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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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euch hier finden würde.«

XXII
     
    Ich war nicht sonderlich begeistert, ihn zu sehen. Das mußte sich deutlich auf meinem Gesicht abgezeichnet haben, als ich mich umdrehte, aber Adrian tat, als bemerke er es nicht. Er spielte wieder die Rolle des mißgünstigen Exliebhabers, und sein Blick war nicht auf mich, sondern auf David gerichtet.
    »Mein Gott, du siehst furchtbar aus«, sagte er mit dem ihm typischen Taktgefühl. »Du solltest schleunigst ins Bett gehen.«
    Ich bemerkte den Schalk in Davids Augen, als er mich bedeutungsvoll ansah. Er lehnte sich gegen das rote Geländer zurück, verschränkte die Arme vor der breiten Brust und antwortete seelenruhig: »Dafür ist noch genug Zeit.«
    Man konnte beinahe das Aufschlagen des hingeworfenen Fehdehandschuhs auf dem Pier hören. Adrian lächelte spöttisch und reckte das Kinn zum Zeichen dafür, daß er begriffen hatte und zum Duell bereit war.
    Ich betrachtete ihn finster. »Du siehst selbst nicht gerade allzu frisch aus, weißt du. Oder hast du heute noch nicht in den Spiegel geschaut?«
    Adrian, der im Gegensatz zu David jederzeit Wert auf eine gepflegte Erscheinung legte, hatte geduscht und sich rasiert, und Haare und Kleidung sahen so perfekt wie immer aus, aber sein Gesicht wirkte ziemlich mitgenommen. Es hatte die falsche Farbe, und unter seinen blutunterlaufenen Augen zeichneten sich Tränensäcke ab. »Meine liebes Mädchen«, gab er geschickt zurück, »wenn du mich auch die ganze Nacht wachhältst …«
    O nein, mein Lieber, damit kommst du nicht durch , dachte ich. Ich neigte ein wenig den Kopf zur Seite und lächelte ihn gefährlich süß an. »Es wundert mich, daß du schon auf bist und herumspazieren kannst, nach all dem, was du gepichelt hast. Peter war richtig besorgt um dich …«
    »Ach, tatsächlich?« Adrian grinste und ließ meine Pfeilspitze an sich abprallen. »Ich fand nicht, daß er besonders besorgt aussah, als er mich vor einer Stunde aus dem Wohnzimmer warf. Im Gegenteil«, fügte er hinzu und rieb sich voller Selbstmitleid den Nacken, »ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich glaube, der alte Junge hat mir einen Schlag versetzt.«
    Das hielt ich für sehr unwahrscheinlich. »Du hast vermutlich nur einen Kater.«
    »Ich bekomme nie einen Kater.«
    »Gut, was hältst du dann von ein paar rohen Eiern?«
    Er warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Ich weiß nicht, warum du so auf mir herumhackst, Schätzchen. Ich sehe immer noch sehr viel besser aus als der da« – er deutete mit dem Kinn auf David – »und Peter wiederum sieht noch schlechter aus.«
    »Peter«, erinnerte ich ihn, »ist doppelt so alt wie du. Und David hatte eine anstrengende Nacht.«
    Adrian hörte auf, sich den Nacken zu reiben, und besann sich plötzlich auf das, was geschehen war. »Oh, sicher. Natürlich. Aber es geht ihr jetzt besser, deiner Mutter, oder? Peter sagte …«
    »Es geht ihr gut im Moment«, antwortete David, ehe er stirnrunzelnd nachfragte: »Peter sieht nicht gut aus, hast du gesagt?«
    »Ist wohl nur die Erschöpfung, denke ich. Nichts Ernstes. Er schien guter Dinge zu sein, als er mich aufweckte. Sagte, er brauche das Wohnzimmer für sich, um den Bericht für die Universität zu schreiben …«
    »O Himmel, morgen ist ja schon Dienstag, stimmt’s?« David richtete sich abrupt auf und zog eine Grimasse. »Connelly kommt morgen. Das hatte ich total vergessen. Peter wird meine Aufzeichnungen brauchen …«
    »Peter«, sagte ich fest, »ist kein Dummkopf. Er weiß, wo er deine Aufzeichnungen finden kann, wenn er sie braucht.«
    »Ja, aber …«
    »Kein aber. Der Mann macht das schon seit fünfzig Jahren, weißt du. Ich bin sicher, er kommt allein zurecht. Außerdem wärst du ihm sowieso keine große Hilfe in deinem Zustand.«
    Er hob die Augenbrauen. »Wäre ich nicht?«
    »Na, sieh dich doch an – du schläfst schon fast im Stehen ein. Ich wette, wenn ich dich anstupsen würde, würdest du direkt ins Hafenbecken plumpsen.«
    Ein belustigter heller Funke entzündete sich in den müden blauen Augen. »Na, dann komm. Versuch’s doch.«
    Adrian, der es noch nie hatte leiden können, wenn neckisches Geplänkel ohne ihn stattfand, mischte sich sofort ein. »An deiner Stelle würde ich Verity nicht provozieren. Das ist, als würde man vor einem Stier ein rotes Tuch schwenken. Wenn du nicht aufpaßt, liegst du gleich im Wasser.«
    »Och, mich wirft man nicht so leicht um«, entgegnete David. Dann sah er mit einem flüchtigen Augenzwinkern in

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