Die Geisterseherin (German Edition)
ich hole den Ball!“, bestätigte ihr Sohn sie, der ja bereits am Vortag zusammen mit Steve gespielt hatte.
„Und sag Megumi Bescheid, ja?“
Er verzog das Gesicht und verschwand wieder einmal in der Umkleide, bevor er den Ball holte. Mikoto blickte ihm hinterher und runzelte die Stirn, als sie darüber nachdachte, wie einfach seine Mutter zu täuschen war. Nur mit der Bikinihose bekleidet wirkte Yuki zwar mehr wie... Yuki, aber das Unterteil war ja eigentlich auch nicht so hundertprozentig männlich vom Design her.
„Das sie auf so etwas hereinfällt...“
Immerhin zog er nur ein Oberteil an und aus.
„Erwachsene gegen Jugendliche, was meint ihr?“, schlug Steve vor, dem der Wechsel von Yuki scheinbar vollkommen egal war. „Uhm... Erwachsene gegen Jugendliche? Ist das nicht ein wenig unfair... gegenüber den Erwachsenen?“
„Ach was, außerdem gehen dann die Teams schön auf. Dein Vater, Q'nqüra und Yuki's Mutter gegen dich, Yu... Megumi und mich.“ Yuki's Mutter lachte und ließ ihre Knöchel knacksen.
„Keine Angst, Mikoto. Wir werden euch den Sieg nicht so einfach werden lassen. In meiner Jugend war ich mehr als nur eine ausgezeichnete Volleyball-Spielerin!“
„Jetzt mache ich mir Sorgen um unseren Sieg.“
Mikoto lachte laut. Eigentlich war es klar, dass die Erwachsenen keine Chance hatten. Yuki's Mutter war schon lange aus der Schule, egal wie gut sie damals war. Und Mikoto's Vater war als Wissenschaftler nie die Sportskanone gewesen.
Währenddessen spazierte Sayuri durch den nahegelegenen Wald, welcher die Straße säumte, welche wiederum zum Strand führte. Hier und da verließ sie den Weg und glitt tiefer in den Wald hinein, ohne sich jedoch zu weit vom Weg zu entfernen. Ihre Finger schienen nervös an ihrer Rocktasche herum zu spielen. Doch immer, wenn sich diese ein wenig beruhigten, traf sie wieder auf einen weiteren Waldweg, ein vorbeifahrendes Auto oder einen anderen Menschen und fluchte laut.
„Verdammtes Japan, musst du so dicht besiedelt sein?“
Wieder einmal war sie auf eine befahrene, asphaltierte Straße gestoßen.
„Ich habe echt keine Lust noch weiter in diesen blöden Wald zu laufen...“
Sie seufzte und wollte die Straße überqueren, als plötzlich mehrere Motorräder um die Ecke bogen und mit Vollgas knapp an ihr vorbeirauschten.
„Verdammte Idioten, passt doch auf, wo ihr lang fahrt!“
Wütend schrie Sayuri den Motorradfahrern einige Beschimpfungen hinterher, dann drehte sie sich um und lief den Weg, den sie gekommen war, zurück. In der Nähe hatte sie eine kleine Höhle gesehen, die jedoch relativ nah an einer dicht befahrenen Straße gelegen hatte. Darum war sie weiter gelaufen... aber es schien so, als wäre dies hier der beste Ort um eine Weile lang ungestört zu sein. Sie erreichte die Höhle nach ein paar Minuten und kletterte vorsichtig hinein – nur weit genug, damit man sie von außen nicht gleich sah. „Nicht gerade ein toller Ort, aber es sollte reichen...“
Ihre Hand kramte in ihrer Rocktasche und holte ein kleines Tütchen hervor, welches eine tabakähnliche Substanz enthielt. Sie musterte das Tütchen eine Weile lang und seufzte dann laut.
„Verdammt, ich hätte wirklich mehr mitbringen sollen... Mein Vorrat ist fast alle und ich hab keine Ahnung, wo ich Nachschub herbekommen soll.“
Sie öffnete das Tütchen, während sie weiter meckerte.
„Ichihara ist ja auch ein totales Kaff... und dieser Ort ist auch nicht besser. Naja, hübsch ist es schon... aber viel zu klein.“
Sie hatte sich derweil einen Joint gedreht und entzündete ihn nun, bevor sie ein paar tiefe Züge nahm.
„Das ist schon besser...“
Sie lächelte zufrieden und ihr Blick glitt über die Bäume in Richtung Straße. Von dieser aus sollte sie nicht gleich zu entdecken sein. Dennoch konnte sie die Straße einigermaßen überblicken. So schlecht war dieser Ort also gar nicht.
„Schön... hier bleibe ich eine Weile.“
Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen, genoss die Wärme der Sonne, welche hier – im Schatten der Höhle – nicht so erdrückend war.
„Achtung, Mikoto!“
Yuki's Mutter hatte nach einem perfekten Pass von Mikoto's Vater zum Sprung angesetzt. Der Ball war unaufhaltsam. Mikoto bekam nicht einmal Zeit zu reagieren, noch bevor sie realisieren konnte, dass das gegnerische Team mehr als nur fähig war, hatte es bereits den ersten Punkt abgestaubt.
„Was zum... das gibt es doch nicht.“
Und wieder ein Punkt für das Team der Erwachsenen. Mikoto konnte ihren Augen
Weitere Kostenlose Bücher