Die Geisterseherin (German Edition)
Sichtschutz von der Straße aus und wird von den Einheimischen wegen so einer alten, dummen Legende, gemieden!“
„Eine Legende?“
Mikoto hatte es sich inzwischen wieder im Sand gemütlich gemacht und die Sonne ihrem Bräunungsdienst überlassen, als sie Fetzen eines Gespräches zwischen Steve und Yuki auffing, die ihr Interesse weckten.
„Japp, ich hab sie gestern von jemanden im Onsen gehört.“ Yuki schien die Geschichte sehr gefallen zu haben, denn er brannte regelrecht darauf, sie weiter zu erzählen. Steve dagegen schien skeptisch.
„Bleiben wir realistisch... die meisten Legenden basieren doch auf der Idiotie der Menschen. Aus Mücken werden Elefanten gemacht und innerhalb von kürzester Zeit entwickeln sich aberwitzige Geschichten. Wenn jemand ein gesundes Baby auf einem Felsen bekommt, dann ist die Chance hoch, dass eine Legende entsteht, die besagt, dass auf diesem Felsen sämtliche Krankheiten eines Fötus geheilt würden... und solcher Mist. Das solltet ihr nicht zu ernst nehmen.“
„Jetzt versaue mal nicht die Atmosphäre, Steve... Außerdem, was ist das für eine Geschichte? Fötus... gesunde Geburt? Wie kommt man auf so etwas?“
„Das war ein Beispiel, verdammt. Mir fiel gerade nichts anderes ein.“ „Dann soll ich euch die Legende nicht erzählen?“
Mikoto war inzwischen sehr neugierig geworden.
„Doch, auf alle Fälle.“
„Gut... also hört gut her...“
Vor langer, langer Zeit lebte ein Mädchen in dem Dorf, in dem jetzt das Ryokan stand, in welchem Mikoto und ihre Freunde übernachtet hatten. Sie war ein sehr hübsches Mädchen und deshalb dem Sohn des Bürgermeisters versprochen. Die beiden mochten sich auch sehr, weshalb niemand mit der Vermählung ein Problem hatte. Es gab angebliche eine für damalige Zeit sehr pompöse Hochzeit und das ganze Dorf feierte das glückliche Paar... doch schon bald darauf legte sich ein Schatten über sie. Denn die Jahre vergingen, doch kein Sohn und keine Tochter erblickten das Licht der Welt. Die Beziehung begann unter dem Druck des Dorfes zu kriseln, zerbrach beinahe. Das Mädchen wurde sogar erwischt, wie sie sich des Nachts aus dem Dorf stahl. Es gingen Gerüchte um, dass sie ihren Mann betrügen würde... doch dieser wollte davon nichts hören. Denn endlich... als das Dorf schon alle Hoffnungen hatte fahren lassen... wurde die Frau schwanger!
Natürlich war das Dorf sofort wieder in Feierstimmung, die Ehe schien schließlich gerettet. Alles lief wieder seinen harmonischen Gang, so wie es sein sollte... bis die Geburt bevor stand.
Niemand wusste, was an diesem Tag eigentlich wirklich geschehen war, doch es wurde behauptet, dass sie einer monströsen Gestalt Leben eingehaucht hatte. Einem Wesen, dass zwar menschlich erschien, doch es nicht war. Niemand überlebte die Geburt... man fand die Hebamme, den Arzt und die Frau tot auf, gebettet auf blutigen Laken.
„Uh... das klingt gruselig.“
„Aber das ist noch nicht alles! Viele Jahre später, der Mann hatte inzwischen neu geheiratet und einen kräftigen, jungen Sohn geboren, soll er in dieser Gegend eine Höhle gefunden haben. Und in dieser Höhle...“
Yuki machte eine Pause und blickte ernst in die Runde.
„Was denn? Was war dort?“
„Nun... er kam total erschöpft und ausgemergelt in das Dorf und schwor bei allen Göttern dieser Welt, dass er seine alte Frau getroffen hatte und sie ihn verführte...“
„Uhm... und?“
„Der Mann war wie ausgezehrt... sämtliche Lebensenergie schien aus ihm gezogen worden zu sein, als wäre er für Jahre in der Höhle gewesen. Kurz darauf ergraute er und starb...“
„Woah... du meinst, da war ein Dämon in der Höhle, der ihm sämtliche Energie ausgesaugt hat?“
„Idiot, Dämonen gibt es doch gar nicht. Aber die Dorfbewohner haben seitdem Angst davor in die Nähe dieser Höhle zu kommen. Darum sind wir dort ungestört.“
„Ich weiß ja nicht, ob das so eine gute Idee ist, Sanshiro...“ „Sag mal, hast du Eier in der Hose oder hast du Eier in der Hose? Sei nicht so eine Pussy, ich hab da schon oft genug ein kleines Päuschen drin gemacht und einmal habe ich in der Höhle sogar übernachtet. Die Geschichte ist ein Ammenmärchen, okay? Diese dummen Leute vom Land glauben halt einen solchen Mist, weil sie sonst nichts besseres zu tun haben.“
„Gut... okay. Du hast ja Recht.“
„Sicher hab ich das. Und schließlich...“ Sanshiro wedelte mit der Tüte herum.
„... willst du ja etwas von dem guten Stoff und den gibt es nur in der Höhle der
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