Die Geisterseherin (German Edition)
ging die Göttin vor ihr in die Knie, holte ein Taschentuch hervor und presste es gegen Mikoto's Stirn.
„Tut mir leid, das war etwas stärker, als ich geplant hatte.“ Ein einzelner Blutstropfen fiel zu Boden und Mikoto bemerkte erst jetzt die Platzwunde an ihrem Kopf.
„Lass mich das kurz heilen...“
Die Göttin schloss die Augen und Mikoto spürte, wie der Schmerz in ihrer Stirn verschwand. Trotzdem stieß sie die Frau bei Seite und sprang einige Schritte in die Richtung der gegenüberliegenden Wand, um so ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen sich und die Göttin zu bringen, die sie hierher gebracht hatte.
„Glauben Sie nicht, dass ich Ihnen traue, nur weil sie eine Platzwunde behandelt haben.“
„Natürlich nicht...“, seufzte sie und erhob sich langsam.
„Wo bin ich hier... und warum haben Sie mich nicht getötet?“ Hatsumomo wandte sich in Mikoto's Richtung und lächelte kurz, dann verfinsterte sich ihr Gesicht. Für einen kleinen Moment konnte Mikoto eine gewaltige Kraft in dieser Frau spüren, etwas... dass sie wahrlich göttlich erscheinen ließ. Aber der Eindruck verflüchtigte sich schnell wieder und die Frau wirkte wieder, wie ein normaler Mensch... nun, nicht ganz. Mikoto hatte noch immer dieses unwohle Gefühl in ihrer Nähe, dass sie auch in der Oper verspürt hatte, als sie die Göttin das erste Mal erblickt hatte.
Nur war es jetzt wesentlich... subtiler. Fast so... als hätte sie sich daran gewöhnt.
„Ich weiß, dass wir einen harten Start hatten, Mikoto. Die Art und Weise, wie ich Kontakt zu Menschen aufnehme ist nicht unbedingt die... freundlichste. Aber es musste so geschehen, so wie alles, was du in Ichihara erlebt hast, so geschehen musste. Megumi's Tod, Kenji's Morde... mein Auftritt in dieser Oper, sie alle dienten nur einem einzigen Zweck... um uns beide hier und jetzt zusammen zu bringen.“ Mikoto knurrte leise und griff nach ihrem Q-Halsband... aber ihre Hand griff ins Leere!
„Wenn du dein Halsband suchst... das habe ich vernichtet.“ „Was...?“
„Wenn die Herrin der Zeit dich ortet, dann sind wir alle verloren, Mikoto. Und dieses Halsband war wie ein Peilsender für sie. Darum habe ich es vernichtet. Im übrigen...“
Hatsumomo zuckte beiläufig mit den Schultern.
„... sie hat als Antwort auf diese Aktion dein Zeitenbuch verbrannt. Offiziell existierst du also nicht mehr.“
Sie streckte den Arm aus und in ihrer Hand erschien ein Schwert. Es war nicht so aufwendig, wie das Zierschwert, dass Mikoto so oft gegen die Geister benutzt hatte, sondern wesentlich einfacher. Aber es erschien dennoch sehr edel, mit einem aufwendig verzierten Griff und einer sehr scharf aussehenden Klinge.
„Dieses Schwert ist Taimu-kira, der Zeitenmörder... eine Klinge, die von den fähigsten Händen dieser Welt für eine einzige Person geschmiedet wurde. Ein Meisterwerk der menschlichen und göttlichen Handwerkskunst, eine Klinge die sowohl Menschen, als auch Geistern gefährlich werden kann – selbst wenn der Mensch selbst kein Geisterseher sein sollte. Zudem fungiert dieses Schwert als Katalysator und hilft einem die eigenen Kräfte zielgenau zu bündeln.“ Sie öffnete ihre Hand und das Schwert fiel mit lautem Krachen zu Boden, was ihm allerdings nichts anzuhaben schien.
„Es soll dir gehören.“
Die Tür der Zelle schwang erneut auf, nur dass sie dieses Mal offen blieb.
„Du kannst gehen, wenn du willst. Niemand hier, in der Stadt der Götter wird dir im Weg stehen...“
Sie trat einen Schritt zurück von dem Schwert und wartete auf Mikoto's Reaktion.
„Wisse jedoch, dass die Herrin der Zeit dich vernichtet hat und du nur aus einem einzigen Grund noch existierst... und du diesen Grund nur hier herausfinden kannst.“
Für einen Moment zögerte Mikoto. Das alles roch ihr einfach zu sehr nach einer Falle. Sie konnte sich einfach keinen Grund vorstellen, der dazu führte, jemanden zu entführen und wieder frei zu lassen. Trotzdem... sie ließ es darauf ankommen. Auch wenn es eine Falle war, sie musste nach diesem Strohhalm greifen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung warf sie sich nach vorne, griff mit der rechten Hand nach dem Schwert, rollte sich ab und sprang mit einem Hechtsprung durch die Tür.
„Agh...!“
Etwas unsanft auf dem Boden aufschlagend, rollte sie sich ab und kam noch mit dem Schwung des Sprunges wieder auf die Beine. Sofort setzte sie sich in Bewegung und lief einige Schritte weiter. Dann stockte sie.
Die Tür war offen geblieben und Hatsumomo hatte auch
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