo du gewesen bist. Und nun beantworte mir eine Frage: Als ich zu eurer Okiya kam, um meine Aufwartung zu machen, habe ich dort ein anderes Mädchen in deinem Alter gesehen.«
    »Das muß Kürbisköpfchen gewesen sein. Mit einem runden Gesicht?«
    Mameha wollte wissen, warum ich sie Kürbisköpfchen nannte, und als ich es ihr erklärte, lachte sie laut auf.
    »Dieses Kürbisköpfchen«, sagte Mameha, »wie kommt sie mit Hatsumomo aus?«
    »Gut, Herrin«, antwortete ich, »aber wohl nur, weil Hatsumomo ihr nicht mehr Beachtung schenkt als einem Blatt, das im Hof zu Boden sinkt.«
    »Wie poetisch… ein Blatt, das im Hof zu Boden sinkt. Behandelt Hatsumomo dich auch so?«
    Ich wollte antworten, aber offen gestanden wußte ich nicht, was ich sagen sollte. Ich wußte nur sehr wenig über Mameha, und es wäre nicht recht gewesen, vor jemandem, die nicht zur Okiya gehörte, schlecht von Hatsumomo zu sprechen. Mameha schien meine Gedanken zu lesen, denn sie sagte:
    »Du brauchst mir nicht zu antworten. Ich weiß sehr gut, wie Hatsumomo dich behandelt: ungefähr so, wie eine Schlange ihre nächste Mahlzeit, würde ich sagen.«
    »Darf ich fragen, wer Ihnen das gesagt hat, Herrin?«
    »Niemand hat mir das gesagt«, antwortete sie. »Hatsumomo und ich, wir kennen uns, seit ich sechs und sie neun Jahre alt war. Wenn man eine so lange Zeit mit angesehen hat, wie ein Mensch sich danebenbenimmt, ist es nicht schwer zu erraten, was er demnächst machen wird.«
    »Ich weiß nicht, was ich getan habe, daß sie mich so sehr haßt«, sagte ich.
    »Hatsumomo ist so leicht zu verstehen wie eine Katze. Eine Katze ist glücklich, solange sie in der Sonne liegen kann, ohne daß andere Katzen in der Nähe sind. Doch sobald sie das Gefühl hat, daß eine andere Katze um ihren Futternapf herumstreicht… Hat dir schon mal jemand die Geschichte erzählt, wie Hatsumomo die junge Hatsuoki aus Gion vertrieben hat?«
    Ich verneinte.
    »Hatsuoki war ein sehr attraktives Mädchen«, begann Mameha. »Und eine sehr liebe Freundin von mir. Sie und deine Hatsumomo waren Schwestern. Das heißt, sie waren von derselben Geisha ausgebildet worden – in diesem Fall von der großen Tomihatsu, die damals schon eine sehr alte Dame war. Deine Hatsumomo mochte die junge Hatsuoki nicht, und als sie beide Lerngeishas wurden, konnte sie es nicht ertragen, daß sie ihre Rivalin war. Also begann sie in Gion das Gerücht zu verbreiten, Hatsuoki sei eines Abends erwischt worden, wie sie in einem öffentlichen Durchgang etwas sehr Unsittliches mit einem jungen Polizisten getrieben habe. Natürlich war kein Körnchen Wahrheit daran. Wenn Hatsumomo einfach herumgegangen wäre und die Geschichte weitergetratscht hätte, so hätte kein Mensch in Gion ihr geglaubt. Die Leute wußten, wie eifersüchtig sie auf Hatsuoki war. Also tat sie folgendes: Jedesmal, wenn sie jemand traf, der sehr betrunken war – eine Geisha, eine Dienerin oder sogar ein männlicher Besucher, das spielte keine Rolle –, flüsterte sie ihm die Geschichte von Hatsuoki so geschickt ein, daß die- oder derjenige sich am folgenden Tag nicht daran erinnerte, wer die Quelle gewesen war. Bald schon hatte die arme Hatsuoki einen so schlechten Ruf, daß es ein Kinderspiel für Hatsumomo war, sie mit ein paar weiteren ihrer kleinen Tricks aus Gion zu vertreiben.«
    Seltsamerweise empfand ich tiefe Erleichterung, als ich hörte, daß auch eine andere von Hatsumomo so ungeheuerlich behandelt worden war.
    »Sie kann keine Rivalinnen neben sich ertragen«, fuhr Mameha fort. »Das ist der Grund, warum sie dich so schlecht behandelt.«
    »Aber sie kann in mir doch

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