Die Geisterseherin (German Edition)
kam Yuki so falsch vor. Sie war immer... gegen jede Norm gewesen. Man musste sie nur anschauen... eine Gothic-Lolita, die ihre Sachen nur bei ganz bestimmten Marken in ganz bestimmten Läden kaufte. Sie war immer gegen den „Mainstream“ gewesen, hatte ihre eigene Musik gehört, sich ihre eigene Meinung gebildet. Eine Art „Hipster“, bevor es „In“ wurde so zu sein. Meist lief das auf Konfrontationen hinaus, weil sie sich nie hatte etwas sagen lassen. Als sie – zum Beispiel – zu ihnen kam, da sollte sie mit einem bestimmten Zug fahren, mit dem sie dann gegen Abend in Ichihara gewesen wäre. Sein Vater hätte sie dann auf dem Weg zurück von der Arbeit mitgenommen und sie hätte keine Koffer schleppen müssen. Stattdessen war sie mitten in der Nacht aufgebrochen, ohne jemanden etwas zu sagen, und stand darum am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrüh unerwartet vor der Tür...
„Bist du dir sicher, dass du etwas... so normales tragen willst? Das passt gar nicht zu dir, Sayuri.“
Seine Cousine verzog als Antwort nur das Gesicht und bestand dann weiter darauf, in die Filiale zu schauen.
„Alles ist besser, als etwas... so kurzes.“
Sie zupfte wieder einmal unglücklich an dem Kleid, dass sie trug, herum und Yuki seufzte, da sie dies schon den ganzen Tag lang tat. Außerdem... so sehr Sayuri ihren alten Kleiderstil im Moment auch hasste, sie hatte sich dennoch geweigert sich etwas von Yuki's Sachen auszuleihen – und dank der Scharade, die er aufrecht hielt, hatte er ja ein paar Klamotten, die Sayuri hätte tragen können.
Außerdem hatte sie sich geweigert ihre alten Sachen weg zu schmeißen... was Yuki verriet, dass sie noch immer ein Gothic-LolitaFan war... aber eben den Umständen entsprechend erst einmal etwas bedeckter herum laufen wollte.
Ganz verändert hatte sie sich also eigentlich nicht. „Komm schon!“
Yuki seufzte erneut und nickte dann, bevor er mit Sayuri, noch immer an seinem Arm hängend, den Klamottenladen betrat.
Auch, wenn das Einkaufszentrum riesig war und Platz für dutzende von Läden bot, so hatte es doch nicht unendlich Platz, was dazu führte, dass die meisten Geschäfte ein wenig kleiner waren, als vergleichbare Läden außerhalb des Einkaufszentrums. Auch in diesem Laden war dies der Fall, wobei man aber Götter Lügen gestraft hätte, wenn man ihn deshalb als klein bezeichnet hätte. Immerhin hatte er zwei ganze Stockwerke. Auf der oberen und etwas kleineren Etage waren jetzt im Sommer vor allem Badesachen, sowie Unterwäsche für beide Geschlechter zu haben, während sich im unteren Bereich der Rest dicht an dicht drängte. Im hinteren Drittel befand sich dabei die Männerabteilung, von der alleine 50% für Anzüge, Krawatten und Hemden eingenommen wurde, die restlichen zwei Drittel waren dann potentielle Kleidungsstücke für Sayuri...
Yuki ließ seinen Blick über die vielen Stoffstücke schweifen und überlegte, was er Sayuri, falls er ihr helfen musste, vorschlagen sollte. Sein Blick glitt für einen Moment die Treppe hinauf... dort oben hatte er erst vor einigen Tagen den Bikini gekauft, den er am Meer getragen hatte. Die Verkäuferin damals, eine junge Frau, die wohl noch nicht lange hier arbeitete, hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er ja gar kein Mädchen war, obwohl er sich nicht als Megumi ausgegeben hatte... Im Gegenteil, er war in seinen ganz normalen Sachen hier aufgetaucht... und dies erst mit hochrotem Kopf bemerkt, als er den Laden verlassen hatte. Selbst jetzt war es ihm noch peinlich, wenn er daran zurück dachte.
Er hätte an dem Tag ja eigentlich auch das Geld sparen können, immerhin hatte er für die Schule den Badeanzug und der Bikini war für ihn und das kleine Taschengeld, dass er bekam, wirklich teuer gewesen.. Allerdings hatte er vorausschauend, wie er manchmal war, geahnt, wie seine Mutter immer wieder ihn oder Megumi sehen wollen würde. Darum hatte er sich schließlich für den Bikini entschieden gehabt. So brauchte er nur das Oberteil anbeziehungsweise auszuziehen um seine Mutter zu täuschen. Er lächelte etwas gequält, als er daran dachte, dass er dank dem Bikini nun eindeutige Markierungen auf dem Oberkörper hatte, wo ihn das Wochenende am Meer nicht so stark hatte bräunen können... „Hmm... das ist langweilig... aber es ist schön lang. Aber wenn ich das nehme, dann wird mir den Sommer über doch bestimmt voll heiß sein...“
Sayuri hatte sich endlich von seinem Arm gelöst, blieb jedoch in unmittelbarer Nähe und wühlte sich,
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