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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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unmöglich eine Rivalin sehen, Herrin«, wandte ich ein. »Ich bin so wenig Rivalin für sie, wie eine Pfütze Rivalin des Ozeans ist.«
    »Wohl nicht in den Teehäusern von Gion. Aber innerhalb eurer Okiya… Findest du es nicht sonderbar, daß Frau Nitta Hatsumomo niemals als Tochter adoptiert hat? Die Nitta-Okiya muß wohl die reichste von ganz Gion sein, die ohne Erbin ist. Hätte sie Hatsumomo adoptiert, hätte Frau Nitta nicht nur ihr Problem gelöst, nein, sie hätte Hatsumomo auch keinen einzigen Sen von deren Einkünften auszahlen müssen. Es wäre alles direkt an die Okiya geflossen. Und Hatsumomo ist eine sehr erfolgreiche Geisha! Man sollte meinen, daß Frau Nitta, die das Geld doch so sehr liebt, sie schon längst adoptiert haben müßte. Also wird sie einen sehr guten Grund haben, das nicht zu tun, meinst du nicht auch?«
    Daran hatte ich tatsächlich noch niemals gedacht, aber nachdem ich gehört hatte, was Mameha sagte, war mir der Grund sonnenklar.
    »Hatsumomo zu adoptieren«, sagte ich, »das wäre, als ließe man einen Tiger aus dem Käfig.«
    »Ganz richtig. Ich bin überzeugt, Frau Nitta weiß genau, wie Hatsumomo sich als Adoptivtochter entwickeln würde – sie würde eine Möglichkeit finden, die Mutter aus dem Haus zu vertreiben. Wie dem auch sei, Hatsumomo hat nicht mehr Geduld als ein Kind. Ich glaube nicht, daß sie auch nur eine Grille in ihrem Käfig am Leben erhalten könnte. Nach ein bis zwei Jahren würde sie vermutlich die Kimono-Sammlung der Okiya verkaufen und sich zur Ruhe setzen. Das, kleine Chiyo, ist der Grund, warum Hatsumomo dich so sehr haßt. Und was das kleine Kürbisköpfchen betrifft, so kann ich mir nicht vorstellen, daß Hatsumomo befürchtet, Frau Nitta könnte sie adoptieren.«
    »Mameha-san«, sagte ich, »vermutlich erinnern Sie sich an Ihren Kimono, der ruiniert wurde…«
    »Willst du mir sagen, daß du das Mädchen bist, das mit Tusche darauf herumgeschmiert hat?«
    »Also… nun ja, Herrin. Sie wissen zwar sicher, daß Hatsumomo dahintergesteckt hat, aber ich hoffe, Ihnen eines Tages beweisen zu können, wie leid mir die Sache tut.«
    Mameha sah mich lange an. Ich hatte keine Ahnung, was sie dachte, bis sie sagte:
    »Wenn du möchtest, darfst du dich jetzt entschuldigen.«
    Ich rutschte ein Stück vom Tisch zurück und verneigte mich tief auf die Matten; bevor ich jedoch etwas sagen konnte, kam mir Mameha mit den Worten zuvor:
    »Das wäre eine schöne Verneigung, wenn du ein Bauernmädchen wärst, das zum erstenmal in Kyoto ist. Doch wenn du kultiviert wirken möchtest, mußt du dich auf folgende Art verneigen. Sieh mir zu; entferne dich noch ein wenig mehr vom Tisch. Also gut, da liegst du auf den Knien; jetzt streckst du die Arme aus und legst deine Fingerspitzen auf die Matten vor dir. Nur die Fingerspitzen, niemals die ganze Hand. Und auf gar keinen Fall darfst du die Finger spreizen – ich sehe immer noch einen Abstand zwischen ihnen. Sehr gut, nun legst du sie auf die Matten – Hände zusammen… so! Jetzt ist es gut. Verneige dich, so tief du kannst, aber den Hals solltest du absolut gerade halten, du darfst den Kopf nicht so hängen lassen. Und leg um Himmels willen kein Gewicht auf deine Hände, sonst wirkst du wie ein Mann! So ist es gut. Und jetzt versuch das Ganze noch einmal.«
    Also verneigte ich mich abermals und versicherte ihr abermals, wie sehr ich es bereue, an der Verschandelung ihres wunderschönen Kimonos beteiligt gewesen zu sein.
    »Ja, er war wunderschön, nicht wahr?« gab sie zurück. »Aber jetzt wollen wir ihn vergessen. Ich möchte wissen, warum du nicht mehr zur Geisha ausgebildet wirst. Deine Lehrerinnen haben mir gesagt, daß du bis zu dem Augenblick, da du aufgehört hast, sehr gut warst. Du solltest auf dem besten Weg zu einer erfolgreichen Karriere in Gion sein. Warum hat Frau Nitta deine Ausbildung beendet?«
    Ich erzählte ihr von meinen Schulden, zu denen der Kimono sowie die Brosche gehörten, von der Hatsumomo behauptete, ich hätte sie gestohlen. Auch nachdem ich fertig war, fuhr sie fort, mich kühl zu mustern. Dann sagte sie:
    »Du verschweigst mir doch etwas. In Anbetracht deiner Schulden könnte man erwarten, daß Frau Nitta um so mehr darauf bedacht wäre, dich zu einer erfolgreichen Geisha zu machen. Als Dienerin wirst du ihr diese Schulden mit Sicherheit niemals zurückzahlen können.«
    Als ich das hörte, muß ich den Blick, ohne es zu merken, vor Scham gesenkt haben. Einen Augenblick lang schien Mameha

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