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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Sportwagen und pfiff dabei eine muntere kleine Melodie durch die Zähne. »Warum fährt Peter sonst nicht?« fragte ich ihn.
    »Nun ja«, antwortete David schlicht, »zunächst mal bräuchte er dazu einen Führerschein, nicht wahr?«
    »Was?« Adrian fuhr entsetzt herum und starrte mit bleichem Gesicht auf seinen geliebten Wagen.
    Ich sah die Befriedigung in Davids Lächeln, ehe er sich abwandte und mit zusammengekniffenen Augen aufs Meer hinaussah, dessen Wellen in stetem Rhythmus gegen die Hafenmauer schwappten.
    »Da kommen sie«, verkündete er und ging über die Straße zum Kai, um besser sehen zu können.
    Adrian blickte enttäuscht drein. »Und was wird aus meinem Bier?«
    »Geh ruhig«, sagte ich. »Ich möchte zusehen, wie die Boote hereinkommen.«
    Einen Augenblick lang schwankte er, aber sein mißgünstiges Wesen behielt die Oberhand. Als der erste Fischkutter in die schmale Hafeneinfahrt einbog, stand Adrian breitbeinig zwischen David und mir auf der Kaimauer. Es kam wie eine Kanonenkugel in den Hafen geschossen, dieses erste Boot, schob eine gischtspritzende Bugwelle vor sich her und wurde von einem großen Schwarm Möwen umkreist, die schreiend und tauchend den Fischabfällen vom Deck hinterherjagten.
    Das Boot war klein und hatte nur zwei Männer an Bord, die beide glänzende gelbe Overalls trugen. Obwohl die Flut ihren höchsten Stand erreicht hatte, tanzte das Boot immer noch ein ganzes Stück unterhalb des Kais auf den Wellen, und der Mann an Deck mußte seinen Kopf zurücklegen, um uns sehen zu können. Er wirkte reichlich durchgefroren, sein Gesicht war von Wind und Salzwasser gerötet, aber er grinste, als er David erkannte. »Hey, Deid-Banes«, rief er und warf ihm die Leine zu, »mach uns mal fest, ja?«
    David vertäute die Leine und trat dann zurück, als der Fischer die in die Kaimauer eingelassene Metalleiter hinaufkletterte. Er war kein junger Mann mehr, aber an seinen Armen und Schultern zeichneten sich kräftige Muskeln ab, und seine lächelnden Augen blickten wach und sehr klar. Sie betrachteten mich von oben bis unten, streiften Adrian kurz und richteten sich dann wieder auf David. »Wie geht’s deiner Mutter heute?«
    David verfiel in breites Schottisch bei dem nun folgenden neuerlichen Bericht über den Gesundheitszustand seiner Mutter, so daß ich einen großen Teil davon nicht mitbekam, aber den älteren Mann schienen seine Erklärungen zufriedenzustellen, denn er nickte zweimal und wandte seine Aufmerksamkeit dann Adrian und mir zu.
    David stellte uns vor. »Mein Cousin Danny«, sagte er, als sich die eiskalte Hand des Fischers fest um meine schloß.
    »Der bessere Mann in der Familie«, fügte Danny hinzu. Die klugen Augen blickten David tadelnd an. »Beeindruckt man so heutzutage ein Mädchen? Indem man nichtsnutzig am Kai herumhängt?«
    David lächelte. »Sie hat noch nie eine Fischauktion gesehen.«
    »Ja, das ist natürlich eine aufregende Sache, klar«, entgegnete der Fischer und zwinkerte mir zu. »Von dem Kerl hier wirst du keine Rosen und Süßigkeiten bekommen, Mädchen.«
    Noch ehe ich ihm ein Lächeln zur Antwort geben konnte, schlang Adrian einen Arm um meine Schultern und zog mich ein Stück zurück und zur Seite. Allem Anschein nach tat er das nur zu meinem Schutz, denn ein Gabelstapler war mit hohem Tempo von der Hafenstraße über den Kai herangerattert gekommen und nur wenige Zentimeter vor Davids Füßen stehengeblieben. Doch als die Gefahr gebannt war und der Fahrer des Gabelstaplers den Motor abgestellt hatte, ließ Adrian mich trotzdem nicht wieder los. Sein Arm hielt mich fest an seine Seite gedrückt.
    Allerdings war seine Demonstration vergebens, denn sowohl David als auch sein Cousin hatten uns inzwischen den Rücken zugekehrt und ließen lange Ketten über den Rand der Kaimauer hinunter. Im nächsten Moment zogen sie sie wieder herauf, und ich sah, daß die Ketten Haken an ihren Enden hatten, die an zwei Seiten in eine blaue Plastikkiste von der Größe eines flachen Wäschekorbs eingehakt worden waren. Die Kiste, die bis zum Rand mit stahlgrauen Fischen gefüllt war, wurde flink von den Haken befreit und auf den Gabelstapler geladen, worauf die Ketten von neuem hinuntergelassen wurden.
    Dank Adrian sah ich zuerst nicht viel, aber als ein Boot nach dem anderen in den Hafen kam und sich der Vorgang überall entlang des Kais wiederholte, konnte ich ihn in allen Einzelheiten verfolgen – die Geschwindigkeit und der eingespielte Rhythmus, mit dem die

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