Die Geisterseherin (German Edition)
bis der Geist von alleine wieder auftauchte. Mit etwas Pech durfte sie ihre gesamte freie Zeit am Meer darüber grübeln, was in Ichihara geschah... So viel zum erholsamen Urlaub. „Verdammt, ich muss von ihr erfahren, wie sie Göttliches auslöschen kann...“, murmelte sie und Makoto warf ihr einen fragenden Blick zu und begann dann zu lachen.
„Du willst WAS? Haha, das ist wirklich lustig. Und ich habe dich tatsächlich ernst genommen.“, presste er zwischen einigen Lachanfällen heraus.
„Das ist kein Witz, Q'nqüra selbst hat mir gesagt, dass sie es konnte... kann... wie auch immer.“, fuhr Mikoto ihn an.
„Q'nqüra? Die Bibliothekarin? Wieso hat sie dir dann nicht gesagt, dass es keine Technik ist, die sie da angewandt hat? So viel weiß ja sogar ich.“
„Hmm?“ Sie war sich nicht mehr ganz sicher, ob Q'nqüra es gesagt hatte oder nicht... sie war zu sehr in Aufruhr gewesen und hatte ihr nicht wirklich zugehört.
„Naja, ich geh dann mal wieder. Mach es gut, Mikoto und viel Glück bei deinem Versuch, so zu werden, wie Tomoya.“
Makoto grinste und verließ das Dach, aber nicht ohne Mikoto vorher zu sagen, dass sie Tomoya liebe Grüße ausrichten sollte. Sie fand es ein wenig makaber, schließlich redete er von seiner toten Freundin. Eine Weile lang wollte Mikoto noch auf dem Dach bleiben. Hier kamen nur selten Schüler her, daher war es ein Oase der Stille, inmitten des hektischen Pausentreibens. Mikoto schloss die Augen und horchte in den Himmel über ihr. Die einzigen Geräusche, neben dem gedämpft zur ihr herauf klingendem Pausenlärm, waren das zwitschern der Vögel, das leichte säuseln des Windes und das leise Wispern auf dem Dach.
„Wenn Tomoya es kann, dann gibt es einen Trick dafür und wenn das der Fall ist, dann kann sie mir diesen Trick auch zeigen.“, sagte sie zu sich selbst, auch wenn sie nicht mehr ganz so überzeugt davon war. „Huh?“
Mikoto hatte ihren Kopf in Resignation gesenkt, wodurch ihr Blick auf den Boden des Flachdaches fiel. Sie kniete sich nieder und betastete vorsichtig die leicht glühende Oberfläche.
„Was ist das denn?“, fragte sie sich.
Mikoto sprang einen Schritt zurück, als das seltsame Gefühl in ihr hochkam, das gleiche Gefühl, das sie auch am Vorabend in der Gasse gespürt hatte. Sie fühlte es bei Q'nqüra, sie fühlte es bei den Seelen... das Gefühl, etwas zu sehen, dass nicht in diese Welt gehörte, dass kein normaler Mensch diese Dinge jemals zu Gesicht bekommen sollte. „Aber hier? Mitten in der Schule? Am helllichten Tag?“
Es konnte doch kein Zufall sein, dass es schon wieder in ihrer Gegenwart geschah!
Drei der seltsamen Wesen erhoben sich aus dem Boden, so wie sie es am Vorabend getan hatten. Ohne ein Geräusch zu verursachen, von ihrem leisen Wispern abgesehen, glitten sie einfach aus dem Beton des Daches.
„Nicht schon wieder...“
Sie zerrte mit der Hand an dem Amulett, dass um ihren Hals hing. Mikoto konnte es noch gar nicht fassen, dass diese Dinger wirklich die Eier hatten, sie am helllichten Tag in der Schule anzugreifen. Aber sie hatte einen Vorteil gegenüber gestern: Sie wusste, dass sie nur auf Zeit spielen musste, Q'nqüra würde sie dann zum Teufel jagen. Sie schaffte es endlich das Amulett von ihrem Hals zu lösen und nur Sekunden später hielt sie ihr Schwert in der Hand.
„Q'nqüra... ich bräuchte hier mal deine Hilfe... ich weiß, dass du mein Buch liest. Also bewege deinen Hintern hierher!“, rief sie wütend in den blauen Himmel hinein.
Ihre Augen weiteten sich, als immer mehr dieser Wesen aus dem Boden stiegen, weitaus mehr, als es am Vorabend gewesen waren... und es nahm kein Ende. Was als gefährliches Trio begann hatte schon längst die Dutzend gesprengt... und von einem Ende war nichts zu sehen.
Wie am Abend zuvor gab keinen Angriffsbefehl, zumindest keinen, den man sehen oder hören konnte. Nein, von einer Sekunde auf die andere setzten sich die Schemen in Bewegung.
Zuerst nur einzelne Seelen, dann plötzlich begannen sich alle Seelen zu bewegen.
Ein Teil von ihnen war gleich wieder vom Dach über die Treppe verschwunden. Der größte Teil jedoch wandte sich ihr zu... und bereits nach wenigen Sekunden stand ein gutes Dutzend der Geister zwischen Mikoto und dem Zugang zum Dach.
„Wenn diese verdammte Q'nqüra hier nicht bald auftaucht, dann war es das wohl...“
Mikoto ließ beinahe das Schwert fallen, als sie die schiere Menge dieser Wesen sah.
„... ich könnte wirklich deine Hilfe gebrauchen...“, murmelte
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