Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
hören bekomme?«
Fabia gab ihr scheinbar schmollendes Schweigen auf und sah ihn unschuldig an. »Na, stimmt doch auch. Männer tragen wirklich gern schwere Sachen.«
»Ja, das wurde mir bereits mitgeteilt.« Adrian nickte verständig. »Es gibt uns offenbar das Gefühl, nützlich zu sein.«
»Nicht nützlich.« Fabia zog die Nase kraus, und ihre Stimmung besserte sich. »Nein, ich würde eher sagen, stark. Männlich. Was denkst du, Peter?«
Der Blick ihres Großvaters war amüsiert. »In meinem Alter, fürchte ich, muß man seine Männlichkeit auf weniger anstrengende Art unter Beweis stellen.« Er wandte sich an mich. »Wie war die Reise hierherauf? Lief alles gut?«
»Ich habe den größten Teil verschlafen«, gestand ich und ließ mich in einen einladend aussehenden altrosa Sessel mit passendem Fußschemel sinken. Es war himmlisch, nach der langen Fahrt die Beine ausstrecken zu können.
Adrian durchquerte grinsend den Raum zu einer Hausbar. »Das letzte Mal ist sie auch eingeschlafen, hat sie Ihnen das erzählt? Da ist sie in Dunbar gelandet.« Ich lehnte mich zurück und ließ ihn die peinliche Anekdote erzählen, während ich mich damit tröstete, daß er mir beim Reden wenigstens einen Drink mixte. Die Haustür schlug wieder zu, und wir drehten alle vier unsere Köpfe zur Zimmertür, als David meine drei Koffer offensichtlich ohne Mühe durch die Halle trug.
»Tja«, seufzte Adrian bewundernd und nahm mit einer resignierten Geste die Ginflasche, »wer kann damit schon konkurrieren?«
Quinnell ließ sich in einem Sessel mit hoher Lehne nieder und schwang eins seiner langen Beine über das andere. »Wir können nicht alle männlich und stark sein, mein Junge. Aber da Sie schon dort stehen – würden Sie mir auch noch einen einschenken?«
»Sie haben keinen Wodka mehr.«
»Im Keller gibt es noch genug. Fabia, meine Liebe, würdest du hinuntergehen und mir ein Fläschchen holen?«
Fabia erhob sich folgsam. Ich dagegen nahm zufrieden den trockenen Martini-Cocktail, den Adrian mir reichte, lehnte mich wieder zurück und bewegte lockernd meine verkrampften Füße.
Zehn Minuten später, als der Wodka geholt und eingegossen worden war und David Fortune wieder in seinem Sessel am Fenster saß, blickte Quinnell mit Genugtuung in die Runde und hob sein Glas. »Darauf, daß wir die Neunte Legion finden, oder wenigstens genug von ihr, damit uns Connelly seinen Segen gibt.«
Ich sah ihn fragend an. »Connelly?«
»Doktor John Connelly.« Quinnell lehnte sich mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen zurück. »Leiter des Fachbereichs Archäologie an der Universität von Edinburgh. Er war einmal einer meiner Studenten, wissen Sie.« Das Lächeln wurde breiter. »Mein dunkler Engel. Seine Meinung über die Neunte Legion ist ausreichend publiziert worden und wird von den meisten unterstützt. Er behauptet, daß es keine Schlacht in Britannien gegeben habe, daß die Neunte einfach nach Nimwegen in den heutigen Niederlanden geschickt worden und später irgendwo im Osten im Kampf gegen die Parther umgekommen sei, oder ähnliches unsinniges Zeug.«
David warf ihm einen nachsichtigen Blick zu. »Die Theorie ist als solche gar nicht so schlecht. Schließlich hat man wirklich den Ziegelaufdruck der Neunten in Nimwegen gefunden.«
»Den was?« fragte Fabia.
Peter, hocherfreut über ihr Interesse, erklärte ihr, daß die Legionen nicht nur gekämpft, sondern auch gebaut hatten. Jede Legion hatte in ihrem Fort ihren eigenen Mörtel und ihre eigenen Ziegelsteine hergestellt, die mit einem besonderen Stempel gekennzeichnet wurden. »Ein Ziegelaufdruck«, sagte Peter, »ist das Zeichen einer Legion.«
Fabia überlegte. »Wenn sie also einen Aufdruck in Nim… in Nim…«
»Nimwegen.«
»… gefunden haben, bedeutet das doch, daß die Neunte dort war.«
»Vielleicht.« Quinnell zuckte die Achseln. »Der Gedanke ist natürlich naheliegend. Aber ich könnte mir auch andere Möglichkeiten vorstellen, wie der Ziegelaufdruck dort hingelangt sein könnte, du nicht? Man muß für alles offen sein.«
»So wie du«, sagte David, und Schalk blitzte in seinen blauen Augen auf.
»Mein lieber Junge, wenn ich glaubte, daß die Antwort in Nimwegen liegt, wäre ich nicht hier auf Rosehill. Jedenfalls«, fuhr er gutgelaunt fort, »haben wir noch zwei Wochen, um einen Beweis zu finden, bevor Connelly kommt.«
Ich setzte mein Glas ab. »Nur zwei Wochen?«
»Zwei Wochen und zwei Tage. Connelly kommt am einundzwanzigsten zum
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