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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Peters Theorie betrachtet.
    »Ehrlich gesagt«, gestand ich Wally, »war er nicht besonders überrascht, als wir ihm von unserer Unternehmung erzählten. Er hatte sich das meiste schon selbst zusammengereimt.«
    »Ja.« Wally nickte. »Hab ich mir gedacht. Hatte schon so ein Gefühl.«
    »O Gott«, seufzte ich in gespielter Verzweiflung. »Jetzt sagen Sie mir nicht, daß Sie auch hellsehen können.«
    Seine verhutzelten Züge glätteten sich zu einem Lächeln. »Nein, Mädchen. Nur Robbie hat das Gesicht, und er hat es nich von meiner Seite der Familie.«
    Kip trottete mit seinem Stöckchen im Maul auf uns zu, und Wally warf es geduldig wieder hinaus in den Garten.
    Unerwartet mischte sich eine andere Stimme ein. »Du bringst den Hund noch zum Kotzen, wenn du so weitermachst.« Eine glatte, nicht unangenehme Stimme, aber nicht die, die ich zu hören gehofft hatte. Brian McMorrans Haare schimmerten silbrig in der Sonne, als er auf uns zuschlenderte. Er hatte zwar den schottischen Ausdruck boak im Zusammenhang mit dem Hund verwendet, aber ich konnte mir auch ohne Wörterbuch zusammenreimen, was er bedeutete.
    »Fort mit dir«, sagte Wally ausdruckslos. »Und nimm nich solche Wörter in den Mund.«
    »Ach, sie weiß doch nicht, was to boak bedeutet, oder?« Brian sah mich an, um eine Bestätigung zu erhalten, aber ich reagierte nicht. »Siehst du? Natürlich weiß sie es nicht. Sie kann ja mal mit mir und den Jungs auf der Fleetwing rausfahren, an einem Tag, an dem das Meer wie eine verdammte Achterbahn ist, dann weiß sie, was es heißt.«
    »Das reicht jetzt.« Wallys Augenbrauen senkten sich drohend, und Brian grinste, wobei er wie ein Wolf die Zähne bleckte.
    »Schon gut, schon gut. Tut mir leid, wenn ich Sie schockiert habe.« Er sah jedoch nicht wirklich schuldbewußt aus, als er sich neben mich an die Gartenmauer lehnte. »Ich bin«, gestand er mir in vertraulichem Ton, »ein nichtsnutziger Mistkerl, vor dem Sie Wally zweifellos schon gewarnt hat. Zigarette?« Er zog ein zerdrücktes Päckchen aus seinem aufgerollten Hemdsärmel, doch ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, danke. Ich rauche nicht.«
    »Stinkende Sargnägel«, kommentierte Wally. Da er selbst rauchte, schloß ich, daß er nicht von Zigaretten im allgemeinen, sondern von Brians im besonderen sprach. Es war eine ausländische Marke – ich konnte die Schrift auf der Packung nicht entziffern –, und der Rauch stank wirklich erbärmlich zum blauen Himmel hinauf, als er an meiner Nase vorbeizog.
    Brian steckte das Päckchen wieder in seinen Hemdsärmel, verschränkte die tätowierten Arme vor der Brust und lehnte den Kopf zurück, um in die strahlende Sonne zu blinzeln.
    »Phantastisches Wetter heute«, bemerkte er. »Es wundert mich, daß ihr nicht alle beim Graben auf dem Feld seid, besonders nach dem kleinen Drama, das ihr letzte Nacht dort inszeniert habt.«
    »Heut wird nich gearbeitet«, antwortete Wally kurz angebunden. »Peter braucht seinen Schlaf.«
    »War die ganze Nacht bei Granny Nan, was?«
    »Fast.«
    »Dummer alter Kerl.« Brian schüttelte den Kopf. »Eine Herzattacke wirft diese Frau noch nicht um. Sie ist ein zähes altes Mädchen.«
    Ich hatte keinen Zweifel daran, daß Wally Brian im stillen zustimmte, aber das würde er natürlich niemals zugeben, also sagte er gar nichts. Er warf einfach weiter Stöckchen für Kip und rauchte vor sich hin, so daß es mir überlassen blieb, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.
    »Wie geht’s Robbie?« fragte ich Brian und sah sofort an seiner Miene, daß ich ein heikles Thema angesprochen hatte.
    »Ich schätze, er hat keinen Schaden davongetragen, aber das hat er gewiß nicht euch zu verdanken.« Er balancierte die Zigarette zwischen seinen Lippen und blinzelte durch den Qualm hindurch. »Er quengelte gerade bei Jeannie herum, als ich aus dem Haus ging. Will unbedingt nach Berwick fahren, um Granny Nan im Krankenhaus zu besuchen, obwohl ich nicht glaube, daß sie heute schon wieder Besuch haben darf.«
    Ich murmelte etwas und dachte an die vergangene Nacht. »War es ihr Herzinfarkt, den er gesehen hat?« fragte ich. »War es das, was ihn das Bewußtsein verlieren ließ?«
    Brian nickte. »Er hat es nicht zu dem Zeitpunkt gesehen, als es geschah, weil er auf euren römischen Geist eingestellt war, aber als der Geist verschwand, empfing er die Nachricht wohl klar und überdeutlich. War ein bißchen zuviel für den Jungen, all die Aufregung in einer Nacht. Sein Bewußtsein ist wie ein

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