Die Geisterseherin (German Edition)
opfern.
„Jetzt habe ich aber noch eine andere Frage an Sie, Herr Kinoshita...“ „Gerne, aber ich kann Ihnen jetzt bereits versichern, dass die Anzahl an Operationen an meinem Körper genau „Null“ beträgt.“, brummte er und begann dann zu lachen.
„Ja, das sieht man Ihnen aber auch an.“
„Na, danke...“
Er wusste selbst, auch ohne, dass man ihn extra darauf aufmerksam machte, dass er alt geworden war. Aber er fand auch, dass er in Würde gealtert war und er für sein Alter noch relativ gut aussah. Relativ... „Nein, meine Frage bezieht sich auf gestern Abend...“
„Gestern Abend?“
Kinoshita runzelte die Stirn.
„Sie haben mit Mikoto geredet, oder?“
„Hä... wa...?“
Ihm verschlug es die Sprache und er war froh, dass er in diesem Moment nichts getrunken hatte, denn die Flüssigkeit hätte er sonst wohl über den gesamten Tisch verteilt.
„Haha, wie kommen Sie darauf“, versuchte er, nachdem er sich gefangen hatte, das Schlimmste abzuwenden.
„Naja, ich habe Sie gestern Abend gehört, nachdem ich in mein Zimmer bin. Aber als ich vorsichtig einen Blick durch den Spion in der Tür warf, da habe ich nur Sie gesehen.“
„Also... wie kommen Sie dann darauf, dass ich mit Mikoto geredet habe?“
„Verschiedene Gründe... zum Einen haben Sie mir noch immer nicht gesagt, wen sie eigentlich suchen und wer sie beauftragt hat. Stattdessen reden Sie immer nur drumherum... und nein, da können Sie sich jetzt nicht heraus reden. Ich bin nicht dumm, Herr Kinoshita. Außerdem... Mikoto war eine Geisterseherin, also ist es praktisch schon gegeben, wenn man jemanden hört, jedoch nicht sieht, dass es mit ihr und Geistern zu tun hat.“
Kinoshita nickte bedächtig.
„Da haben Sie wohl Recht... Mikoto hatte die Fähigkeit, dass kann ich bestätigen. Auch wenn es mich überrascht, dass Sie davon wissen.“ „Meine Zwillingsschwester ist der Grund... Mikoto hat mir vor langer Zeit einmal geholfen ihren Geist auf die andere Seite zu... befördern.“ „Ich verstehe... aber ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht so bin, wie Mikoto. Selbst, wenn Sie ein Geist wäre und mir erscheinen würde, könnte ich Sie überhaupt nicht sehen, verstehen Sie? Außerdem... Mikoto ist seit dem Tag, an dem Sie davongelaufen sind, ebenfalls verschwunden.“
„Was...? Wirklich? Davon wusste ich gar nichts!“
Yumi schien ehrlich überrascht zu sein und er kaufte Ihr diese Reaktion auch ab. Sie hatte sich nie mehr für die Ereignisse in Ichihara interessiert und dann hatte ja auch schnell der Virus die Nachrichten übernommen...
„Ich habe Ihnen nichts davon erzählt, weil Sie meinten, dass Sie mit Ichihara und Ihrem alten Leben nichts mehr zu tun haben wollten, Yumi. Aber wenn es Sie doch noch interessiert... Mikoto verschwand an dem Abend spurlos, nachdem Sie mit Steve in einer Oper war.“ „Die beiden in einer Oper? Zusammen?“, fragte Yumi überrascht nach und begann darauf sofort laut zu lachen, als hätte sie etwas gehört, dass absolut unmöglich war.
„Da kennen Sie die beiden aber schlecht, die haben sich doch gar nicht ausstehen können! Mikoto wäre eher eine Klippe hinab gesprungen, als mit Steve zusammen auch nur einen privaten Abend zu verbringen!“
„Das haben sie ja auch nicht. So wie es aussieht haben sie wohl zusammen gearbeitet... jedenfalls ist Steve der letzte, der Mikoto jemals lebend gesehen hat. Der Fakt bleibt... Mikoto verschwand an diesem Abend spurlos und wurde nie wieder gesehen.“
Er senkte ein wenig die Stimme.
„Natürlich suche ich sie noch genauso, wie ich Sie gesucht habe, Yumi. Um ehrlich zu sein... ich suche sie seit 20 Jahren pausenlos. Das ist auch der Grund, warum ich frühzeitig pensioniert wurde. Man hielt mich für „befangen“, weil ich den Fall nicht zu den Akten legen wollte, bevor ich nicht wenigstens einen Hinweis auf Mikoto's Verbleib gefunden hatte. Diese Einstellung hat sich auch bis heute nicht geändert, Yumi. Solange ich keine Leiche von ihr finde, gebe ich nicht auf.“
Er log sie an. Zum ersten Mal, seitdem er diese Frau kennengelernt hatte, sagte er Ihr nicht die Wahrheit und er musste zugeben, dass ihm das ziemlich schwer fiel. Es würde so gerne erzählen, dass er sie gefunden hatte... dass er geschafft hatte, was seine Kollegen all die Jahre über für lachhaft hielten. Ein kleines Stück seiner Ehre als Polizist wieder herstellen... Aber er wusste genau, dass er das nicht durfte.
Yumi war einmal ein Freund von Mikoto gewesen, aber das war zwanzig Jahre
Weitere Kostenlose Bücher