Die Geisterseherin (German Edition)
her... Wenn Mikoto sich nur ihm gezeigt hatte, und selbst das nur unter einem Umhang, und wenn die Herrin der Zeit tatsächlich so getäuscht werden konnte, dann sollte er das nicht kaputt machen. Und wer wusste schon, was die Zukunft bringen würde? Vielleicht konnte sich Mikoto in ein paar Tagen tatsächlich offen zeigen? Vielleicht würde sie dann als Freundin zurück in Yumi's Leben kehren... oder ihren eigenen Vater von der Ungewissheit der letzten zwanzig Jahre erlösen.
„Kommen Sie, Yumi.“, wechselte er das Thema und lenkte damit das Gespräch auf wichtigere Dinge. „Wir haben heute viel zu tun und ich brenne darauf, eine weitere Ecke des Puzzles zu lösen.“
„Ich komme...“
Es war Zeit endlich zum Gefängnis aufzubrechen, Zeit endlich zu erfahren, warum Steve Moana Van Rosebird damals tötete und vor allem... wo sich die Herrin der Zeit jetzt befand.
Es war Zeit das Puzzle weiter zu vervollständigen.
Knapp eineinhalb Stunden später standen der ehemalige Kommissar Kouhei Kinoshita und Yumi Hamada wieder an jenem Ort, an dem er die Möglichkeit erhalten hatte, Q'nqüra zu finden.
Das Gefängnis von Osaka, dem großen Komplex, der einst so voll war und nun schon fast verwaist wirkte, lag erneut vor ihnen. Der fast leere Parkplatz, der einsame Pförtner, der ihren Besuch durchgab und die noch immer menschenleere Eingangshalle, die Yumi sofort als gruselig beschrieb.
Sogar jene junge Polizistin von damals war an diesem Tag wieder dort und kam, kaum dass Kinoshita und Yumi auf einem der unendlich vielen freien Sitze Platz genommen hatten, sofort auf sie zugeeilt. „Kinoshita war Ihr Name?“
„Das ist korrekt.“
„Dann nehme ich an, dass sie Frau Hamada sind?“
Yumi nickte bestätigend und fragte die Frau, ob sie sich denn ausweisen müsste. Die Polizistin lies sich daraufhin die Ausweise zeigen, was Kinoshita ein wenig verwunderte. Bei seinem letzten Besuch hatte man ihm auch so geglaubt, dass er Kouhei Kinoshita war.
„Außerdem brauche ich ihre Taschen, da es verboten ist Gegenstände in das Besucherzimmer mit hinein zu nehmen.“
Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse und Kinoshita lachte laut auf.
„Wie können Sie verlangen, dass ich mich als Frau von meiner Handtasche trennen muss? Sie sind doch selbst eine Frau...“ „Vorschrift ist Vorschrift, Frau Hamada.“
„Und was ist, wenn ich ein Geschenk für Herrn Steiner habe? Gibt es eine Möglichkeit Ihm dies zukommen zu lassen?“
„Sie können sämtliche Geschenke zur Prüfung bei mir lassen... außer Feilen, die nehmen wir grundsätzlich nicht an.“
Erneut lachte Kinoshita laut auf und Yumi überreichte der Frau grinsend ihre Tasche.
„Ich habe nichts dabei, auch keinen Kuchen, den man auf Feilen untersuchen müsste.“
„Wie schön...“
Die Frau nahm die Tasche entgegen und führte die beiden dann in jenen getrennten Raum, in dem Kinoshita vor bald einer Woche schon einmal Steve Steiner getroffen hatte. Beim Betreten des Raumes atmete er einmal kräftig ein und aus.
„Nervös, Herr Ex-Kommissar?“
„Vermutlich mehr, als Sie es sind, Yumi.“
Es dauerte noch fast fünf Minuten, bevor endlich die Tür auf der anderen Seite des Sicherheitsglases aufschwang. Fünf endlose Minuten, die Kinoshita beinahe um den Verstand brachten, während Yumi geduldig wartend in Richtung Tür blickte. Zumindest äußerlich geduldig, denn wer sie genau beobachtete, der konnte durchaus feststellen, dass Yumi ebenso aufgeregt war, wie Kinoshita, wenn auch aus einem anderen Grund.
Sie mochte mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen haben, aber sie pflegten damals eine Freundschaft, die man nicht so einfach von sich schob.
Und schließlich kam der Moment, jener Moment, auf den sie gewartet hatten. Die Tür schwang auf und Steve Steiner, ein erwachsener Mann, kam zur Tür herein, lief in den Raum und ein Stück auf den Ex-Kommissar zu. Dann blieb er stehen und seine Augen musterten die Frau, die ihn mit großen Augen anstarrte.
„Yu... yuki?“, stammelte er schließlich überrascht und die Frau nickte leicht.
„Ich... ich bin... beeindruckt. Dass du deinen Weg findest, das habe ich nie bezweifelt... aber dass du... es so erfolgreich schaffst, dass überrascht mich dann doch. Gut siehst du aus, wenn ich das so sagen darf.“, stammelte er, sichtlich rot im Gesicht.
„Ich würde gerne dasselbe über dich sagen, Steve... du bist erwachsen geworden, so wie ich auch... aber man sieht dir an, dass du seit Jahren hier eingesperrt bist.“, antwortete Yumi ihm,
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