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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Männer am Abend bevorzugen, um sich zu entspannen. Seine Finger, so glatt wie Treibholz, umspannten die Saketasse; mehr als alles andere auf der Welt wünschte ich mir, sie für ihn füllen zu dürfen und dabei seinen Blick auf mir zu spüren.
    Ich war zwar erst vierzehn, aber mir war, als hätte ich schon zwei Leben hinter mir. Mein neues Leben stand erst am Anfang, obwohl mein altes Leben schon vor einiger Zeit zu Ende gegangen war. Mehrere Jahre waren verstrichen, seit ich die traurige Nachricht über meine Familie erhalten hatte, und ich war verblüfft, wie sehr sich meine innere Landschaft verändert hatte. Wir alle wissen, daß eine tief verschneite Winterlandschaft, wo sogar die Bäume Schneeschals tragen, im folgenden Frühling nicht wiederzuerkennen ist. Aber ich hätte nie gedacht, daß eine solche Veränderung auch in uns selbst vonstatten gehen könnte. Als ich die Nachricht über meine Familie erhielt, war es, als würde ich unter einer Schneedecke begraben. Mit der Zeit jedoch schmolz diese schreckliche Kälte dahin und legte eine Landschaft frei, die ich nie zuvor gesehen oder mir auch nur vorgestellt hatte. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können, aber am Vorabend meines Debüts waren meine Gedanken wie ein Garten, in dem die Blumen gerade erst durch die Erde lugten, so daß man unmöglich vorhersagen konnte, was sich daraus entwickeln würde. Ich sprudelte über vor Erregung, und in meinem inneren Garten stand genau im Mittelpunkt eine Statue: das Abbild der Geisha, die ich werden wollte.

14. KAPITEL
    Ich habe sagen hören, die Woche, in der ein junges Mädchen sich auf sein Debüt als Lerngeisha vorbereitet, gleiche der Zeit, da eine Raupe sich zum Schmetterling entwickelt. Das ist eine bezaubernde Vorstellung, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie irgend jemand auf so einen Gedanken kommt. Die Raupe braucht sich nur einen Kokon zu spinnen und für eine Weile einzuschlafen, während ich in meinem ganzen Leben keine anstrengendere Woche durchgemacht habe. Der erste Schritt darin bestand, mir die Haare im Stil der Lerngeishas aufstecken zu lassen, zu dem »Gespaltenen Pfirsich«, den ich ja schon erwähnt habe. In Gion gab es damals eine ganze Anzahl von Haarkünstlern. Mamehas Friseur arbeitete in einem schrecklich engen Zimmer über einem Aalrestaurant. Ganze zwei Stunden mußte ich warten, während sechs bis acht Geishas hier und dort, ja sogar auf dem Treppenabsatz draußen knieten. Der Geruch nach fettigem Haar war, wie ich leider sagen muß, einfach überwältigend. Die komplizierte Haartracht, welche die Geishas in jenen Tagen favorisierten, erforderte so viel Mühe und Kosten, daß keine einzige öfter als einmal die Woche zum Friseur ging, obwohl zuletzt nicht einmal die Parfüms, die sie sich ins Haar spritzten, von großem Nutzen waren.
    Als ich endlich an die Reihe kam, brachte mich der Friseur über einem großen Becken in eine Position, bei der ich mich fragte, ob er mir den Kopf abhacken wollte. Dann goß er mir einen Eimer warmes Wasser über den Kopf und begann ihn mit Seife zu scheuern. Aber »scheuern« ist eigentlich noch nicht hart genug ausgedrückt, denn die Art, wie er meinen Skalp mit den Fingern bearbeitete, ließ eher an einen Bauern denken, der mit seiner Hacke den Boden aufreißt. Rückblickend ist mir auch klar, warum. Schuppen sind bei den Geishas ein großes Problem, und es gibt kaum etwas, was so unattraktiv ist und die Haare so unsauber wirken läßt. Der Friseur mag die besten Absichten gehabt haben, aber nach einer Weile fühlte sich meine Kopfhaut so geschunden an, daß mir die Tränen in den Augen standen. Schließlich sagte er zu mir: »Nur zu, du darfst ruhig weinen. Was glaubst du, warum ich dich vor ein Waschbecken gesetzt habe?«
    Für ihn war das vermutlich ein guter Witz, denn nachdem er das gesagt hatte, lachte er aus vollem Hals.
    Als er es satt hatte, mir seine Fingernägel in den Kopf zu graben, ließ er mich auf einer Seite der Matten Platz nehmen und riß mir einen Holzkamm durch die Haare, bis mir von der Anstrengung, gegenzuhalten, die Halsmuskeln weh taten. Schließlich vergewisserte er sich, daß alle Knoten verschwunden waren, und kämmte mir Kamelienöl ins Haar, bis es einen wunderschönen Schimmer bekam. Gerade als ich dachte, das Schlimmste sei vorbei, holte er ein Stück Wachs heraus. Und ich muß Ihnen gestehen, daß Haar und Wachs selbst mit Kamelienöl als Gleitmittel und einem heißen Eisen, das das Wachs weich hält,

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