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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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ja«, fiel Adrian, der es sich auf dem bequemsten Stuhl gemütlich gemacht hatte, ihr schlau ins Wort. »Ich wüßte nicht, welche Aufzeichnungen ich ausdrucken müßte, verstehst du? Da liegt das Problem.«
    »Dann druck sie eben alle aus«, entgegnete Jeannie mit bezwingender Logik. »Peter wird schon wissen, was er davon braucht.« Zu David gewandt fügte sie hinzu: »Es steht doch nichts Geheimes in deinen Aufzeichnungen, oder? Irgend etwas, das Peter nicht lesen soll?«
    »Nein, aber …«
    »Na also.« Zufrieden sah sie vom einen zum andern. Das Ticken der Uhr an der Wand wurde immer lauter, während sie wartete.
    Mit einem resignierten Seufzer ließ David seinen Stuhl nach vorne kippen und erhob sich langsam und schwerfällig. Selbst Adrian, der sich nicht gern etwas befehlen ließ, stand widerspruchslos auf und folgte David zur Tür. Sie ähnelten so sehr zwei kleinen Schuljungen, die zur Strafe auf ihre Zimmer geschickt wurden, daß ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Ich versuchte schnell, es zu verbergen, als David sich noch einmal zu mir umdrehte, aber er sah es doch, und der Blick aus seinen blauen Augen verhieß Rache.
    »So«, sagte Jeannie, als die beiden gegangen waren und wir nur noch das dumpfe Geräusch von Davids Schritten auf der Treppe nach oben hörten, »jetzt laß mich mal eben diese Fische aus dem Weg räumen, und dann mache ich uns einen Tee.«
    Ich setzte mich auf Adrians noch angewärmten Stuhl und betrachtete Jeannie mit offener Bewunderung. »Ich bin wirklich beeindruckt. Ich glaube, ich habe Adrian noch nie so folgsam erlebt, ohne daß er dafür bestochen worden wäre.« Sie grinste mich über die Schulter hinweg an. »Na, weißt du, ich habe viel Übung in einem Haus voller Männer. Nur daß mein Vater nie auf mich hört. Und Brian macht sowieso, was er will.«
    »Ich habe heute nachmittag sein Boot gesehen.«
    »Ja? Hast du ihn dazu bringen können, dich herumzuführen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Brian selbst war nicht da, nur ein älterer Mann mit weißen Haaren.«
    »Billy.« Sie nickte, stellte den Tee zum Ziehen auf die Arbeitsfläche und begann dann, Gemüse für unser Abendessen zu putzen. »Er ist in Ordnung, unser Billy. Nur diesen sleekit Kerl aus Liverpool kann ich nicht ausstehen. Brian meinte, man sollte dem Jungen eine Chance geben, versuchen, ihn geradezubiegen oder so. Aber manche Leute«, sagte sie mit Nachdruck, »lassen sich einfach nicht geradebiegen. Sie sind schon krumm geboren.«
    Wieder dieser Ausdruck. »Jeannie?«
    »Ja?«
    »Was bedeutet sleekit ?« David hatte Adrian vorhin so bezeichnet, fiel mir ein, und gesagt, ich solle das Wort im Wörterbuch nachsehen.
    » Sleekit ?« fragte Jeannie nach und schien zu überlegen. »Also … wenn man einen Mann sleekit nennt, meint man damit, daß er nach außen hin den Charmeur spielt, aber eigentlich ein durchtriebener, unehrlicher Teufel ist.«
    »Wie Adrian.«
    Ihr Lachen war wunderbar, melodiös und humorvoll. »Genau, er ist ein perfektes Beispiel. Mein Dad kann immer noch nicht glauben, daß du mal mit ihm gegangen bist. Er findet, du bist viel zu intelligent für ihn.«
    »Tja, ist schon erstaunlich, wie man sich von einem gutaussehenden Gesicht blenden lassen kann.«
    Peter steckte den Kopf zur Tür herein. »Darf ich wagen zu hoffen, daß gerade von mir die Rede ist?«
    »Aber ja«, antwortete Jeannie mit schelmischem Lächeln. »Einen besser aussehenden Mann haben wir im ganzen Haus nicht.«
    »Meine Liebe«, sagte Peter, »wie freundlich von Ihnen. Erinnern Sie mich daran, Ihnen eine Gehaltserhöhung zu geben.«
    »Möchten Sie einen Tee?«
    Er lehnte das Angebot höflich ab und wandte sich an mich. »Ich frage mich, Verity, ob Sie vielleicht irgendwo mein rotes Notizbuch gesehen haben?«
    »Liegt es nicht auf Ihrem Schreibtisch?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf, die Stirn in tiefe Falten gezogen. »Nein, ich habe überall nachgesehen, wo es sein könnte, aber ich fürchte, ich habe das verflixte Ding verloren.«
    »Vielleicht hat es jemand woanders hingelegt und vergessen, es Ihnen zu sagen.« Aber ich wußte selbst, daß das höchst unwahrscheinlich war. Quinnells Schreibtisch war tabu, und niemand im Team würde es wagen, das rote Notizbuch mit seinen Feldaufzeichnungen anzurühren.
    »Vielleicht.« Peter klang nicht sehr überzeugt. »Das Problem ist nur leider, daß ich ohne dieses Notizbuch meinen Bericht für Connelly nicht fertigschreiben kann.«
    Jeannie legte ihr Gemüsemesser

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