Die Geisterseherin (German Edition)
in deinem Kopf, Herr Lehrer.“, erwiderte Steve grinsend.
Kenji's Gesicht lief vor Zorn rot an und endlich griff er Steve an. Dieser war vom vorherigen Kampf noch erschöpft, schaffte es aber dennoch dem ersten Angriff auszuweichen. Trotzdem traf ihn der folgende Zauber des Mannes mit voller Macht und ließ ihn weit über den Schulhof rollen.
Aber das war okay.
Was Kenji in diesem Moment nicht bemerkte, war das Messer. Es hatte sich ein gutes Stück in die Wand gebohrt, genau an die Stelle, an welche Mikoto geflogen war, bevor sie das Gedächtnis verloren hatte.
Ein seltsames Glühen lag in dem Raum, tönte ihn in unwirklichen Farben. Man konnte nicht sagen, ob das Glühen von dem Messer oder der Wand selbst ausging.
Nur für Geisterseher zu sehen, war der kleine, leuchtende Punkt, wo sich Klinge und Wand trafen und der allmählich, wie ein Herzschlag vibrierend, immer größer wurde, bis er die Größe einer Faust erreichte.
Der ganze Raum begann zu zittern. Die Wände wackelten, wie bei einem Erdbeben, die Scheiben bekamen Risse. Dann wurde der kleine, glühende Punkt an der Spitze der Klinge schlagartig doppelt so groß... und langsam glitt ein einzelner Finger aus ihn heraus, als wäre der Punkt ein Spalt in eine andere Welt.
Erst ein Finger, dann zwei... und schließlich griff eine ganze Hand nach dem Messer!
Es gab einen gewaltigen Knall, der die ganze Schule erbeben ließ und ohne die Barriere sicherlich durch halb Ichihara zu hören gewesen wäre. Es rauchte und blitzte in dem Zimmer, in welchem Mikoto wieder stand. Die Wand hinter ihr hatte ein großes Loch in seiner Mitte, durch welches der Schulgang hinter ihr zu sehen war. Sie atmete schwer und taumelte etwas, das Erlebnis hatte ihrem lebenden Körper mehr zugesetzt, als ihr lieb war. In ihrer linken Hand hielt sie Tomoya's Messer, in ihrer rechten das eigene Schwert. Ihre Kleidung rauchte und der Rock roch angebrannt, doch bis auf ein paar schwelende Stellen, schien sie körperlich in Ordnung zu sein. Auch wenn ihr Geist die gesehenen Bilder wohl noch verarbeiten musste.
„Ich bin wirklich reif für etwas Urlaub...“, keuchte Mikoto und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Dann ließ sie die Klinge ein paar Mal in ihrer Hand tanzen und sprang mit voller Wucht durch das kaputte Fenster, landete etwas unsanft auf den Schulhof unter ihr. Ihre Beine knackten, die Wucht des Aufpralls ließ die Knochen biegen, doch nichts brach. Mikoto ignorierte den Schmerz. Langsam richtete sie sich auf und blickte dabei ihrem Gegner in die Augen. Sie trat ein paar torkelnde Schritte auf ihn zu, noch etwas benommen von der eigenartigen Welt, in der man sie gesperrt hatte. Vom Anblick jenen Ortes, den sie nur vom Hörensagen her gekannt hatte.
„Verdammt, wie kann das sein? Wie ist es möglich, dass du dich noch bewegen kannst!?“, schrie der Lehrer wütend.
Kenji ließ jetzt von Steve ab, der einige Treffer abbekommen hatte, seine Augen waren vor Furcht geweitet.
Mikoto's Blick glitt zurück zu dem Zimmer, aus dem sie gesprungen war. Erst jetzt fiel ihr auf, wie hoch es eigentlich lag und wie wahnwitzig ihr Sprung eigentlich gewesen war. Doch ihr Kopf realisierte noch nicht, was sie getan hatte. Die Zeit, die sie zwischen Tod und Wiedergeburt verbracht hatte, hatten nur einen einzigen Gedanken in sie eingebrannt. Alles andere blendete ihr Verstand aus. „Ah, ich verstehe... das Messer dieses Mädchens hat dir genug Kraft gegeben, um die Fesseln zu sprengen.“
„Ich bekam keine Hilfe, von niemanden.“, antwortete Mikoto in einem ruhigen Ton. „Dieses Mädchen, von dem du sprichst, ist mir egal. Ich bin von alleine aufgewacht.“
„Ha!“
Kenji streckte seine Hand aus und der inzwischen familiäre magische Kreis erschien unter seinen Füßen.
„Wie langweilig...“
Mikoto gähnte einmal.
„Da findet man mal einen Gegner, der wirklich jeden Schlag wert wäre und trotzdem macht es keinen Spaß... warum nur?“ Sie lief ein paar Schritte auf ihn zu, noch immer leicht torkelnd. „Ah, ich weiß. Es liegt daran, dass ich dich nicht töten will... ich werde dich nur unschädlich machen. Du brauchst deine Arme doch sicherlich nicht, um zu leben, oder? Was ist mit deinen Füßen...? Ohne sie wärst du mir gerade auch lieber...“
Kenji sprach ein Wort und ein massiver Schlag traf Mikoto, haute sie jedoch nicht von den Füßen, sondern stieß sie nur einige Meter weit weg.
„Oh man, ich kann dich nicht ausstehen.“, sagte sie genervt. „Ich kann dich einfach nicht
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