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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Reden muß man mit Schweigen begegnen, hatte mein Vater immer gesagt. Im Grunde ein weiser Ratschlag, nur daß er bei Adrian meist seine Wirkung verfehlte. Mein Schweigen verschaffte ihm nur die Gelegenheit, weiterzunörgeln.
    »Natürlich«, fuhr er fort, »ist es etwas ganz anderes, mich zu enttäuschen, nicht wahr? Niemand scheint sich einen Deut darum zu scheren, was ich denke oder fühle.«
    Stoisch zählte ich weiter: fünfundachtzig, vierundachtzig, dreiundachtzig …
    »Bei Fabia habe ich ja noch Verständnis. McMorran ist ein charmanter Teufel, und sie ist fast noch ein Kind. Aber du, meine Liebe«, sagte Adrian in herablassendem Ton, »du erstaunst mich wirklich. Daß ich dich nach all deinen moralischen Vorträgen über professionelles Verhalten unter Kollegen dabei erwischen muß, wie du es praktisch mit unserem Mister Fortune auf dem Mittelpier treibst …«
    Das war zuviel. Ich verzählte mich. »Hyperbel.«
    »Und was soll das bitte schön heißen?«
    »Damit bezeichnet man eine krasse Übertreibung. Du bist ein Meister der Hyperbel«, beschied ich ihn. »Und es am hellen Tag auf dem Mittelpier oder überhaupt einem Pier zu treiben ist wirklich nicht mein Stil.«
    »Aber du hast eindeutig lüstern ausgesehen. Versuch nicht, es zu leugnen.«
    »Na, und wenn?«
    Er sah verletzt aus. »Also, du könntest ruhig etwas Rücksicht auf meine Gefühle nehmen. Wir haben schließlich eine gemeinsame Vergangenheit, du und ich.«
    »Wir waren nur drei Monate zusammen.«
    »Drei wunderbare Monate.«
    Ich warf ihm einen ironischen Seitenblick zu. »Ja, ich bin sicher, daß sie wunderbar für dich waren, zumal du dich nebenher noch mit Sally Jackson getroffen hast.«
    Sein Mund klappte zu.
    »Und außerdem«, fuhr ich fort, »ist das Jahre her, Adrian. Wie viele Frauen hast du seitdem gehabt? Dreißig? Fünfzig? Bring mich bitte auf den neuesten Stand.«
    »Ich will doch nur sagen …«
    »Du bist nichts als ein selbstsüchtiger, eitler Mistkerl«, sagte ich grob. »Und noch dazu ein furchtbarer Heuchler. Und jetzt laß mich endlich in Ruhe.«
    »Hey«, wollte er mit schmeichelnder Stimme einlenken, aber kaum hob er den Arm, um mich zu berühren, fuhr ich herum, so daß er mitten in der Bewegung erstarrte.
    »Und wenn du noch ein einziges Mal diesen Arm um mich legst«, sagte ich gefährlich ruhig, »garantiere ich für nichts mehr.«
    »Schon gut, schon gut.« Er trat einen Schritt zurück und hob beide Hände zu einer abwiegelnden Geste. »Meine Güte, ich wollte doch nur …«
    Die Stimme des Auktionators unterbrach ihn, und als ich mich umsah, stellte ich fest, daß alle Augen auf uns gerichtet waren. Adrian guckte verdutzt und senkte die Hand, während ihm eine Erkenntnis dämmerte. »Verdammt, ich glaube, ich habe gerade etwas ersteigert.«
    »Komm schon, Junge«, rief der Auktionator, »steh nicht wie festgewachsen da rum, wir haben noch ’ne Menge Fisch unter die Leute zu bringen.«
    Entzückt sah ich zu, wie Adrian nach vorn schlurfte, um seinen unerwarteten Kauf abzuholen und zu bezahlen.
    Dicht an meinem Ohr sagte eine tiefe Stimme: »Das macht er so schnell nicht wieder.«
    Ich drehte mich überrascht um und blickte in Davids Gesicht. »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Er lernt nicht immer aus seinen Fehlern.« Dann wurde ich ernst. »War das am Telefon das Krankenhaus?«
    »Ja. Meine Mutter macht Schwierigkeiten«, berichtete er vergnügt. Jemand stieß ihn an, und er machte Platz und stellte sich direkt hinter mich, wobei sein Kinn sich nur wenige Zentimeter über meinem Kopf befand. Ich spürte seinen Atem in meinem Haar, als wir zusahen, wie Adrian widerwillig in einer Fischkiste voll Eis herumstocherte. »Du hast ihm einen Korb gegeben, was?«
    »So was Ähnliches, ja«, antwortete ich verlegen.
    »Also, ich finde, das hat er verdient«, sagte David zustimmend. »Es auf dem verdammten Pier treiben, also wirklich!«
    Knallrot drehte ich mich zu ihm um. »Du hast alles gehört!«
    »Nur ein paar Worte«, versicherte er mir. »Den Teil mit dem Lüsternsein habe ich nicht ganz mitbekommen.«
    Ich wurde noch ein paar Schattierungen röter und wandte mich hastig wieder nach vorn, wo mir auf einmal Adrian mit zwei großen, häßlichen Plattfischen gegenüberstand. Immerhin schien er seinen Sinn für Humor wiedergefunden zu haben. Seine Last in der einen Hand, überreichte er mir mit der anderen feierlich die Schlüssel des Jaguars.
    »Und was soll ich damit?«
    »Ich scheine gerade eine

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