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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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ebenfalls zuzunicken oder sich vor mir zu verneigen. Mehrmals blieb ich stehen, um mich auch zu verneigen, mit dem Ergebnis, daß ich ein bis zwei Schritte hinter Mameha zurückblieb. Sie bemerkte die Schwierigkeit, die ich hatte, und ging mit mir in eine stille Gasse, um mir zu zeigen, wie man sich richtig fortbewegt. Mein Problem sei, wie sie erklärte, daß ich nicht gelernt hätte, die obere Körperhälfte unabhängig von der unteren zu bewegen. Wenn ich mich vor jemandem verneigen wollte, hielten meine Füße inne. »Langsamer zu gehen ist ein Zeichen von Ehrerbietung«, sagte sie. »Je langsamer du wirst, desto größer die Ehrerbietung. Ganz bleibst du nur für eine deiner Lehrerinnen stehen, sonst für niemand. Werde um Himmels willen stets nur so langsam wie unbedingt nötig, sonst wirst du überhaupt nicht weiterkommen. Bleib, wenn du kannst, bei einem steten Tempo, mach kleine Schritte, damit der Saum deines Kimonos wogt. Wenn eine Frau geht, sollte sie den Eindruck erwecken, als schlügen kleine Wellen über eine Sandbank.«
    Also ging ich in der Gasse auf und ab, wie Mameha es mir beschrieben hatte, und blickte unverwandt auf meine Füße, um zu sehen, ob der Kimono auch richtig wogte. Als Mameha zufrieden war, machten wir uns wieder auf den Weg.
    Die meisten unserer Begrüßungen waren, wie ich feststellte, in zwei einfache Kategorien einzuteilen. Die jungen Geishas wurden, wenn wir ihnen begegneten, gewöhnlich langsamer oder blieben ganz stehen, um Mameha mit einer tiefen Verbeugung zu begrüßen, die Mameha mit einem oder zwei freundlichen Worten und einem leichen Nicken erwiderte; dann schenkte mir die junge Geisha einen verwirrten Blick und eine unsichere Verbeugung, die ich ein wenig tiefer erwiderte, denn ich war jünger als jede Frau, die wir trafen. Wenn wir jedoch einer Frau mittleren Alters oder einer älteren Frau begegneten, verneigte sich Mameha fast immer zuerst; dann erwiderte die Frau den Gruß mit einer respektvollen Verneigung, die aber weniger tief ausfiel als Mamehas, um mich sodann von Kopf bis Fuß zu messen, bevor sie mir ein leichtes Nicken zuteil werden ließ. Auf dieses Nicken reagierte ich stets mit der tiefsten Verneigung, die ich schaffte, während meine Füße weitermarschierten.
    An jenem Nachmittag erzählte ich Mameha von Kürbisköpfchens Debüt und hoffte danach noch monatelang, daß sie sagen würde, nun sei auch die Zeit für mein Debüt gekommen. Statt dessen verging der Frühling, und auch der Sommer, ohne daß sie ein Wort darüber verloren hätte. Im Gegensatz zu dem aufregenden Leben, das Kürbisköpfchen jetzt führte, blieben mir nur meine Lektionen, meine häuslichen Pflichten und die Viertelstunde, die Mameha mehrmals die Woche am Nachmittag mit mir verbrachte. Manchmal saß ich in ihrer Wohnung, während sie mich über irgend etwas belehrte, was ich wissen mußte, meist aber kleidete sie mich in einen ihrer Kimonos und spazierte mit mir in Gion herum, wo sie Besorgungen machte und ihren Wahrsager oder Perückenmacher aufsuchte. Selbst wenn es regnete und sie nichts zu erledigen hatte, spazierten wir unter Lackschirmen dahin und gingen von einem Geschäft zum anderen, um nachzusehen, ob die neue Lieferung Parfüm aus Italien eingetroffen sei oder ob eine bestimmte Kimonoreparatur schon ausgeführt sei, obwohl sie erst für die folgende Woche angesetzt worden war.
    Anfangs dachte ich, Mameha nehme mich mit, damit sie mir Dinge wie die richtige Haltung beibringen könne – denn sie klopfte mir ständig mit dem geschlossenen Fächer auf den Rücken, damit ich mich geradehalte – und wie man sich den Leuten gegenüber benahm. Mameha schien nahezu jeden zu kennen und achtete darauf, für jeden ein Lächeln oder ein freundliches Wort parat zu haben, selbst für die jüngsten Dienstmädchen, denn sie begriff sehr gut, daß sie ihre hohe Position den Menschen verdankte, die viel von ihr hielten. Doch als wir eines Tages eine Buchhandlung verließen, wurde mir schlagartig klar, was sie in Wirklichkeit tat. Sie hatte kein spezielles Interesse daran, die Buchhandlung, den Perückenmacher oder den Schreibwarenhändler aufzusuchen. Diese Besorgungen waren nicht besonders wichtig und hätten ebensogut von einer Dienerin erledigt werden können. Sie machte diese Besorgungen nur, damit die Leute in Gion uns gemeinsam auf der Straße sahen. Sie zögerte mein Debüt hinaus, um jedermann genügend Zeit zu geben, eingehend von mir Notiz zu nehmen.
    An einem sonnigen

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