Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
hören sollen. Denn als ich dort stand und auf das Bild Fortunas, der Glücks- und Schicksalsgöttin, starrte, wie sie ihr schwankendes Schiff über die Wasser lenkte, war ich mir sicher, daß ich den einstigen Besitzer des goldenen Anhängers bereits getroffen hatte.

XXX
     
    Brian war nicht besonders erfreut, mich zu sehen, als ich die Auffahrt herunterkam und auf das Cottage zuging. Er war gerade dabei, eine unbarmherzige Attacke gegen das Unkraut zu beiden Seiten des Gartenpfades zu führen, und hatte den Kopf tief gegen den Wind gesenkt, der kleine weiße Rauchwölkchen von der Zigarette in seinem Mundwinkel davontrug. Als er mich erblickte, legte er die Harke beiseite und richtete sich kampflustig auf.
    Jeannie hatte nicht geflunkert, was das blaue Auge betraf. Es hob sich unschön von seiner gebräunten Wange ab und wurde am unteren Rand noch von einem übel aussehenden Kratzer geziert, an dem getrocknetes Blut klebte. Doch er trug es wie eine Auszeichnung, fand ich, denn er strich sich sogar das silbergraue Haar aus dem Gesicht, damit ich seine Blessur in voller Pracht bewundern konnte.
    Er erwartete einen Kommentar von mir, soviel stand fest. Ich blieb ein paar Schritte vor ihm stehen und suchte nach einem angemessenen Kompliment. »Sieht schmerzhaft aus.«
    »Nicht Ihr Werk«, gab er kurz angebunden zurück. Er nahm die Zigarette aus dem Mund, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Hab ich mir gestern abend im Pub eingehandelt. Mußte ein paar Großmäuler aus Burnmouth in ihre Schranken weisen.«
    »Aha.« Ich betrachtete seinen zusammengepreßten Kiefer und die hervortretenden Armmuskeln und sagte wahrheitsgemäß: »Ich vermute, die sehen noch um einiges schlimmer aus als Sie.«
    »Allerdings.« Sein Blick wanderte an mir herunter zu dem Notizbuch und dem kleinen, in ein Küchentuch eingeschlagenen Päckchen in meinen Händen. Aber er sagte kein Wort. Er stand einfach nur da, rauchte und wartete auf eine Erklärung, weshalb ich gekommen war.
    »Ich würde gern eine Minute mit Robbie sprechen«, sagte ich.
    »So?«
    »Ja. Wir haben heute morgen beim Graben etwas gefunden, und es könnte etwas Wichtiges sein, deshalb …«
    Er fiel mir mit ausdruckslosem Gesicht ins Wort. »Der Junge ist gerade erst von der Schule nach Hause gekommen«, sagte er. »Er hat seinen Tee noch nicht getrunken.«
    »Ja, sicher, ich weiß, aber Jeannie sagte …« Ich unterbrach mich, weil ich an seiner Miene erkannte, daß Jeannies Wort bei diesem Thema wenig Gewicht für ihn hatte. »Ich bleibe nicht lange, Brian, das verspreche ich. Es ist nur, weil … na ja, es könnte wirklich wichtig sein, und wir alle sind sehr gespannt, was Robbie dazu sagen wird, und wollten deshalb nicht bis heute abend warten.«
    Jeannie hatte mich schon gewarnt, daß die Chancen, Brians Widerstand zu überwinden, schlecht stünden, und als ich ihn jetzt so vor mir sah, schätzte ich sie gleich Null ein.
    Er starrte mich lange mit versteinertem Gesicht an, bevor sein Blick wieder zu dem kleinen, eingewickelten Päckchen glitt. »Ist es das?«
    »Ja.«
    »Lassen Sie mal sehen.«
    Ich entfernte das Papier und zeigte ihm den zierlichen Anhänger.
    »Ist er aus Gold?« fragte er, ohne ihn zu berühren.
    »Ja.«
    Mit nachdenklichem Ausdruck sah er plötzlich über meine Schulter hinweg ins Weite. »Als ich so alt war wie Robbie … jünger sogar noch, war ich so etwas wie ein Wunderknabe bei den Pferderennen. Mein Vater und seine Kumpel brauchten mir nur einen Wettschein zu zeigen, und ich tippte jedesmal auf den Gewinner. Sie müssen ein verdammtes Vermögen gemacht haben«, sagte er bitter. »Aber ich habe nie einen Penny davon gesehen, genausowenig wie meine Mutter. Mein Vater hat uns verlassen, als ich zehn war.« Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und richtete seinen harten Blick wieder auf mich. »Sie können von mir und meinen Methoden, Geld zu verdienen, halten, was Sie wollen, aber ich habe nie meinen Jungen dazu benutzt, mich zu bereichern. Ich habe es nie getan und werde es auch nie tun. Und ich werde dafür sorgen, daß es auch kein anderer tut.«
    »Das verstehe ich. Aber ich dachte, wir wären übereingekommen …«
    »Da hatte ich einen sitzen.«
    »Sie haben gesagt, ich könnte Robbie die Sachen zeigen.« Meine Stimme flehte ihn an, Vernunft anzunehmen. »Sie sagten, wenn ich alleine herkäme, könnte ich …«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe.« Er schnaubte gereizt und blies Rauch dabei aus. »Also schön, Sie

Weitere Kostenlose Bücher