Die Geisterseherin (German Edition)

Schuld! Immerhin hing sie in letzter Zeit in der Schule und auch privat verstärkt mit Yuki ab... und überhaupt. Wieso hatte Steve eigentlich nichts gegen Megumi unternommen?
Mikoto schlug die Hände über dem Kopf zusammen und hatte das Gefühl, dass sie noch Kopfschmerzen bekommen würde. Neue Geister, die sie nicht besiegen konnte, familiär lief nicht alles rund, sie ärgerte sich wegen Steve herum, obwohl er ihr doch schnuppe war und machte sich unsinnige Gedanken um Yuki, statt sich ihren eigenen Problemen zu widmen... wenn da noch mehr dazukam, dann würde sie wirklich noch wahnsinnig werden... wie oft hatte sie in den letzten paar Tagen das eigentlich gedacht?
„Ah...“
Sie musste Yuki unbedingt wegen dem Wochenende fragen. Verdammt, es war bereits Freitag... hoffentlich klappte es bei ihm so kurzfristig! Von ihr aus konnte er ja seine Cousine mitbringen... oder gar seine Mutter, wenn es unbedingt sein musste... Hauptsache er kam mit. Dann konnte Mikoto einfach mal zwei Tage mit Familie und Freunden verbringen, abschalten und das sein, was sie war... eine Teenagerin. In Gedanken malte sie sich bereits ein perfektes Sommerwochenende aus, von dem sie wusste, dass es wohl niemals so ablaufen würde. Dennoch... es gab einfach Dinge im Sommer, die man gerne tun wollte und wenn man dann mal zwei Tage frei hatte, dann wollte man das alles natürlich in diesen kurzen Zeitraum packen. Ein Sommerfeuerwerk ansehen, im Meer schwimmen, kalten Ramen essen, einen Yukata tragen und natürlich eine Melone aufschlagen. Aber wenn sie das alles wirklich tun wollte, dann hatte sie heute noch viel zu erledigen... sie musste mit dem Geist sprechen und einen Weg lernen diese Geister der vierten Stufe zu verletzen, damit diese freiwillig zurück zum Rad des Schicksals kehrten. Sicherlich war Q'nqüra's Weg einfacher... aber sie fühlte genau, dass sie den richtigen Weg ging. Außerdem sollte sie, wenn sie morgen wirklich ans Meer fuhr, einen neuen Bikini kaufen, sie konnte ja unmöglich den Schulbadeanzug anziehen... Wie würde das denn aussehen...? „So viel zu tun...“, murmelte sie und fragte sich für einen Moment, was Yuki wohl am Meer anziehen würde.
Plötzlich holte sie die Stimme eines Lehrers aus den Gedanken. Sie blickte auf und bemerkte, dass der Unterricht gerade begonnen hatte. Ihr Blick glitt zu Makoto's Platz, wo der rothaarige Junge saß und fleißig mitschrieb. Der Geist, den Mikoto für das Mädchen hielt, das sie suchte, war aber nicht zu sehen. Mikoto machte sich darüber erst einmal keine Gedanken, da sie bereits bemerkt hatte, dass er hin und wieder einige Zeit lang verschwand. Spätestens zum Ende des Unterrichts war er jedoch immer zurückgekehrt.
Zumindest, so dachte sie zufrieden, hatte sie sich an ihrem ersten Tag hier nicht geirrt, als sie dachte, dass dieser Geist etwas ganz Besonderes war. Damals, als sie durch die Klasse ging und sich gedanklich Notizen zu jedem Geist machte...
Als der Lehrer ihren Namen rief, widmete Mikoto ihre Aufmerksamkeit wieder dem Unterricht. Gerade in Englisch, wo sie ja nicht wirklich gut drin war, sollte wirklich mehr aufpassen! Yuki ließ sie, obwohl sie zuerst überlegte ihn zu wecken, schlafen. Japanische Schulen hatten die Angewohnheit schlafende Schüler nicht zu wecken. Wer durchfiel, der hatte selbst Schuld. Aber Yuki gehörte zu den Schülern, die immer im Unterricht aufpassten und auch nur sehr selten mal eine Arbeit vergeigten. Sein Notendurchschnitt lag irgendwo bei 2,0, wenn Mikoto sich nicht irrte. Sie dächte sich daran erinnern zu können, dass er mal etwas in die Richtung erwähnt hätte. Er konnte es sich durchaus leisten, wenn er mal eine Stunde zum Wohle seiner selbst verschlief. Schaden würde es ihm jedenfalls nicht. Letztendlich bekam sie aber doch ein schlechtes Gewissen und weckte ihn als die Stunde schon zu Ende ging. Hauptsächlich auch, weil der der Lehrer anfing eine neue Grammatikregel zu erklären. Yuki blickte etwas verschlafen in die Runde und bemerkte dann, dass er mitten im Unterricht saß, wodurch er schlagartig wach wurde und Mikoto einen bösen Blick zuwarf, welche daraufhin leise lachen musste. Schließlich endete die erste Stunde und Yuki maulte eine Weile herum, weil ihn Mikoto nicht, wie eigentlich versprochen, vor dem Unterricht geweckt hatte. Sie blieb jedoch bei ihrer Entscheidung, vermerkte auch, dass er jetzt um einiges wacher war, als zuvor und so sicherlich viel mehr vom Stoff der nächsten Stunden mitbekommen könnte.