Die Geisterseherin (German Edition)
öffnete erneut die Augen, die sie nach dem ersten Versuch gleich wieder zusammengekniffen hatte, weil sie das Licht so geblendet hatte. Erneut sah sie zuerst einmal nur ein grelles Weiß, aber sie meinte in diesem Weiß einzelne Konturen erkennen zu können, wobei dies wirklich nur Vermutungen waren.
„Wo... bin ich...?“, murmelte sie stockend, da ihr Mund noch immer staubtrocken war. Dann versuchte sie aufzustehen, doch ihre Beine waren so schwach, dass sie unter dem Gewicht ihres eigenen Körpers
– und so viel wog sie ja eigentlich nicht – weg knickten.
Mit einem leisen Schrei stürzte sie auf den Boden und blieb für einen Moment dort liegen.
„Ugh...“
Sie schüttelte erneut den Kopf und rollte sich auf den Rücken, die Augen zur Decke gerichtet, die sie jedoch noch nicht wirklich erkannte.
Was war nur passiert? Sie fühlte sich so... seltsam. Irgendetwas war anders mit ihr... selbst nach einem solchen Kampf sollte man nicht in diesem Zustand sein.
Tot war sie jedenfalls nicht, denn über den Tod und die Welt der Geister wusste sie zu viel. Und das was sie wusste, deckte sich kein bisschen mit dem, was sie hier sah. Beziehungsweise spürte, denn sehen tat sie ja noch nicht wirklich etwas.
Sie drehte sich wieder zurück auf den Bauch und versuchte erneut sich aufzurichten. Dieses Mal klappte es sogar und sie kam wackelig auf die Beine. Ihre linke Hand tastete nach etwas, an dem sie sich festhalten konnte, um ihr Gleichgewicht zu wahren, und berührte eine metallisch anfühlende Oberfläche. Scheinbar eine Wand. Vielleicht lag es daran, dass sie wieder stand, aber sie spürte, wie das Blut in ihr sich langsam regte. Ihr Körper begann zu kribbeln, ein Gefühl, dass sehr unangenehm war. Es war fast, als wäre ihr gesamter Körper eingeschlafen... und wachte nun auf.
Für ein paar Sekunden blieb sie stehen, dann musste sie sich wieder setzen, weil sie dieses Kribbeln einfach nicht aushielt. Zumindest ihre Augen spielten jetzt wieder mit und der blendend weiße Schleier lüftete sich langsam.
Sie saß in einem kleinen Raum, in dem nur ein Bett und eine Toilette stand. Der Boden bestand aus Fliesen und die Wand hatte einen metallischen Glanz...
Mikoto ließ ihren Blick zweimal durch das Zimmer gleiten und entdeckte dann am Boden neben dem Bett ein Glas Wasser, auf dass sie sich gierig stürzte.
In großen Schlucken trinkend, warnte ihr Kopf sie davor, dass sie nicht wusste, ob das wirklich Wasser war und ob es nicht vergiftet worden war. Aber Mikoto trank weiter... wenn man sie hätte töten wollen, dann wäre sie in der Nacht gegen Hatsumomo gestorben. Nachdem sie das Glas geleert hatte, stellte sie es zurück auf den Boden und blickte sich erneut um.
Aber es gab wirklich nur dieses eine Glas, ein Bett in einer und eine Toilette in der anderen Ecke. An der Decke waren Lampen angebracht, die den Raum in künstliches Licht hüllten.
„Also ein Hotelraum ist das nicht...“, merkte sie an und lief zu dem einzigen anderen Objekt, das es in diesem Raum noch gab... die Tür. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter... vergeblich. Die Tür gab nicht nach.
„Abgeschlossen...“, murrte sie und schüttelte den Kopf. Natürlich war sie das... das war doch eindeutig. Sie war hier gefangen, wer weiß, wie lange schon, und ihre Gastgeber wollten sicherlich nicht, dass sie einfach so heraus spazierte.
Sie setzte sich zurück auf das Bett und bemerkte dabei wieder etwas, dass sie bereits zuvor bemerkt, aber durch ihre Situation wieder verdrängt hatte.
Sie trug andere Sachen...
Verwirrt blickte sie an sich herunter. Nun, es war ihr Geschmack, jedoch nicht IHRE Sachen, so viel konnte sie sagen. Sie hatte das schwarze Top und die Jeans niemals gekauft. Aber wieso trug sie diese dann? Hatte sie nicht eigentlich dieses Kleid angehabt? Ein dumpfes Surren erklang und bevor Mikoto den Ursprungsort dieses Surrens lokalisieren konnte, schwang bereits die zuvor verschlossene Tür auf.
„Du...!“, rief Mikoto wütend und war dabei sich auf die blonde Frau zu stürzen, die durch die Tür getreten war – Hatsumomo. Sie kam jedoch nicht einmal dazu, denn eine Handbewegung der Göttin fegte sie von den Beinen und schleuderte sie einmal quer durch den ganzen Raum, wo sie mit einem dumpfen Schlag gegen die Wand stieß.
„Argh...“
Die Hand an ihre pochende Schläfe haltend, starrte sie in Richtung der Göttin, die sich ruhig auf sie zu bewegte.
„Was soll das?“, knurrte sie.
„Wieso bin ich hier?“
Zu ihrer Überraschung
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