Die Geisterseherin (German Edition)
Frau lachte kurz und nickte dann.
„Gerne, aber so viel gibt es da nicht zu erzählen. Ich bin damals als „Yumi“ in Yuki's Körper aus Ninohe weggezogen und mit dem Zug nach Sapporo gefahren. Dort habe ich versucht eine Bleibe und einen Job zu finden, was sich zu dem Zeitpunkt allerdings als sehr schwer herausgestellt hat. Schließlich hat mich die alte Nanjo von der Straße aufgelesen. Durch sie bin ich auch in die Villa gekommen... als Dienstmädchen, so wie sie mich kennengelernt haben. Wissen Sie, damals hat die gute alte Nanjo auch noch dort gearbeitet.“ „Okay?“
„Naja... was soll ich sagen? Ich verdiente gut, hatte eine Bleibe... und Jin verliebte sich in mich.“
Sie kicherte noch einmal leise.
„Es ist schon lustig, nicht wahr? Während überall die Welt am Abgrund steht und Chaos, Entsetzen und Verzweiflung die Menschen heimsuchen... habe ich das genaue Gegenteil gefunden. Liebe... Geborgenheit und Akzeptanz. Für die Menschheit waren die letzten zwei Jahrzehnte die schlimmste Zeit ihrer Geschichte, doch für mich waren sie das genaue Gegenteil.“
Sie machte eine kurze Pause, warf einen verträumten Blick aus dem Fenster.
„Ich... ich habe Jin alles zu verdanken. Mein ganzes Leben, dass ich heute überhaupt so leben kann, wie ich es tue... das habe ich alles nur dank ihm. Eigentlich stehe ich tiefer in seiner Schuld, als ich es jemals gutmachen könnte.“
„Ihr Geschlecht wohl auch, nehme ich an... Sie sind doch jetzt... eine komplette Frau, oder?“
Yumi nickte und Kinoshita konzentrierte sich wieder verstärkt auf die Straße. Jetzt hatte er immerhin eine Ecke des Puzzles zusammen. Er hatte Yuki Yutaka gefunden und wusste nun, was aus dem Jungen geworden war, nachdem er Ichihara verlassen hatte.
Mit diesem Wissen und Yuki... nein, Yumi im Schlepptau würde er zu Steve triumphierend zurückkehren. Und dann... würde er diese Ecke des Puzzles ebenfalls zusammen bekommen. Dann fehlte tatsächlich nur noch die große Mitte, Mikoto's Geschichte und die von ihr erwähnte eventuelle Rettung dieser Welt... auch wenn ihm das noch schwer fiel zu glauben.
„Gut, dann nenne ich Sie ab sofort Yumi Hamada... aber verraten Sie mir noch eine Sache...“
Eigentlich hatte er nur eine Frage stellen wollen, aber als neugieriger Mensch sprudelten immer wieder Folgefragen aus ihm heraus. „Was denn?“
„Wieso arbeiten Sie noch immer als Dienstmagd für Jin, wenn Sie, da habe ich Sie doch richtig verstanden, ihn geheiratet haben?“ „Nun...“
Erneut lachte sie, ein glasklares, helles Lachen...
„Ich mag es nicht auf der faulen Haut zu sitzen. Ich hatte endlich begonnen für mich zu sorgen und mir mein Glück zu erkämpfen, ich konnte nicht einfach die Füße hoch legen und „nur die Frau“ an der Seite von Jin sein.. Also habe ich den Job behalten, den ich eigentlich bei ihm hatte... und er hat sich einen Spaß daraus gemacht.“ „Aye...?“
„Ich weiß, auf fremde Menschen wirkt das... seltsam, um es nett auszudrücken. Aber für uns ist das ganz normal. Job ist Job und Privat ist Privat... da gibt es keinerlei Vermischungen. Oh, hier müssen Sie abbiegen, da hinten ist bereits die Tankstelle.“
Kinoshita nickte und setzte den Blinker. Mit dem Benzin, welches er dort bekam, begann seine größte Reise, 1500 Kilometer durch fast das komplette Japan...
Zugegeben, die Fahrt durch Japan war auf der Rückreise für Kinoshita wesentlich angenehmer, als auf der Hinreise. Die Tatsache, dass er jetzt eine, zudem ausgesprochen hübsche, weibliche Begleitung hatte, lockerte die vorher doch sehr stille und langweilige Fahrt immens auf. Es störte ihn dabei auch nicht, dass er ihren Ursprung kannte, sondern er genoss einfach die Gespräche mit ihr.
Außerdem konnte Yumi ebenfalls Auto fahren, wodurch er seinen Rücken entlasten konnte. Die Idee kam dabei ursprünglich von ihr, nachdem sie Hokkaido hinter sich gelassen hatten und bereits in Richtung Odate unterwegs waren. Kinoshita selbst hatte dieses Mal eine Pause veranschlagt, nachdem die letzten „Pinkelpausen“ alle von Yumi ausgingen. Sein Rücken brachte ihn dieses Mal wirklich fast um den Verstand und die Tatsache, dass es nach der letzten Tour keine wirkliche Erholungszeit für ihn gab, half da auch nicht wirklich. Da schlug ihm Yumi plötzlich vor, dass er sich doch auf der Rückband hinlegen sollte, während sie selbst für ein paar Stunden das Steuer übernahm.
Ein Angebot, dass er zuerst nur zögerlich annahm, aber welches er bereits nach
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