Die Geisterseherin (German Edition)
eine neue Zukunft frei gab. Sie beugte sich über das bewusstlose Mädchen und strich ihr einmal durch das Haar... man konnte es schon fast als sanft bezeichnen. „Tut mir leid, dass ich dich so zurichten musste... das wird uns wohl zwei Wochen kosten. Aber ich hatte keine andere Wahl, liebste Mikoto...“
Erneut strich sie Mikoto durch das Haar, rückte das halb in Fetzen hängende Kleid zurecht.
„Du hast dem Virus zu viel Spielraum gegeben... ich musste den Kampf beenden, um deinen Körper den wahren Feind zu offenbaren.“ Mit viel Mühe hievte sie das Mädchen hoch und warf ihren bewusstlosen Körper über die unverletzte Schulter.
„Dann lass uns mal einen kleinen Ausflug machen... Du wirst eine ganze Weile lang weg sein, also sag „Auf Wiedersehen“ zu dieser Stadt.“
„Lass sie sofort los, Hatsumomo Van Rosebird!“
In diesem Moment, zu spät für den Kampf, betrat die Herrin der Zeit die Szene, direkt hinter ihr stand der zweite Geisterseher. Der Junge, an dem sie keinerlei Interesse hatte.
Die Anwesenheit der Herrin der Zeit verwunderte sie allerdings etwas, denn immerhin konnte sie dieser Person nur entgehen, weil ihr Zeitenbuch ihre Aktionen nicht zeigte. Und wo kein funktionierendes Zeitenbuch war, war für die Herrin der Zeit auch keine Person. Sie konnte also maximal durch Steve wissen, dass sie hier war... aber sie niemals sehen.
Q'nqüra konnte sie also nicht bekämpfen... sie hatte den Kampf bereits verloren und solange sich Mikoto in ihrer Gegenwart befand, würde sie auch ihren Schützling verloren haben.
„Du wirst Mikoto nicht mitnehmen, hast du das verstanden!?“ Und tatsächlich... Q'nqüra's Augen wanderten über die Szenerie, ohne auf Hatsumomo direkt gerichtet zu sein. Es war eindeutig, dass sie nicht gesehen werden konnte. Dies war die größte Schwäche der Herrin der Zeit...
Hatsumomo lachte darum laut auf.
„Was denn? Willst du mich etwa daran hindern, Herrin der Zeit? Du kannst gegen mich nichts tun, das weißt du doch... Du kannst nur auf die reagieren , die ein funktionierendes Zeitenbuch haben. Du bist von ihnen abhängig. Schau dich doch selbst an, mit deinem ach-somächtigen Schwert... du siehst mich nicht einmal!“
„Ich kann die Bücher anderer nutzen, die mit dir interagieren, um dich aufzuhalten!“
Steve trat hervor und fixierte mit seinem Blick Mikoto und in diesem Moment drehte auch die Herrin der Zeit ihren Blick und richtete ihn auf sie.
„Nananana... das ist aber nicht die feine englische Art.“
Hatsumomo musste erneut lachen.
„Du wirst mir nichts tun und das weißt du genau. Selbst, wenn du dich gegen den Rat stellen solltest und mich attackierst, du bist auf die Augen des jungen Geistersehers angewiesen, um meine Position erraten zu können. Und er ist nur ein Mensch... Ich mag viel von meiner Macht durch die Infektion eingebüßt haben... aber noch bin ich schneller als jeder Mensch. Ein unachtsamer Moment und deine „Augen“ liegen tot an der Seite. Sieh es ein, Q'nqüra... du hast es vermasselt... hast die letzten 700 Jahre ungenutzt verstreichen lassen!“ Erneut lachte sie, ihres Sieges gewiss.
„Aber das ist jetzt vorbei! Wenn du dich weigerst, etwas zu tun, dann werde ich die Welt zwingen, die Wahrheit zu erkennen!“
Steve wurde sichtlich nervös, sein Blick wanderte unstet von Q'nqüra zu Hatsumomo und zurück.
„Q'nqüra... wovon redet sie?“
„Sei still, Steve. Lass dich nicht von ihr in die Irre führen! Sie ist eine Meisterin der Täuschung und der Lügen!“
„Hahahahaha... in die Irre führen... das tut hier nur eine Person.“ Ihre Miene verfinsterte sich.
„Sag mir, warum musste es unbedingt dieses eine Mädchen sein? Eine ungelernte Geisterseherin ohne das Talent des Jungen, den jeder als Wunderkind bezeichnet? Wieso hast du alles daran gesetzt, dass sie zu deiner Geisterseherin wurde, obwohl du bereits wusstest, wer dir einmal folgen sollte? Es liegt daran, dass du genau wusstest, was Mikoto war... nicht wahr? Du hattest Angst vor ihr... und den Konsequenzen, welche ihr Handeln auf deine Welt haben könnte! Darum hieltst du sie bei dir, an deiner Leine!“
Q'nqüra senkte ihr Schwert, aber es war eindeutig, dass sie sich nicht geschlagen gab. Stattdessen konterte sie mit einer Gegenfrage. „Wieso hast du ihre Mutter töten lassen? War ein solch brutaler Akt etwa nötig? Hast du damit die Welt so sehr verbessert?“
„Gegenfragen...? Das Spiel kann ich gerne weiter spielen, liebste Herrin der Zeit. Nur... wie weit willst du
Weitere Kostenlose Bücher