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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Männer auf den Booten die Fischkisten sortierten und in die Haken der herunterbaumelnden Ketten einhängten, das Klappern und Schleifen der Ketten auf dem nassen Beton und das dumpfe Aufschlagen der blauen und weißen Kisten, wenn sie auf den Gabelstaplern landeten.
    Insgesamt brauchten David und sein Cousin weniger als zehn Minuten, um den Fang des Tages auszuladen. Vollbepackt ratterte der Gabelstapler in Richtung Markthalle davon, und unter mir konnte ich schon Wasser aus einem Schlauch spritzen sehen, als einer der Fischer begann, das leere Deck zu säubern.
    Die Möwen mit ihren glänzenden harten Räuberaugen kreisten dicht um unsere Köpfe herum und schrien unaufhörlich.
    »Verflixt und zugenäht!« fluchte Adrian plötzlich und ließ mich los, um sich mit der Hand an den Nacken zu fassen. Sie war mit etwas Weißem beschmiert, als er sie zurückzog. »Verfluchte Vögel!«
    Davids Cousin drehte sich grinsend um. »Haben sie dich erwischt, ja? Hier, damit kannst du dich abwischen«, sagte er und zog einen feuchten Lappen aus seiner Hosentasche. Adrian wischte sich gehorsam Hand und Nacken ab, rümpfte aber die Nase über den fischigen Geruch des Lappens.
    »Du gehst doch nur zu einer Fischauktion«, tröstete ihn David, der über Adrians Gesichtsausdruck lachen mußte. »Niemand wird sich daran stören, wenn du wie ein Kabeljau stinkst.«
    Hinter uns rief jemand Davids Namen, und als wir uns umdrehten, sahen wir eine junge Frau in der offenen Tür des Pubs vom Ship Hotel stehen. Es war die Kellnerin, die uns vorhin bedient hatte, und sie sah besorgt aus. »Telefon«, rief sie über den Lärm der Ketten und Maschinen hinweg.
    Mein erster pessimistischer Gedanke war, daß es ein Anruf aus dem Krankenhaus sein mußte, und David dachte offenbar dasselbe, wie ich aus seiner Miene schloß.
    Sein Lachen war verschwunden, und die blauen Augen sahen mich mit einemmal ernüchtert an. »Hört zu«, sagte er und wischte sich die Hände an seiner Jeans ab, »es ist fast vier Uhr. Warum geht ihr beiden nicht schon mal vor? Ich treffe euch dann in der Halle.«
    Er war weg, ehe ich antworten konnte, und Adrian gab mir von hinten einen Stups.
    »Du hast gehört, was er gesagt hat. Fast vier Uhr.«
    Davids Cousin Danny war ebenfalls verschwunden, so daß mir keine andere Wahl blieb, als Adrian zur Hafenstraße und zur Auktionshalle zu folgen, wenn ich nicht wie ein Dummkopf allein am Kai zurückbleiben wollte.
    Auf dem Fischmarkt herrschte inzwischen reges Treiben. Junge Männer in Gummistiefeln und fleckigen Pullovern drängten sich geschäftig an uns vorbei, während die Fahrer der Lieferwagen aufmerksam und erwartungsvoll auf den rotgesichtigen Auktionator blickten, der zwischen den Stapeln von Fischkisten herumwühlte und mit seinen leuchtend orangefarbenen Gummihandschuhen flink und routiniert den Fang prüfte. Ein jüngerer Mann an seiner Seite wartete offenbar auf Instruktionen. »Die Seezungen zuerst«, entschied der Auktionator und richtete sich auf, als die Glocke der Auld Kirk viermal schlug.
    »Gut, Jungs, fangen wir an!« befahl er. »Vier Uhr!«
    Die Käufer drängten sich nacheinander in den mit Blechwänden verkleideten Teil der Markthalle. Er erinnerte mich an eine riesige Garage, nur daß die eine offene Seite auf den Hafen hinausging. Die Auktion war sehr interessant, fand ich, wenn man sich erst einmal an den Geruch gewöhnt hatte. Und wenn ich nicht so in Sorge wegen David und des dummen Telefonanrufs gewesen wäre, hätte ich mich bestimmt sehr gut unterhalten. So allerdings stand ich stocksteif etwas abseits der Menge und versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was sich da vor mir abspielte. Doch selbst der nicht gerade für sein Einfühlungsvermögen bekannte Adrian merkte schließlich, daß ich nicht ganz bei der Sache war.
    Er sah mich hoffnungsvoll an. »Weißt du, wenn dir langweilig ist, müssen wir nicht bleiben. Ich könnte wirklich ein Bier vertragen …«
    »Mir ist nicht langweilig.«
    »Na gut, dann geht es eben nur mir so.«
    »Außerdem«, betonte ich, »haben wir versprochen, auf David zu warten.«
    »Ach so, natürlich«, antwortete er scheinbar gelassen, vergrub aber die Hände in den Hosentaschen und richtete kämpferisch seinen Oberkörper auf, wie immer, wenn er Streit anfangen wollte. »Und den guten alten David darf man ja auf keinen Fall enttäuschen, nicht wahr?«
    Ich flehte den Himmel um Geduld an, biß mir auf die Zunge und begann, von hundert rückwärts zu zählen. Dummen

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