Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
principia ein, »befand sich die Kornkammer und vielleicht auch eine Werkstatt. Und auf der anderen Seite des Hauptquartiers stand das praetorium .«
»Und was ist das?« fragte Fabia mit einem Funken von Interesse, der mich hoffen ließ, daß bei ihr noch nicht Hopfen und Malz verloren war.
»Das Haus des Kommandanten. Und das Lazarett war meistens hier an dieser Stelle, und die restlichen Gebäude stellten hauptsächlich Unterkünfte für die Legionäre und Pferdeställe dar.« Ich füllte die freien Stellen über und unter den principia säuberlich mit Vierecken aus.
Sie beugte sich über mich, um die Zeichnung genauer zu betrachten. »Das Ganze bestand also im Prinzip aus Soldatenunterkünften, diesen paar wichtigen Gebäuden in der Mitte und drei, vier Straßen dazwischen.«
»Im Prinzip ja«, stimmte ich zu und mußte über ihre Geringschätzung der genialen Effizienz römischer Militäranlagen lächeln.
»Und hier haben wir angefangen zu graben, nicht wahr? Hier unten bei diesem Wachturm?«
»Genau.«
»Dann …« Sie fuhr den improvisierten Lageplan mit dem Finger bis zur Mitte nach. »Dann wird Peter mit diesem neuen Graben irgendwo hier beginnen.«
»Die Stelle sollte nicht schwer zu finden sein«, versicherte ich ihr. »Halt einfach nach einem Haufen Leute mit Spaten Ausschau.«
Sie nahm meine Zeichnung vom Tisch, steckte sie in eine Tasche ihrer Shorts und sammelte ihre Kameraausrüstung zusammen. Als sie gegangen war, legte ich meinen Bleistift weg und streckte mich, um die Knoten zwischen meinen Schulterblättern zu lösen.
Meine beiden jungen Assistentinnen waren draußen und bedienten den Wasserumlauftank, den Peter hinter dem Gebäude hatte aufstellen lassen. Er bestand aus einem faßähnlichen Behälter, der mit Schläuchen für Ab- und Zufluß versehen war. Dort wurde die ausgegrabene Erde durch so feine Siebe gespült, daß Samen und Insektenteile sowie Fragmente von Töpferware und Knochen darin hängenblieben. Knochen, dachte ich, könnten uns nützlich sein. Ein schönes, vollständiges Skelett in Legionärsrüstung, dem noch ein schottisches Schwert im Schädel steckte …
Aber Robbie hatte gesagt, daß es keine Knochen in unserem Feld gäbe. Was mir merkwürdig vorkam. Wenn der Wächter, wie er behauptete, ein Soldat der Neunten Legion war und die Neunte tatsächlich hier umgekommen war, dann müßten Knochen zu finden sein, und zwar eine ganze Menge.
Schallendes Gelächter drang durch die langgestreckte Rückwand herein, hinter der meine beiden Studentinnen arbeiteten. Ich seufzte und stieß meinen Stuhl zurück. Als leitende Fachkraft für die Fundstücke sollte ich lieber draußen bei ihnen sein, sagte ich mir streng, statt mich hier drin wie ein Feigling zu verkriechen.
Draußen wirkte alles harmlos, das Feld war ein geschäftiger Ameisenhügel unter einem Himmel, an dem sich weiße Wolkenberge und strahlend blaue Abschnitte abwechselten. Ich konnte David unten bei der Straße, in der Nähe der Dornenhecke, erkennen, wo er sich über ein Stück frisch freigelegter Erde beugte, das ein paar Studenten mit Bürsten bearbeiteten. Noch mehr Pfostenlöcher, vermutete ich. Gestern waren sie auf etwas gestoßen, das wie der Umriß eines der Unterkunftsgebäude aussah.
Peter, der hoffte, einen Beweis für die Anwesenheit der Neunten in den principia der Festung zu finden, stand wie der Eroberer Cortez höchstpersönlich auf einer kleinen Erhebung in der Mitte unserer sorgfältig abgesteckten Ausgrabungsstätte und dirigierte Fabias Fotografierarbeit.
Sicherlich würde jeder Geist derartige Aktivitäten viel interessanter finden als mein langweiliges Gekritzel und Getippe bei den Einträgen ins Fundstückeregister. Von diesem Gedanken ermutigt, wandte ich dem Feld den Rücken zu und entfernte mich mit einem zögerlichen Schritt von der Stalltür.
Ich blieb stehen. Wartete. Horchte.
Nur der leichte Wind war zu hören, und selbst der säuselte freundlich vor sich hin und war weder kalt noch bedrohlich. Wieder erklang Gelächter von der anderen Seite des Gebäudes, und ich ging mit entschlosseneren Schritten und durchgedrückten Schultern an der langen Vorderseite unserer Principia entlang. Nur um diese Ecke, redete ich mir gut zu und haßte mich für meine plötzliche Nervosität. Nur um diese Ecke herum, an der schattigen Seitenwand entlang und um noch eine Ecke, und ich würde wieder unter Menschen sein.
Doch ehe ich mich von der sonnigen Seite und dem Blick über das gesamte
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