Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
Mittagessen hierher.«
    Adrian, der am Kamin stand, wandte sich erklärend an mich. »Jedes Praktikum, für das sich seine Studenten in den Semesterferien bewerben, muß von Connelly zuerst genehmigt werden. Selbst Fortune ist nur mit seiner stillschweigenden Duldung hier.«
    »Ja, das stimmt«, sagte David, »aber Connelly ist ein fairer Mann, egal, was man ihm sonst vorwerfen mag. Ich bin sicher, er wird keine Schwierigkeiten machen, wenn wir ihm einen Beweis liefern können.«
    Ich war da weniger optimistisch. »Aber innerhalb von zwei Wochen?«
    »Und zwei Tagen«, erinnerte mich Quinnell lächelnd. »Zeit genug. Wir haben ja schließlich schon mit den Bodenuntersuchungen angefangen, und nun müssen wir nur noch ein bißchen mehr finden, um die Ausgrabung zu rechtfertigen.«
    Fabia rutschte unruhig auf ihrem Sessel herum. »Bisher kann ja wohl noch keine Rede von einer Ausgrabung sein«, beschwerte sie sich. »Du hast noch nicht mal den Boden aufgebrochen.«
    »Du hast zu viele Filme gesehen«, antwortete Quinnell, nicht im geringsten beleidigt. »Man versucht heute, eine Stätte zu bewahren und sie nicht mit allen Mitteln zu zerstören.« Dann sagte er nachdenklich zu David: »Trotzdem denke ich, daß wir morgen unseren ersten Versuchsgraben anstechen könnten, wenn das Wetter so bleibt. Ich möchte gern herausfinden, was in dieser Südwestecke ist.«
    Mir entging der schnelle Blickwechsel zwischen Adrian und Fabia nicht. Sie rutschte erneut unbehaglich auf ihrem Sessel hin und her und strich sich eine weiche Haarsträhne aus den Augen. »In der Südwestecke? Aber ich dachte, wir seien übereingekommen, daß es am besten ist, auf dem Kamm anzufangen, wo Robbie … wo dieser Wächter umgehen soll.«
    Peter Quinnell nippte an seinem Drink und schüttelte den Kopf, ein Bild der Unschuld, aber ich erhaschte ein kleines Funkeln in seinem schläfrigen Seitenblick. Wie eine seiner Katzen, dachte ich, wenn sie überlegen mit ihrer schwächeren Beute spielt. »Die Südwestecke«, wiederholte er mit Nachdruck. »Wir wissen, daß sich dort etwas befindet, weshalb es nur logisch ist, dort zu beginnen. Und der Boden ist auch trocken genug. Wir haben ihn heute getestet, nicht wahr, David?«
    »Stimmt.« Im Gegensatz zu Quinnells verrieten David Fortunes Augen gar nichts. Sein unbewegter Gesichtsausdruck gab mir keinerlei Hinweis darauf, ob er ebenfalls wußte, daß Quinnell den Schwindel durchschaut hatte. Er griff nach seinem Glas, dessen Inhalt nach purem Scotch aussah, und trank es in einem Zug leer, während Fabia neben ihm die Stirn in Falten zog.
    »Wir können beim Abendessen weiter darüber reden«, sagte sie entschieden. »Was gibt es übrigens?«
    Quinnell wedelte in einer nonchalanten Geste mit der Hand. »Jeannie hat etwas von einem Braten gesagt. Sie hat ihn für uns vorbereitet, so daß er nur noch in den Ofen geschoben werden muß.«
    »Und, hast du ihn in den Ofen geschoben?« Fabia hob erwartungsvoll eine Augenbraue, aber er sah sie so verständnislos an, als würde er ihre Sprache nicht verstehen. »O Peter, du hast ihn doch nicht draußen stehenlassen? So ein Braten braucht eine Ewigkeit!«
    Quinnell machte kein allzu betroffenes Gesicht bei der Aussicht auf eine verlängerte Aperitifstunde, aber er murmelte eine Art Entschuldigung, als seine Enkelin an ihm vorbei in die Küche eilte. Dann sah er mit einem Blick, der eine gewisse schelmische Freude nicht verbarg, auf Davids leeres Glas und stand auf, um es erneut zu füllen.
    Peter Quinnell, entschied ich, wußte sehr genau, wie man Menschen dirigierte. Und wie sehr Fabia sich an diesem Abend auch anstrengen mochte, ihn davon zu überzeugen, mit der Ausgrabung lieber oben auf dem Hügelkamm zu beginnen, so zweifelte ich doch keine Sekunde daran, daß wir am Morgen alle dort sein würden, wo Quinnell uns haben wollte – unten in der Südwestecke, auf der Suche nach einem Befestigungsgraben, der nicht existierte.

ZWEITES PFERD

     
    That we may lift from out of dust
    A voice as unto him that hears,
    A cry above the conquered years
    To one that with us works …
     
    Tennyson, »In Memoriam«, CXXX

VII
     
    Ich erwachte im Dunkeln und lauschte. Das Geräusch, das mich aus dem Schlaf gerissen hatte, klang seltsam in meinen Ohren – den Ohren einer Stadtbewohnerin. Wie ein rollender Zug, aber doch nicht ganz so … der Rhythmus war zu ungebändigt, zu unregelmäßig. Ein Pferd, dachte ich. Ein Pferd auf einer Weide nebenan, das ständig im Kreis

Weitere Kostenlose Bücher