Die Geisterseherin (German Edition)
zu weinen, weil heute irgendwie alles schief lief.
„Hören Sie, ich scherze nicht! Es geht um den Fall mit der toten Schülerin, Iori Sawachika! Es steckt mehr dahinter, als die Polizei weiß... und wenn ich nicht bald mit Herrn Kinoshita rede, dann wird alles umsonst gewesen sein!“, jammerte sie den Tränen nahe in das Telefon.
Noch einmal war es für einen Moment ruhig auf der anderen Seite, dann kam endlich die erlösende Antwort.
„Warten Sie einen Moment, ich werde Ihnen Herrn Kommissar Kinoshita durchstellen.“
Mikoto fiel ein Stein vom Herzen und sie bedankte sich dafür. Dann hörte sie ein kurzes Tuten, worauf ein mechanisch klingendes Klicken folgte, bevor sich die ihr bekannte Stimme des Kommissars endlich am Telefon meldete.
„Kommissar Kinoshita am Apparat. Ich hoffe, dass es wichtig ist.“, ertönte die Stimme des Kommissars.
Mikoto griff sich an den Kopf, wieso hatte sie ihm nicht gesagt, was Mikoto ihr gerade erzählt hatte? War die Polizei von Japan tatsächlich so unfähig?
„Herr Kinoshita, hier ist Mikoto Sugisaki, das Mädchen, dass die Leiche von Iori Sawachika gefunden hat!“
„Ah, ich erinnere mich. Ist Ihnen noch etwas eingefallen? Sie müssen wissen, ich war gerade dabei...“
„Hören Sie mir bitte zu!“, unterbrach ihn Mikoto scharf. „Sie müssen so schnell es geht die Wache verlassen, Ihr Leben ist in Gefahr!“ Noch ein letztes Mal war es ruhig am anderen Ende der Leitung, dann meldete sich die Stimme des Kommissars hörbar unsicher: „Ich habe verstanden...“
Mikoto fiel ein weiterer Stein vom Herzen.
Als Herr Kinoshita aus dem Meeting gerufen wurde, war ihm das ganz Recht. Er hasste diese Meetings, vor allem, wenn es nicht wirklich etwas zu erzählen gab. Es ging um den Selbstmord dieser Schülerin und um eine Aufrüstung des Labors, damit solche AutopsieFehler nie wieder passierten. Er hatte gleich zu Beginn alles gesagt, was er dazu zu sagen hatte und seitdem hatte sich das Gespräch in einer endlosen Diskussion um die Bezahlbarkeit und die Reich- und Tragweite dieser Fehler gedreht. Dann kam plötzlich die Frau aus der Notzentrale hereingestürmt und drückte ihm ein Telefon in die Hand, meinte, dass es um Leben und Tod gehen würde.
Für Kommissar Kinoshita klang das in diesem Moment aber mehr wie eine Rettung.
Und dann war da dieses Mädchen am Telefon, welches die Leiche von Iori Sawachika gefunden hatte.
„Hören Sie mir bitte zu, Sie müssen so schnell es geht die Wache verlassen, Ihr Leben ist in Gefahr!“, hatte sie ihm durch das Telefon gesagt und er brauchte keine zwei Sekunden um das zu verstehen. Ihm war auch sofort klar, warum er nicht auf der Polizeiwache bleiben konnte, im Gegensatz zu der Frau, die ihm das Telefon brachte, wie er später erfuhr. Die Logik gab ihm die Antwort, die ihr verborgen blieb. Wenn man mit... sagen wir einer Bombe... zu ihm unterwegs war, dann hatte man sicherlich vorher seine Verhaltensweisen genau studiert. Man würde wissen, dass er jetzt auf der Wache war und anschließend eine bestimmte Route zu seinem Haus fuhr. Man wusste also sehr leicht ganz genau, wo man warten musste, damit man ihn erwischen konnte. Sicherlich war dies oder etwas sehr ähnliches der Grund, warum das Mädchen Mikoto wollte, dass er aus der Wache verschwand!
„Wo sind Sie jetzt?“, fragte er das Mädchen.
„Ich bin noch im Schulkomplex, aber hier ist es nicht mehr sicher... kommen sie am Besten in die Innenstadt, an die Kreuzung, wo dieser Supermarkt steht. Ich warte dort auf Sie... aber beeilen Sie sich!“ Er überlegte kurz und dann fiel ihm ein, welchen Supermarkt das Mädchen meinte.
„Verstanden, ich bin in ein paar Minuten dort.“, antwortete er. Dann legte er auf und blickte sich kurz um. Die Frau, die ihm das Telefon gegeben hatte, stand ein paar Schritte von ihm entfernt und beobachtete ihn, der Rest der Wache schien so wie immer. „Ich muss weg, sagen Sie den Leuten im Meeting, dass ich nicht weiß, wann ich wieder da bin.“
„Verstanden, Herr Kinoshita.“
Das Mädchen eilte davon, während er kurz überlegte, ob er sich etwas anderes anziehen sollte, damit man ihn nicht ganz so schnell erkannte. Aber er verwarf den Gedanken schnell wieder, da ihn das nur Zeit kosten würde. Wenn wirklich jemand auf dem Weg hierher war... wenn er wirklich auf der Abschussliste irgendeines Gangster stand, dann musste er schnell irgendwohin, wo er nicht vermutet wurde. Er musste untertauchen und durfte dafür keine Zeit verlieren! „Hey, Honda!
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