Die Geisterseherin (German Edition)
leiden!“
„Shuku!“
Dieses Mal war Mikoto vorbereitet. Sie hatte den Zauber inzwischen oft genug abbekommen, sie wusste, dass er eine kurze Zeit durch den Raum brauchte, damit er sie erreichen konnte. Wie eine Kugel, die man aus der Pistole abfeuerte.
Darum schlug sie zu, als sie den Spruch hörte, durchschnitt mit dem Messer die Luft. Es wirkte, alles was sie abbekam, war ein laues Lüftchen, dass an ihr vorbei blies.
Ohne zu zögern oder ihrem Gegner Zeit zu geben, zu realisieren, dass sie den Angriff abgewehrt hatte, preschte Mikoto nach vorne, machte einen großen Satz und vollführte eine Drehung in der Luft, dem ein tödlicher Schlag folgte.
Sie landete dort, wo Kenji gestanden hatte. Auch wenn dieser körperlich weitaus weniger fit war, als sie selbst, so hatte er im letzten Moment ausweichen können.
Nun... fast.
Ein einzelner Arm flog durch die Gegend. Ein rechter Arm. Und es war nicht ihrer.
„Dummes Mädchen!“
Mikoto lächelte kurz, hob den Dolch aber sofort wieder und ging zum Angriff über. Schlag für Schlag prasselten auf Kenji ein, mal mit dem Schwert, mal mit dem Messer. Kenji hatte Mühe, sie alle abzuwehren. Er selbst führte keine Waffe, doch er nutzte scheinbar eine Art von Magie um seinen Arm so hart wie Stahl werden zu lassen, damit er sich verteidigen konnte. Zumindest konnte er mit seinem verbleibenden Arm die Angriffe der Geisterseherin immer wieder abwehren.
Es war im Moment seine einzige Option.
Mikoto vollführte einen weiteren kunstvollen Schlag innerhalb eines Rückwärtssaltos, worauf Kenji einige Schritte zurücksprang. Mikoto selbst konnte nicht glauben, was sie gerade tat, aber sie fühlte sich so voller Kraft und Leben, wie schon lange nicht mehr. Das flaue Gefühl verschwand immer weiter und hinterließ nur das pure Leben. Es kam ihr vor, als wären all ihre Aktionen simple Schritte eines Tanzes, den selbst Grundschüler beherrschen konnten. Es musste etwas mit dem Messer zu tun haben, so dachte sie sich. Sie konnte ja nicht wissen, was Steve von Tomoya wusste. Doch sie vermutete, dass das Messer ihre Kraft bündelte und ihre Fähigkeiten stärkte. Es musste ein Katalysator sein... nicht nur ein Erbstück. Da war sie sich sicher. Mikoto sprang vor und schlug mit einem Aufwärtshieb mit dem Messer den Arm von Kenji aus dem Weg um anschließend in einem weiteren Streich direkt die Person selbst anzugreifen.
Doch Kenji, dem Tode näher als dem Leben, schien neue Stärke zu entwickeln, als er diesen Schlag ebenfalls abwehrte, das Schwert drang dabei tief in seinen Arm ein.
Mit nur diesem einen Arm hatte er keine Chance anzugreifen, sondern konnte sich nur verteidigen, so dachte sich Mikoto und wirbelte im gleichen Moment herum.
Zur rechten Zeit, denn der abgetrennte Arm flog geradewegs auf sie zu.
Zack!
Zwei glatte Schnitte teilten ihn in vier unidentifizierbare Fleischhaufen. Doch dieser Angriff ließ Mikoto für einen Moment ihren Gegner aus den Augen verlieren und als sie zu ihm herumwirbelte sah sie ein weiteres Mal nur die große Hand, die ihr Gesicht ausfüllte.
„Shuku!“, schrie Kenji, mehr verzweifelt als vor Zorn!
Dieses Mal konnte sie die Magie nicht abwehren und sie flog in hohen Bogen, von der Magie getroffen, durch die Luft, überschlug sich ein paar Mal und kam wieder auf die Beine.
Im gleichen Moment, in dem sie den Boden berührte, stieß sie sich schon wieder ab. Der Zauber hatte sie voll erwischt, doch ihr Körper schien perfekt auf ihre Befehle zu gehorchen. Selbst diese Aktion kam ihr sonderbar leicht vor. Sie flog für einen Moment schwerelos durch die Luft und traf dann Kenji mitten in die Brust.
„Idiotin!“
Er schlug zu und schleuderte sie erneut davon. Erneut rollte Mikoto über den Boden, überschlug sich mehrfach und kam einige Meter weiter durch puren Zufall auf die Füße.
Sie wiederholte den Prozess, stieß sich ab und war innerhalb weniger Momente wieder bei Kenji. Sie dachte nicht nach, was sie tun sollte, sie überlegte nicht, wie sie angreifen könnte. Sie reagierte nur noch. Jede Aktion kam, wie ein Reflex. Unerwartet, schnell, unkontrollierbar.
Er wich ihrem Schnitt aus, tat dabei einen Schritt zurück. Dann verschwand er aus ihrem Blickfeld.
Mikoto's Augen flogen von links nach rechts, doch sie konnte ihn nicht sehen. Dann glitt ihr Blick nach oben und sie sah ihn weit über sich auf dem Dach der Schule landen.
In diesem Moment spürte sie den Aufschlag des Zaubers, den er verwendet hatte, um sich so hoch in die Luft zu katapultieren.
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