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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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dort stirbt, stirbt man in England. Das wäre ein furchtbares Schicksal für eine Schottin. Also hat meine Mutter allen Ärzten und Schwestern die Hölle heiß gemacht, in der Hoffnung, daß sie dann entlassen wird. Und falls sie sie nicht mit einer Betäubungsspritze ruhiggestellt haben«, sagte er an mich gewandt, »weiß ich nicht, ob der Besuch erfreulich für dich wäre.«
    Ich lächelte. »Ist schon in Ordnung. Ich sollte sowieso besser hierbleiben. Ich habe selbst bis morgen noch genug zu tun.«
    Aber als alle fort waren, fiel mir keine Arbeit ein, die dringend erledigt werden mußte. Ich hatte nicht das Bedürfnis, hinauf zu den Principia zu wandern, vor allem nicht in der Dunkelheit, und wollte auch nicht unbedingt mein Leben riskieren, indem ich Adrian seine Verführungsszene verdarb. Ich hätte das schmutzige Geschirr aus dem Eßzimmer abgeräumt und abgewaschen, aber Jeannie wollte nichts davon wissen.
    Da also mein Versuch, mich nützlich zu machen, fehlgeschlagen war, zog ich mich in das rote Wohnzimmer zurück, in dem Peters Fernseher stand.
    Die Katzen wenigstens schienen sich über meine Gesellschaft zu freuen. Sie waren den ganzen Tag über vernachlässigt worden, weil Peter an seinem Bericht gearbeitet hatte, und während des Abendessens hatten sie wie üblich nicht ins Eßzimmer gedurft. Ich fand sie auf dem Sofa, wo sie sich beleidigt umeinandergerollt hatten, um mit fest geschlossenen Augen der Menschheit ihre Verachtung zu demonstrieren. Aber als ich mich neben sie setzte, kam Murphy herüber und ließ sich auf meinem Schoß nieder, und Charlie streckte ihre anmutige Gestalt der Länge nach und schnurrte wie ein Motorboot, während ich auf der Suche nach etwas Sehenswertem durch die Fernsehkanäle zappte.
    Die beste Wahl schienen die Neun-Uhr-Nachrichten zu sein, gefolgt von einem angeblich spannenden Film, der sich jedoch als Enttäuschung herausstellte. Es war ein amerikanischer Streifen mit einer verworrenen Handlung und vielen Längen. Die Geschichte war ziemlich an den Haaren herbeigezogen und handelte von einem Mann, der seinen Computer programmiert hatte, den perfekten Mord zu begehen …
    Computer …
    Ich setzte mich kerzengerade auf. Das war es gewesen. Das hatte mich letzte Nacht nach meinem Gespräch mit Alison nicht losgelassen. Sie hatte Philip Quinnell erwähnt und daß in dem Buch, das sie gekauft hatte, computermanipulierte Fotos abgebildet seien. Und da er sein Wissen über Fotografie an Fabia weitergegeben hatte, hatte er ihr vermutlich auch einiges über Computer beigebracht. Aber hatte sie genug gelernt, fragte ich mich, um das System hier auf Rosehill zu manipulieren?
    Der Abspann des Films wurde gezeigt, und Murphy gähnte. »Ich weiß«, sagte ich und schaltete den Fernseher aus. »Ich leide schon unter Verfolgungswahn.« Schließlich setzte heutzutage fast jeder Computer bei der Arbeit ein, und nur weil jemand bestimmte Kenntnisse hatte, hieß das noch lange nicht, daß er oder sie diese Kenntnise zum Schaden anderer verwenden würde. Auch wenn ich Fabia nicht besonders mochte, gab mir das noch lange keinen Grund, sie der Sabotage zu verdächtigen.
    Ich schlenderte in die Küche und machte mir eine Tasse Tee, und als danach immer noch niemand zurück war, ging ich nach oben, um mich schlafen zu legen. Wenigstens eine von uns, dachte ich, sollte morgen gut ausgeschlafen sein, um es mit Doktor Connelly aufnehmen zu können.
    Mein Bett sah irgendwie verändert aus, Decke und Überwurf lagen nicht mehr genau übereinander, so als hätte jemand sie zurückgeschlagen und dann wieder über das Bett gebreitet. Dann ging mir ein Licht auf: David hatte nicht das andere, überzählige Bett für sein Nickerchen benutzt – er hatte sich in meines gelegt. Schließlich konnte er nicht wissen, welches meines war, da beide identisch aussahen, wenn das benutzte Bett gemacht war. Nicht, daß es mir etwas ausmachte, im Gegenteil.
    Es bereitete mir ein kleines, sündhaftes Vergnügen zu wissen, daß er in meinem Bett geschlafen hatte, zwischen die Laken zu gleiten, die sein Körper noch vor kurzem erwärmt hatte, und mein Gesicht in das Kissen zu pressen, das noch schwach nach seinem Haar und seinem After-shave roch. Wohlig müde und zufrieden zog ich die Decke bis unters Kinn und machte das Licht aus.
    Die am Fußende zusammengerollten Katzen schliefen fest und ruhig. Und falls die Pferde in der Nacht wieder galoppierten, so hörte ich sie diesmal nicht.

XXIV
     
    Vogelgezwitscher

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