Die Geisterseherin (German Edition)
Er riss sie fast von den Füßen, doch mit Mühe hielt sie sich.
Für einen kleinen Moment blickte Mikoto zu Steve herüber, der mehrere blaue Flecken und Schürfwunden, sowie ein paar weniger ernstere und blutende Schnitte aufwies, aber noch am Leben war. Er kniete auf dem Boden, hielt mit der rechten Hand eine der schlimmeren Schnitte zu, lächelte jedoch zufrieden und zeigte ihr den Daumen nach oben.
Mikoto nickte stumm und lief los, sie hatte keinen Zauber, der es ihr ermöglichte diese Distanz mit einem Sprung zu überwinden und ihre normale Sprungkraft reichte hier auch nicht, darum nahm sie den langen Weg.
Durch das Fenster im Erdgeschoss und dann die Treppe zum Dach hinauf. Ein Weg, der weitaus länger dauerte, als der Sprung, den Kenji getätigt hatte.
Sie erreichte das Dach dennoch nach nicht einmal einer Minute. Kenji stand am entlegensten Ende des Daches, direkt an dem großen Zaun, der es umgab. Ein großer Magiekreis war zu seinen Füßen zu sehen.
„Du bist zu langsam, Geisterseherin!“
Er lachte und machte mit einem Finger Bewegungen, die Mikoto für unmöglich halten würde. Er hatte sie kaum beendet, da blitzte mehrere Male die Barriere auf.
„Ich habe es geschafft einen Durchgang nach draußen zu legen und ich werde ihn nutzen um dich mit meiner Armee der Toten zu überrennen! Zeig mir, was du wirklich drauf hast!“
Er vollführte einige weitere abstrakte Bewegungen und zwischen ihm und Mikoto erhoben sich mehrere dieser wabernden Gestalten, die er direkt vom Rad des Schicksals riss.
„Ha...ha...“ Er atmete schwer und sank für einen kleinen Moment in die Knie, fing sich jedoch sofort wieder. „
„Das sollte ausreichen, um dich aufzuhalten... und wieder zu Kräften zu kommen. Ich muss nur...!“
„Na dann...“, erwiderte Mikoto kühl und beugte sich nach vorne. „... werde ich einfach schneller sein!“
Sie sprang nach vorne, direkt an dem ersten der Seelen vorbei und hieb mit dem Dolch gleichzeitig nach diesem.
Zu ihrer eigenen Verwunderung wich es nicht aus und setzte sich auch nicht erneut zusammen. Der Schnitt trennte es sauber in zwei Hälften, die sich langsam auflösten.
„Interessant...?“
Sie lächelte böse und blickte auf die näher kommenden Gestalten. Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihr Ziel und rannte los. Der erste Geist fiel durch die gleiche Attacke, wie zuvor. Mikoto stoppte kurz, als sie von mehreren Geistern umringt wurde, sprang dann über den ersten drüber und jagte das Messer dem dahinter stehenden Geist durch den Kopf.
„Eins!“
„Zwei!“
„Drei!“
Einer nach dem anderen fiel ihrer Klinge zum Opfer, bis der Weg zwischen ihr und Kenji frei war. Mikoto dachte nicht mehr daran, was ihre Angriffe ausrichteten, dass sie wohl jedes dieser Wesen für immer verdammte. Ihre Augen sahen nur noch ihr Ziel. Selbst als mehrere dieser Wesen erschienen und auf sie zustürzten, schritt sie unbeirrt weiter in Richtung ihres Zieles, schaltete die Wesen fast beiläufig aus. Die Seelen waren nie Kämpfer gewesen... Mikoto war ihnen nur unterlegen gewesen, weil sie diese nicht verletzen konnte. Aber etwas hatte sich verändert und Mikoto wusste nicht genau, ob es ihre Erfahrung am Rad des Schicksals oder dieses Messer des Geistes war, aber irgendwie konnte sie diese Wesen jetzt verletzten.
Sie lächelte, als sie sah, dass sämtliche von Kenji neu beschworenen Wesen ihren Angriff stoppten und sogar vor ihr zurück wichen. Sie wussten, dass Mikoto sie vernichten konnten... und wählten das Leben. Sie lachte und hob provozierend ihre Hand.
„Es ist schön zwei Hände zu haben, findest du nicht?“, neckte sie den Mann vor ihr.
„Verdammte Göre! Shuku!“
Mikoto wich der Magie behände aus und rannte erneut auf den Mann zu. Sie kannte sich nicht sonderlich gut mit Magie aus, daher konnte sie unmöglich einschätzen, wie lange Kenji brauchte, um die Barriere zum Einsturz zu bringen. Darum überwand sie die letzten Meter mit einem großen Satz...
Zack!
Das Messer zerschnitt die Luft, als Kenji ein paar Schritte rückwärts taumelte und gegen den Zaun stieß.
„Endstation!“, schrie Mikoto und schlug zu!
Das Eisen des Zaunes ächzte unter der Wucht des ausgewachsenen Mannes, einige rostige Schrauben gaben nach und zerbrachen. Der Zaun senkte sich quietschend in Richtung Abgrund... und schließlich wurde der Druck zu viel und er gab nach.
Als Mikoto das sah, griff sie noch nach dem Mann, doch ihre Hand fasste ins Leere. Sie konnte nur noch zusehen, wie er mit einem
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