Die Geisterseherin (German Edition)
legte sich erneut über den Komplex.
„Sei gegrüßt, Yuki!“
Mikoto kam an diesem Tag ein paar Minuten früher im Klassenzimmer an, als sonst. Sie war bereits einige Zeit vor dem Klingeln ihres Weckers aufgewacht und konnte jedoch aufgrund eines Muskelkaters nicht mehr einschlafen. Schließlich war sie aufgestanden, hatte gefrühstückt und war zur Schule gelaufen... und das, obwohl sie noch fast eine halbe Stunde Zeit hatte. Glücklicherweise hatte der Kampf gegen diese Seelen nicht zu viele sichtbare Spuren hinterlassen. Die meisten blauen Flecken waren bereits wieder dabei zu verschwinden, die Wunde an ihrem Oberarm würde aber sicherlich noch ein paar Wochen brauchen. Trotz alle, würde sie für den Urlaub am Meer wieder vermutlich wenigstens einigermaßen anständig aussehen.
Und obwohl sie heute früher hier war, als normalerweise, war Yuki vor ihr da.
Im Gegensatz zu ihr sah er jedoch nicht ganz so putzmunter aus, im Gegenteil sogar. Er wirkte, als würde er sofort wieder einschlafen. „Morgen, Mikoto...“, antwortete er ihr leise in einer verschlafenen Stimme.
„Nanu, du siehst aber geschafft aus. Ist alles in Ordnung bei dir?“ Yuki gähnte ausgiebig. „Mir geht es gut, ich bin nur müde, weil mich meine Cousine gestern auf Trab gehalten hat.“
Er musterte Mikoto kurz und zog eine Augenbraue hoch. „Du hast da einen blauen Fleck.“, merkte er schließlich an und deutete auf ihren Oberschenkel, woraufhin Mikoto hastig ihren Rock über den, noch nicht ganz verschwunden, Fleck zog.
„Leider ist das nicht der einzige... Ich bin gestern ganz schön zugerichtet worden.“
Sie lächelte gequält und setzte sich.
„Ich bin nur froh, dass mich mein Vater nicht anschließend auch noch zur Schnecke gemacht hat...“
„So...?“, fragte Yuki, durch seine Müdigkeit nicht wirklich interessiert wirkend. „Naja, ich glaube, dass ich noch ein paar Minuten die Augen zumachen werde... weck mich bitte, wenn der Unterricht beginnt.“ „Warte mal, ich hab da noch eine Frage, bevor du mir hier einschläfst.“
Yuki hatte bereits die Augen geschlossen und den Kopf auf den Tisch gelegt. Er nuschelte etwas verschlafen: „Was denn?“
„Wegen Makoto. Er wird von einem Geist... begleitet. Eine Freundin, die sich aus einem Krankenhausfenster der hiesigen Klinik stürzte, vermute ich jedenfalls. Du weißt nicht zufälligerweise, wie seine Freundin hieß?“
„Die war schon tot, als er hierher kam. Wenn ich mich nicht irre, begann ihr Name mit T... Tomoyo... oder Tomoka. Irgendetwas in diese Richtung“
Mikoto wollte noch einmal nachhaken, ließ es dann aber, da Yuki alles andere als fit aussah und nach seiner Antwort auch sofort einzuschlafen schien.
Sie fragte sich, was an der Cousine, die sie ja selber nur kurz gesehen hatte, so anstrengend war, dass Yuki so erschöpft davon wurde. Sie hatte zwar die Gründe, warum sie hier war, von Yuki erfahren, aber abgesehen von ihrer etwas forschen Art schien sie eigentlich ganz in Ordnung zu sein.
Sie schüttelte den Kopf, das war nun wirklich das Letzte, an das sie denken sollte. Makoto war leider noch nicht da, so wie die meisten der anderen Schüler. Vermutlich lagen ein paar von ihnen sogar noch im Bett und ärgerten sich gerade über ihren Wecker... dafür kam Steve gerade zur Tür herein. Er war wohl auch ein Frühaufsteher, so wie Yuki. Sie erwartete keinen Morgengruß von ihm, dennoch enttäuschte es sie etwas, als er sogar Yuki ignorierte. Mikoto fragte sich, ob er von diesen Seelen, Mikoto beschloss sie fortan als Stufe 4 zu klassifizieren, schon wusste oder ob er einfach nur mal wieder typisch unhöflich war. Aber wenn sie ganz ehrlich zu sich war, dann interessierte es sie das gar nicht wirklich. Sie war nie mit ihm ausgekommen, daher konnte es ihr egal sein, ob er nun auf ihrer Seite stand oder nicht. Wenn er ihre Hilfe bräuchte, dann würde sie ihm helfen. Nicht, weil sie ihm etwas schuldig war, sondern nur, weil sie einen besseren Charakter hatte, als er.
Yuki neben ihr begann leise vor sich hin zu schnarchen.
„Hmm...“ Sie blickte zwischen dem schlafenden Yuki und dem ihr so unsympathischen Geisterseher hin und her.
Er und Steve waren am Anfang immer oft zusammen gewesen. So oft sogar, dass Mikoto schon vermutet hatte, dass die beiden ein Paar waren... das war bevor sie Yuki's Wahrheit herausfand. Jedenfalls schienen sie die letzten paar Tage sich aus dem Weg zu gehen. Zumindest redeten sie um einiges seltener miteinander.
Hoffentlich war das nicht ihre
Weitere Kostenlose Bücher