Die Geisterseherin (German Edition)
zugelassen, dass sie das Schwert nahm. Dieses Schwert, dass sie jetzt in der Hand hielt, war ein eigenartiges Stück Metall, dass sich irgendwie anders anfühlte und dennoch sehr vertraut. Nur...
Mikoto drehte sich herum und starrte in die offene Tür, in der Hatsumomo stand.
„Wenn du gewollt hättest, dann wäre ich tot gewesen, bevor ich das Schwert erreicht hätte.“
„Das ist wahr.“
„Diese Tür wäre geschlossen gewesen, lange bevor ich auch nur in ihre Nähe gekommen wäre...“
„Korrekt.“
Mikoto stockte und warf das Schwert nach kurzem Zögern zwischen sich und die Göttin.
„Was wollen Sie wirklich von mir... Hatsumomo Van Rosebird?“ Die Frau lächelte und deutete auf das Schwert.
„Ich will, dass du lernst zu kämpfen... und die Augen öffnest für die Welt... ihre Wahrheit siehst. Ich will, dass du verstehst, warum deine Mutter, Megumi, Iori und viele andere unschuldige Menschen sterben mussten, welche Rolle du bei ihren Toden spielst und... was die Herrin der Zeit für diese Zeitlinie in Planung hat.“
Mikoto verschränkte die Arme und runzelte gleichzeitig die Stirn. „Bis jetzt machst du nur Andeutungen, doch lieferst mir weder Fakten, noch Beweise dafür, dass du hier nicht irgendein perfides Spiel treibst.“
„Dann sag mir, Mikoto... wieso interessiert sich die Herrin der Zeit für das Reich der Toten... wäre dies nicht das Aufgabengebiet der Herrin des Todes?“
Mikoto hob den Finger um etwas dagegen zu sagen, verstummte aber, bevor sie auch nur ein Wort herausgebracht hatte.
„Ja, ich habe dich gegen deinen Willen hergebracht, Mikoto. Und ja, du hast auch allen Grund mich zu hassen. Ich alleine habe Momonari den Tötungsbefehl gegeben, der an jenem schicksalhaften Tag nicht nur deiner Mutter das Leben gekostet hat. Ich will dies vor dir nicht verschweigen und mit offenen Karten spielen...“
Sie lief zu dem Schwert und hob es auf, wendete es fasziniert hin und her. Mikoto nutzte die Gelegenheit um weitere zwei Schritte zwischen sich und die Göttin zu bringen.
„Ich bitte dich, Mikoto... hilf mir. Du bist unsere letzte Chance.“ „Wieso sollte ich das tun?“, presste Mikoto zwischen den Zähnen hervor, beobachtete, wie sich Hatsumomo's Gesichtsausdruck in ein Lächeln verwandelte.
„Die Antwort ist simpel... die Herrin der Zeit hat das Ende dieser Zeitlinie eingeläutet.“
Die Suche des Kommissars
Akt 7
Wir befinden uns noch immer in Ichihara, nicht unweit von jener Stelle, an der wir vor langer Zeit Mikoto das erste Mal begegnet waren. Damals, als sie noch scheinbar sinnlos Schwerter durch die Luft schwang.
Aber das war lange her. Seit vielen Jahren schon hatte hier niemand mehr Schwerter sinnlos durch die Luft geschwungen... und wenn man es ganz genau nahm, dann war das Wort von einem „Geisterseher“ auch schon lange nicht mehr durch die Runde gegangen. „Geisterseher, pah! Was für ein Humbug!“, murrte ein alter Geist, der auf einem Grabstein saß und mürrisch auf zwei weitere, jedoch junge Geister, schaute.
„Schaut euch doch mal um und benutzt dabei euren Kopf!“ Er deutete mit einer ausladenden Bewegung über den gesamten Friedhof, auf dem es nur so vor Geistern wimmelte. Die meisten von ihnen standen oder saßen mit hängenden Köpfen an oder um Gräber herum, andere wanderten ziellos umher.
„Seht ihr das?“
Der junge Geist vor ihm nickte.
„Bürschchen, ich weiß, dass es verlockend klingt und ganz ehrlich, ich wünsche dir nichts mehr, als dass diese alte Geschichte wahr ist. Aber es ist, wie mit diesen verdammten Weltreligionen... es wird viel gesagt und noch mehr behauptet, doch die Wahrheit sieht am Ende eben ganz anders aus.“
„Aber es sind doch bereits Geister verschwunden! Was ist, wenn sie tatsächlich den Weg gefunden haben?“
„Den Weg? Vielleicht den Weg aus dem Friedhof. Mädchen, die Welt ist groß und seit dem Ausbruch 2012 ist sie auch leer. Wer weiß schon, wo sie hin sind. Vielleicht fliegen sie zu den Bahamas, vielleicht schauen sie sich das Notré Dame an oder hoffen im Vatikan eine Lösung ihres „Problems“ zu finden.“
Er warf einen Blick auf die beiden jungen Geister.
„Nur, weil manche nicht mehr hier sind, heißt es nicht, dass sie gar nicht mehr existent sind.“
„Aber Takashi, kann ich euch trotzdem noch etwas fragen?“ „Sicher... ist ja nicht so, als hätte ich die nächsten paar Äonen etwas vor. Ewigkeit ist nun einmal Langeweile auf Dauer.“
„Ihr seid doch schon sehr lange hier, nicht?“
„Ja... seit
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