Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
das?«
    »Was war was?«
    »Mist, es ist wieder dazwischengerutscht. Ich habe zu fest geschüttelt. Ein etwa so großes Stück«, sagte er und formte einen Kreis mit Daumen und Zeigefinger, »in Form eines Dreiecks. Ich glaube, es ist jetzt eher auf deiner Seite.«
    Ich brauchte einen Moment, um das geheimnisvolle Objekt zu finden. Schließlich hielt ich ein hartes, flaches Teil zwischen meinen Fingern und rieb vorsichtig die noch daran klebende Erde ab. Es war eine kleine Topfscherbe mit scharf gebliebenen Kanten und den Überresten einer dünnen Glasur. Auf jeder anderen Ausgrabungsstätte hätte mich ein solcher Fund begeistert, aber als ich jetzt auf dieses Stück hinabstarrte, fühlte ich nur heftige Wut in mir aufsteigen.
    Adrian streckte seine Hand danach aus. »Kann ich mal sehen?«
    Schweigend und mit ausdruckslosem Gesicht reichte ich ihm die Scherbe und sah zu, wie er sie in der Handfläche wog. Er beugte seinen Kopf darüber und zog die Augenbrauen zu einem konzentrierten Stirnrunzeln zusammen, das ich immer noch attraktiver fand als sein Lächeln. »Es ist samische Töpferware, oder?«
    »Sieht jedenfalls so aus.«
    »Aber das ist doch ein gutes Zeichen, nicht wahr? Ich meine, man erwartet quasi samische Keramik auf einer römischen Ausgrabungsstätte.«
    »Ja. Wie klug von dir, daran zu denken.«
    Er sah auf. »Wie?«
    »Hattest du vor«, fragte ich ihn kalt, »die gesamte Ausgrabung zu fälschen?«
    »Verity …«
    »Nur, damit ich Bescheid weiß.«
    »Verity …«
    »Allerdings ist es keine perfekte Täuschung. Diese Art Töpferware mag zwar zur Römerzeit über das ganze besetzte Britannien verstreut worden sein, aber man würde sie doch eher in Villen oder großen Befestigungsanlagen vermuten als in einem Marschlager.«
    »Verity, ich schwöre es.« Er hob treuherzig seine rechte Hand. »Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Ich bitte dich. Fabia ist vielleicht clever, aber sie hat nicht wie du Zugang zu Fundstücken. Wo hast du das hier geklaut?«
    Er seufzte und sah mich mit einer Mischung aus Ärger und Belustigung an. »Was macht dich so verdammt sicher, daß dies kein echter Fund ist?«
    »Ach, spiel doch nicht das Unschuldslamm. Du weißt genausogut wie ich, daß es hier nichts zu finden gibt .«
    Ich hätte Quinnell kein besseres Stichwort geben können, dachte ich später.
    Kaum hatte ich meinen Satz beendet, als sein Freudenschrei wie ein Donnerschlag den grünen Hügel hinaufhallte. Ich vergaß Adrian und sah in die Richtung, aus der der Schrei kam. Robbie und Kip waren herbeigeeilt und hockten am Rand des Grabens, und ich sah, wie Robbie sich aufgeregt vorbeugte und auf etwas zeigte.
    »Mein Gott«, sagte Adrian. Er legte die Topfscherbe wieder auf ihrem Bett aus Erde ab und ließ sein Ende des Siebes los, wodurch er mich zwang, es alleine zu halten oder ganz fallen zu lassen. »Sie haben etwas gefunden.«
    »Verdammt, Adrian …«, begann ich, unter dem Gewicht des großen Holzrahmens schwankend, aber er war schon weg, eilte über die Wiesenfläche, um nachzusehen, was los war. Mit einem leisen Fluch setzte ich das Sieb auf dem Boden ab, richtete mich mit knackenden Wirbeln wieder auf und ging langsam auf den Graben zu, wobei ich meine verspannten Rückenmuskeln massierte.
    Der Collie kam mir auf halbem Weg entgegen und wedelte zur Begrüßung mit seinem buschigen Schwanz. »Paß auf, Kip«, sagte ich warnend, als er gegen meine Beine prallte, aber der Hund zog darauf nur seine Lefzen wie zu einem Grinsen zurück und sprang auffordernd ein paar Schritte nach vorn, um mich anzutreiben.
    Quinnell strahlte mich an. »Wir haben den Befestigungsgraben gefunden«, verkündete er. »Genau da, wo wir ihn vermutet haben.«
    Adrian war wie vor den Kopf geschlagen. »Genau da, wo wir …«
    »Ja.« Quinnell winkte mich näher heran. »Dort, sehen Sie? Ich fürchte, der Wall selbst ist irgendwann eingeebnet worden, von ihm scheint nichts mehr erhalten zu sein, aber man kann seinen Verlauf deutlich im Kontrast zu der dunkleren Füllung des Grabens erkennen.«
    Ich sah gebannt hinunter. Sie hatten wirklich Expertenarbeit beim Ausgraben geleistet, und die Linie, wo Graben und Wall aufeinandergestoßen waren, zeichnete sich deutlich ab und verlief schräg über den Boden des Versuchsgrabens.
    Die Römer hatten rund um ihre Lager Befestigungsgräben gezogen, große Gräben von etwa zwei Meter siebzig Breite und über zwei Meter Tiefe, wobei sie die ausgehobene Erde zu einer Seite aufgetürmt und so

Weitere Kostenlose Bücher