Die Geisterseherin (German Edition)
unterdrückte ein Grinsen, als er hörte, dass die Theorie mit dem LKW, der Yuki nach Norden mitnahm, korrekt gewesen war. „Dann sind Sie also nach Ninohe und haben dort drei Jahre in dieser Kneipe gearbeitet, bevor Sie nach Sapporo weiter zogen?“ „Ja...“
„Und dann...? Wie kommt es, dass Sie für diesen Jin Hamada arbeiten?“
Die Frau vor ihm antwortete nicht sofort, sondern blickte ihn prüfend an, bevor sie ihm eine, anscheinend für sie wichtige Frage stellte. „Wer schickt Sie eigentlich wirklich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Mutter nach 20 Jahren plötzlich beschließt, mich doch noch zu suchen!“
„Ihre Mutter... sie starb bereits vor Jahren.“
Kinoshita machte eine kurze Pause, versuchte im Gesicht der Frau irgendeine Gefühlsregung zu erkennen... jedoch vergeblich. Yuki schien der Tod seiner... ihrer... eigenen Mutter nicht zu kümmern. „Aber gesucht hat man Sie, nur am falschen Ort. Man hat immer erwartet, dass Sie mit dem Zug nach Tokio gefahren sind, da er der schnellste Weg aus der Stadt gewesen ist...“
„Wer sucht mich dann, Herr Kinoshita? Mein Vater? Sayuri? Andere Verwandte?“
Kinoshita nickte und schüttelte sofort wieder den Kopf.
„Ihr Vater... er sucht sie, ja. Aber ich bin nicht wirklich in seinem Auftrag hier. Es stimmt, dass ich mit ihm geredet habe und dass er mich gebeten hat, falls ich Sie finde, dass ich Ihnen sage, dass er alles dafür tun würde, Sie noch einmal wiederzusehen... Er vermisst Sie wirklich.“
„Ich ihn aber nicht“, erwiderte Yuki hart, auch wenn es nicht ganz so überzeugend wirkte, wie das Pokerface, dass sie trug, als er ihre Mutter erwähnte.
„Ursprünglich war ich nicht einmal auf der Suche nach Ihnen, sondern nach einer anderen Person. Dafür habe ich Steve Steiner besucht und handelte mit ihm einen Deal aus.“
„Steve? Er existiert noch?“
„Sicher...“
Yuki schien überrascht, als sie seinen Namen hörte, dann begann sie wieder zu lächeln – ein Lächeln, dass vermutlich jeden Mann in die Knie zwingen konnte.
„Der gute alte Steve... dann habe ich mich gestern also doch nicht verhört. Es freut mich, dass er noch lebt... auch wenn es mir schwer fällt zu glauben, dass er Sie mit der Suche nach mir beauftragt hat. Steve war immer sehr... selbstständig. Hätte er mich finden wollen, dann säße er statt Ihnen heute hier.“
„Nun, er sitzt im Gefängnis und konnte Sie nicht persönlich besuchen.“
„Im Gefängnis?“
Kinoshita nickte und faltete die Hände. Das, was jetzt kam, war nicht so einfach für ihn.
„Er würde Sie gerne wiedersehen, bezeichnete Sie als einzigen Freund... Freundin... wie auch immer. Sie haben jedenfalls einen großen Eindruck auf ihn hinterlassen. Allerdings... ich muss Ihnen das jetzt sagen... Sie warnen... Steve sitzt nicht wegen eines kleinen Verbrechens im Gefängnis von Osaka. Er hat keine Filme raubkopiert oder ähnlich Triviales begangen.“
Kinoshita atmete noch einmal tief ein, bevor er Yumi die Wahrheit sagte.
„Vor... knapp zwanzig Jahren brachte Steve Steiner das Mädchen Moana Van Rosebird, eine Angestellte der Ichihara Oper, um. Er wurde verhaftet, gestand die Tat und zu lebenslänglicher Haft verurteilt.“
Stille breitete sich im Raum aus und Kinoshita konnte sehen, wie alle Farbe aus dem Gesicht der Frau, aus Yumi's Gesicht gewichen war. Schließlich wandte sie den Kopf ab und flüsterte fast unhörbar: „Sehen Sie, das ist genau der Grund, warum Ich nicht zurück blicke...“
„Steve Steiner hat vor dem Gericht niemals gesagt, warum er das Mädchen ermordete, aber er hat mir versprochen, dass er die Hintergründe aufdeckt, wenn er Sie noch einmal sehen darf... für Ihre Sicherheit wäre natürlich gesorgt, eine dicke Scheibe aus Panzerglas würde Sie beiden trennen.“
Er konnte sehen, wie ihr Gesicht eine Reihe von Emotionen durch machte, das Pokerface war vollends zusammen gebrochen und für einen kleinen Moment erwartete er sogar, dass sie gleich einen Zusammenbruch erleiden würde. Aber sie fing sich wieder, atmete ein paar Mal tief ein und aus.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Frau Yutaka... Yuki, Yumi... wie auch immer Sie jetzt genannt werden möchten... aber wenn Sie mir jetzt helfen, dann kann das auf lange Sicht hin unsere Welt vor dem Virus retten.“
„Ich glaube nicht, dass meine Anwesenheit an dem etwas ändern würde...“
„Das nicht, aber die Informationen, die Steve besitzt, könnten mir helfen jemanden zu finden. Und dann...“
Er schluckte den Rest
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