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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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herumgaloppierte, galoppierte, galoppierte …
    Meine müden Lider fielen wieder zu, und ich vergrub meinen Kopf tiefer in den Kissen. In dem halbwachen Zustand begannen meine Gedanken zu wandern, und die Hufschläge nahmen Gestalt an und wurden zu einem weißen Pferd … nein, es war dunkel, ein schwarzes Pferd, tiefschwarz wie die Nacht, die schwarze Mähne und der schwarze Schweif wehten im Wind, als es an mir vorbeigaloppierte …
    Es verschwand in der Ferne, kehrte um, kam in gleichmäßig schnellem Gallop zurück, zusammen mit den anderen – viele Hufschläge, viele Pferde, bis die Wiese ein Meer aus wogenden Flanken und weißrollenden Augen und dampfenden Nüstern zu sein schien. Schnaubend und stampfend kamen sie wie Donner herangerollt und galoppierten als ein breiter Strom aus Leibern an meinem Fenster vorbei. Da wußte ich, daß ich träumte, schloß meine Augen fester und schlief tief ein.
    Als ich wieder erwachte, war es Tag. Ich streckte meinen Arm in einer automatischen Geste nach dem Wecker aus und stellte ihn ab, ehe der Summer anspringen konnte. Der Minutenzeiger hüpfte mit leisem Klicken nach vorn: acht Uhr. Gähnend rollte ich mich auf den Rücken und versuchte, genug Willenskraft aufzubringen, um meinen Kopf zu heben.
    Das Zimmer war perfekt zum Aufwachen. Sein einziges Fenster ging nach Osten und überblickte das Feld, aber das Licht der Morgensonne wurde durch die Krone der Kastanie gefiltert und stach mir nicht in die Augen wie in meiner Londoner Wohnung. Schattenmuster tanzten auf den gelb gestrichenen Wänden, als die Äste sich vor einem freundlichen blauen Himmel im Wind bewegten.
    Es sah nach dem richtigen Wetter für Anfang Mai aus, warm und sonnig, aber ich fröstelte trotzdem, als ich mein warmes Bett verließ. Schnell zog ich einen unförmigen Pullover über meine übliche Arbeitsuniform aus Jeans und T-Shirt, wusch mir das Gesicht und ging hinunter, wo Jeannie McMorran allein in der hellen Küche stand und in einer Schüssel mit Plätzchenteig rührte.
    »Hörst du denn nie mit dem Backen auf?« fragte ich. Wir hatten uns am vergangenen Wochenende schon ein bißchen angefreundet, Jeannie und ich, und ich mochte sie sehr gern. Sie hatte ein lebhaftes Wesen, einen köstlichen, pfiffigen Humor und eine Art, Adrian in seine Schranken zu weisen, die mir besonders gut gefiel. Jetzt drehte sie sich zu mir um und grinste.
    »Was, bei all diesen gefräßigen Männern im Haus? Keine Chance. Deine Haarspange ist verrutscht.«
    »Oh.« Ich befestigte sie neu und fuhr damit fort, meine langen Strähnen zu dem gewohnten Zopf zu flechten.
    Jeannie seufzte. »Ich trauere meinen langen Haaren nach, wenn ich dir so zusehe. Sie waren zwar nie so dick wie deine, aber so lang, daß ich mich auf sie draufsetzen konnte.«
    »Tatsächlich?« Ich band den fertigen Zopf mit einem elastischen Stoffband zusammen und ließ ihn zwischen meine Schulterblätter fallen. »Warum hast du sie abgeschnitten?«
    »Brian mag Frauen mit kurzen Haaren«, sagte sie achselzuckend. »Und ich war noch sehr jung damals.«
    Brian war ihr Mann, wie ich inzwischen erfahren hatte – Robbies Vater. Obwohl ich ihm noch nie begegnet war, hatte ich mir bereits ein eher unvorteilhaftes Bild von ihm gemacht. Er befehligte einen eigenen Fischkutter, das wußte ich, was bedeutete, daß er ein gewisses Verantwortungsgefühl besitzen mußte, aber ich fand es schwer, eine gute Meinung von einem Mann zu haben, der seine wenigen freien Wochenenden zu Hause zwischen dem nächsten Pub und seinem Bett zu verbringen schien. Ich wechselte das Thema.
    »Ich schätze, alle anderen sind schon auf?«
    »Richtig. Peter und Fabia verließen gerade das Haus, als ich hier ankam, etwa vor einer halben Stunde. Sie wollten ein paar Fotos machen, glaube ich, ehe mit dem Graben begonnen wird. Adrians Wagen habe ich noch nicht gesehen, aber David ist irgendwo in der Nähe … er hat schon um sieben heute morgen Dame mit Robbie gespielt, ob du es glaubst oder nicht. Ha, wenn man vom Teufel spricht«, sagte sie plötzlich und wedelte mit einem Küchenhandtuch in Richtung Fenster, um meine Aufmerksamkeit auf die Gestalten zu lenken, die draußen den Hügel hinuntergingen. »Da sind sie ja.«
    Sie waren zu dritt oder vielmehr zu viert, wenn man Robbies Hund Kip mitzählte. Der Collie sprang ständig im Kreis um David Fortunes Beine herum und stieß alle paar Schritte mit dem Kopf an seine Hand, damit David ihm streichelnd über die Ohren fuhr, was er

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